Bergheim
Abwasserbeseitigung als große Herausforderung

Bürgerversammlung in Bergheim mit regem Zuspruch – Kläranlage in der Kerngemeinde wird mit Pumpstrecken angesteuert

18.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:15 Uhr

Nach zweijähriger Corona-Zwangspause gab es reges Interesse an einer Bürgerversammlung in Bergheim. Foto: S. Hofmann

Von Sebastian Hofmann

Bergheim – Die Baugebiete Luckerberg II und III, zahlreiche Herausforderungen im Zuge der Corona-Pandemie, ein neues Haus für Bauhof und Feuerwehr – in Bergheim war und ist viel los, wie die zahlreichen Besucherinnen und Besucher der Bürgerversammlung unlängst bewiesen bekamen. Eine große Investition für die Zukunft, zu der es aber noch kein Zahlenmaterial gibt, wird die Abwasserbeseitigung sein, die zentrales Thema der Veranstaltung in der Dorfhalle war.

Bergheims Bürgermeister Tobias Gensberger (Dorfgemeinschaft) freute sich „narrisch“, dass so viele Gemeindebewohnerinnen und -bewohner den Weg in die Dorfhalle gefunden hatten, und dass man sich „ganz ohne Maulkorb“ gegenübersitzen konnte. Für die Präsentation zur Zukunft der Abwasserbeseitigung hatte sich der Rathauschef Unterstützung vom Planungsbüro Wipflerplan geholt. Nick Bachmann und Andreas Vogl referierten zu dem Weg, der in Bergheim eingeschlagen werden soll.

Ausgangspunkt war die kleinste Kläranlage der Gemeinde, das Teichklärbecken in Attenfeld. Bereits 2016 bekam die Gemeinde den Bescheid, dass diese aufgrund neuer EU-Wasserrechtlinien saniert werden muss. Eine Untersuchung ergab jedoch, dass eine Auflassung und das Pumpen der Abwässer in eine andere Anlage zukunftsträchtiger ist. Die Wahl fiel auf die Kläranlage Unterstall, nach dort hin wurden drei verschiedene Pumpstrecken in Betracht gezogen. Letztlich lief es in der Planung auf eine 3,85 Kilometer lange Trasse hinaus, bei der keinerlei Geruchsbelästigung entsteht und zudem noch Synergieeffekte bei der Sanierung der Kreisstraße ND2 genutzt werden können.

Die Unterstaller Kläranlage stellt sogleich das nächste Projekt in der Kette Abwasserbeseitigung dar. „In der Kläranlage Unterstall schaut’s auch nicht viel besser aus als in Attenfeld“, sagte Vogl. Diese ist, wie Untersuchungen ergeben haben, bereits jetzt nicht mehr zeitgemäß und zudem mit rund 900 angeschlossenen Einwohnerwerten überlastet – gebaut wurde sie für 740. Ein weiteres Problem: Der Vorfluter, ein namenloser Bach, ist zu klein. Also musste eine andere Variante her. Die Lösung war schließlich, dass auch die Unterstaller Anlage aufgelassen und letztlich zu einer Pumpstation umgebaut wird.

Die Abwässer aus Attenfeld und Unterstall werden über eine Druckleitung nach Bergheim gepumpt. Die dortige Anlage ist die modernste im Gemeindegebiet und hat noch auf viele Jahre hinaus Kapazitäten. Ein Zuhörer wollte wissen, ob ein Wachstum der Gemeinde eingerechnet sei. Fachmann Vogl versprach, dass die Gemeinde in Sachen Abwasserbeseitigung für die nächsten 20 bis 50 Jahre gerüstet sei.

Was alle Projekte zusammen kosten werden, sei aktuell nicht abzuschätzen, sagte Bürgermeister Gensberger. Die Zeiten seien schwierig, verlässliche Aussagen von Unternehmen gebe es kaum. „Ganz offen und ehrlich: Ohne Verbesserungsbeiträge wird das hier nicht gehen“, so das Gemeindeoberhaupt. Zur Beruhigung der Zuhörer nannte er dann noch einen neuen Abrechnungsmodus bei der Erschließung von Neubaugebieten: In Zukunft gilt dabei voll das Verursacherprinzip. Das bedeutet, dass Neuanschlüsse komplett von den jeweiligen Grundstückseignern gezahlt werden müssen und die Allgemeinheit nicht mehr zur Kasse gebeten wird.

DK