Schrobenhausen/Aresing
An Fronleichnam die Sintflut: Starke Überschwemmungen

09.06.2023 | Stand 14.09.2023, 23:38 Uhr

Starke Regenfälle überspülten Straßen. Foto: M. Schalk



Das kann Elektronik- und Wetterexperte Wolfgang Haas aus Langenmosen mit Zahlen belegen: Seine Messgeräte haben für Langenmosen zwischen 17.15 und 19.15 Uhr 29,3 Millimeter Niederschlag aufgezeichnet. Ganz anders in Aresing: Hier waren es am gleichen Abend in nur eineinhalb Stunden 129 Millimeter. „Das sind 13 volle Zehn-Liter-Eimer auf jeden Quadratmeter. Solche Mengen kann der Boden natürlich nicht aufnehmen, es gibt unausweichlich Überflutungen“, sagt Haas.

1750 Blitze im Umkreis von 20 Kilometern

„Das Gewitter war auch heftig“, weiß er, denn noch etwas haben seine Messgeräte aufgezeichnet: „Es sind im Umkreis von 20 Kilometern immerhin 115 stärkere Blitze niedergegangen. Etwa 1750 Blitze waren es insgesamt, auch solche, die innerhalb der Wolken verlaufen und den Boden nicht erreichen.“

Die Folge des Unwetters: In der Bürgermeister-Götz-Straße in Schrobenhausen blieb ein Mini im knietiefen Wasser stecken, in Oberlauterbach verwandelte sich die Straße in einen Fluss, der sich auf die Vorgärten der Häuser ausdehnte. In Richtung Kühbach gab es heftige Hagelschauer, die B300 war wohl streckenweise weiß. Aresing lief voll wie ein Kessel und war nur noch mit größerem Gefährt zu erreichen. Die Freiwilligen der Feuerwehren waren die ganze Nacht im Einsatz, um Straßen zu sperren und Keller auszupumpen, unter anderem auf dem Betriebsgelände der Firma Bauer in Aresing. An Schlaf war nicht zu denken.

Ein Keller voll mit Hagelkörnern

Mindestens 50 bis 75 Einsätze hatten die Feuerwehren im Aresinger, Gachenbacher und Schrobenhausener Bereich, schätzt Kreisbrandinspektor Andreas Stark am Morgen nach den Fluten. Ganz genau kann er es nicht sagen, denn es seien so viele Notrufe eingegangen, dass die Leitstellen nicht mehr alles hätten koordinieren können. In Aresing habe man deshalb eine vorübergehende Leitzentrale eingerichtet, die die lokalen Feuerwehreinsätze überblickte. „In Weilenbach ist sogar ein Keller voller Hagel gewesen. Unvorstellbar!“, erzählt Stark von den teils verheerenden Ausmaßen des Unwetters. „Aber zum Glück ist wohl niemandem etwas passiert“, betont Stark. Die Schäden seien seines Wissens nach alle materieller Natur.

Zahlreiche Feuerwehren aus der Region waren im Einsatz

Das bestätigt Christian Linden, Dienststellenleiter der Schrobenhausener Polizei. Auch bei ihm seien keine Meldungen über verletzte Personen aufgeschlagen. Die Polizei selbst sei nicht groß im Einsatz gewesen in der Nacht. „Die Einsätze wurden direkt von der Feuerwehr abgearbeitet“, erzählt er. Zwischendurch habe es zwar geheißen, es müssten eventuell Autos wegen des steigenden Weilachpegels abgeschleppt werden, was dann aber nicht nötig war.

Im Einsatz waren unzählige Ehrenamtliche der Wehren aus Schrobenhausen, Mühlried, Sandizell, Aresing, Rettenbach, Oberlauterbach, Weilenbach, Waidhofen, Wangen, Peutenhausen, Gachenbach, Weilach und Schiltberg, dazu die Hochwassermodule aus Untermaxfeld und Burgheim. Wer nicht in den eigenen Gemeinden im Einsatz war, unterstützte im Bereich Aresing, Schrobenhausen und Gachenbach. Denn hier schlug das Unwetter mit voller Wucht zu – und, so Stark, es habe sich immer weiter über diesem Bereich gedreht und sei lange nicht weitergezogen.

Ein Phänomen, das für den Wetterexperten Wolfgang Haas aus Langenmosen nicht neu ist. Es gebe da zwei bis drei Quadratkilometer, auf denen sich immer wieder eine Gewitterwolke ganz besonders entlade. Er habe selbst lange in Rettenbach gewohnt, erzählt Haas, und er erinnert sich, wie nach einem Unwetter die Landwirte die Erde zwischen Aresing und Rettenbach mit Radladern zurück auf ihre Felder gefahren hätten.

„Die Weilach war kurz vorm Überlaufen“

Das Hauptproblem, mit dem die Wehr in Schrobenhausen an Fronleichnam zu tun hatte, war die bereits erwähnte Weilach, wie auch Kommandant Ralf Schlingmann erzählt. „Die Weilach war kurz vorm Überlaufen.“ Der Sandsackdamm sei dann aber glücklicherweise doch nicht notwendig geworden, „bevor es dramatisch geworden ist, sind die Pegel gefallen“, erzählt Schlingmann. Bei 30 bis 40 Einsätzen seien die Schrobenhausener in der Nacht gewesen in der Stadt selbst und der Umgebung. Zu Hause ist er auch um 9 Uhr vormittags noch nicht. Auf die Frage, wie lang die Einsätze gingen, sagt er: „Sie laufen noch.“

SZ