Doch Goachttrasse?
Wie es nach dem Aus der Ostumgehung in Schrobenhausen weitergeht

Große Gelassenheit bei der Aktionsgruppe „Rettet das Goachat“

21.05.2022 | Stand 23.09.2023, 0:58 Uhr

Bei Altenfurt gilt eine Abfahrt von der B300 Richtung Staatsstraße nach Pfaffenhofen als denkbar (die skizzierten Striche deuten das nur an, eine Planung gibt es noch nicht); da ist man aber noch ganz am Anfang. Foto: SZ

Von Mathias Petry

Schrobenhausen – Die Marschroute ist eindeutig: Mit seinem Beschluss vom Dienstag, eine Umgehungsstraße für Schrobenhausen im Osten der Stadt zu beerdigen, setzt der Stadtrat voll auf diese eine Karte: Die Goachttrasse bleibt nun die einzige Chance, den Schwerlast- und den Durchgangsverkehr aus der Stadt herauszubringen.

Stadtverwaltung ist am Zug

In den vergangenen knapp 40 Jahren hat Schrobenhausen fünfmal den Bau einer Umgehungsstraße im Südwesten beschlossen – und bisher nie eine Baugenehmigung bekommen. Der aktuelle Anlauf wurde im Januar 2019 genommen. Wie die Regierung von Oberbayern auf Anfrage berichtet, ist im laufenden Planfeststellungsverfahren gerade die Stadtverwaltung am Zug; sie muss Stellungnahmen zu den Einwendungen und Äußerungen der Träger öffentlicher Belange verfassen. „Erst wenn diese vorliegen, kann über den weiteren Fortgang des Verfahrens entschieden werden“, teilt die Regierung auf Anfrage unserer Zeitung mit.

Zu den Chancen, dass die Goachattrasse jemals realisiert werden wird, äußert sich bei den Genehmigungsbehörden aktuell niemand, auch aus einem Grund, den der Chef des Staatlichen Bauamts in Ingolstadt, Stephan Blauth, am Dienstag im Stadtrat schon anführte: auch während eines solchen Verfahrens können sich Regularien verändern. Grundsätzlich geht es bei Baumaßnahmen durch stark geschützte FFH-Gebiete um die Frage, ob die sogenannte Erheblichkeitsschwelle gerissen wird, erklärte Blauth am Freitag auf Nachfrage am Telefon. Wie sehr würde geschützte Natur beeinträchtigt? Lässt sich nachweisen, dass es keine zumutbare Alternative gibt?

Genau das war das Kernproblem in Mühlried, wo die ortsnahe (und politisch nicht gewollte) Variante mutmaßlich verträglicher gewesen wäre als die ortsferne. Die Stadt hatte aber auf den – wohl nötigen – Schritt verzichtet, sie überhaupt in Erwägung zu ziehen.

Gleiches steht der Stadt nun auch bei der Goachattrasse ins Haus: Auch hier muss sie nachweisen, dass die gewählte Trasse alternativlos ist.

In einem Punkt haben diejenigen, die die Umgehungsstraße wollen, schon mal Glück: Auch wenn es in dem Ansinnen, den Schwerlastverkehr aus der Innenstadt zu verbannen, eigentlich egal ist, ob er links oder rechts herum geführt wird – die ortsnahe Trasse im Osten wird im Goachattrassen-Verfahren als Alternative nicht geprüft.

„Beide Projekte werden unabhängig voneinander betrachtet, da es jeweils für das konkrete Projekt darauf ankommt, ob es erhebliche Beeinträchtigungen für das FFH-Gebiet verursacht“, teilte die Regierung auf Anfrage unserer Zeitung mit. „Es handelt sich nach den vorgelegten Unterlagen nicht um unterschiedliche Varianten eines Projektes, sondern um zwei getrennte Projekte.“

Aktionsgruppe sieht „erhebliche Eingriffe“

Bei der Aktionsgruppe „Rettet das Goachat“ sieht man den Bemühungen der Stadt sehr gelassen entgegen. Nach den Informationen, die den Verantwortlichen vorliegen, sei der Eingriff ins FFH-Gebiet im Westen der Stadt derart erheblich, dass ein Straßenbau in diesem Bereich nicht genehmigungsfähig sei. Einer der Sprecher der Gruppe, Klaus Toll, sagt es ganz deutlich: „Wir sind überzeugt davon, dass die Goachattrasse nicht gebaut wird.“

Und darauf hatten ja schon vor vielen Jahren Experten der Regierung von Oberbayern nach Informationen unserer Zeitung hingewiesen: dass es nur eine Trasse gebe, die überhaupt als potenzielle Umgehungsstraße für Schrobenhausen, um den Schwerlastverkehr aus der Stadt zu bringen, infrage kommt: die ortsnahe Ostumgehung.

Zumal die Gegner im Westen noch weitere Trümpfe in der Hand halten: die geplante Renaturierung der Paar, dann die begonnene, aber unterbrochene Ausweisung des Goachats als Naturschutzgebiet – und der Klageweg, der im Westen der Stadt weit erfolgsversprechender gilt als bei der ortsnahen Variante im Osten. Von dieser – mutmaßlich – einzigen Chance hat sich der Stadtrat aber nun in seiner Sitzung am Dienstagabend verabschiedet.

SZ