Schrobenhausen
90 Tonnen Lebensmittel gerettet

Verena Bartelmann erklärt Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, wie die Tafel in Schrobenhausen arbeitet

22.12.2022 | Stand 17.09.2023, 7:40 Uhr

Die Klassensprecher Jakob und Mona übergaben Verena Bartelmann die Spendenkiste der 10a. Foto: Julia Wetzel

Schrobenhausen – Weihnachten steht vor der Tür, und viele warten schon sehnsüchtig auf die Feiertage, an denen gemeinsam in der Familie geschlemmt wird. Dabei landet meist eher zu viel auf den Tischen und am Ende das ein oder andere im Müll, weil es nicht mehr gegessen wurde. Dass es wiederum Familien in Schrobenhausen gibt, für die es ein Problem ist, überhaupt ein besonderes Weihnachtsmenü auf den Tisch zu zaubern, bedenken die wenigsten.

Mit dem Thema „Armut in Deutschland“ beschäftigen sich derzeit die zehnten Klassen im Deutschunterricht und die Klasse 10 a hat jetzt Verena Bartelmann, Vorsitzende der Tafel in Schrobenhausen, ins Klassenzimmer eingeladen, um mehr über die Arbeit der Tafel, die es seit 18 Jahren in Schrobenhausen gibt, zu erfahren.

Tafel betreut derzeit 350 Personen

Derzeit werden 350 Personen, davon über die Hälfte Kinder, regelmäßig von der Tafel als Zubrot versorgt. Dafür werden dreimal in der Woche Supermärkte der Region angefahren. Die dort erhaltenen Lebensmittel werden überprüft, geputzt und auch aussortiert. Dienstags ist dann von 9 bis 18 Uhr die Ausgabe der Lebensmittel.

Und wer bekommt etwas von der Tafel? „Leute, die sich ihren Lebensunterhalt mit den Energiepreisen und Lebensmittelpreisen nicht mehr leisten können: Rentner, Alleinerziehende, Hartz4-Empfänger und viele mehr“, erklärte Verena Bartelmann. Natürlich hat die Flüchtlingswelle in diesem Jahr auch die Tafel überrollt. Auf einen Schlag hatte man 100 Leute mehr zu versorgen, mittlerweile sind es 70 Familien, darunter auch Großfamilien mit bis zu zehn Kindern.

Die Tafel sei eine Begegnungsstätte für Menschen aller Nationen. Verena Bartelmann kennt mittlerweile viele Lebensgeschichten und auch Vorlieben: „Wenn wir wissen, dass jemand besonders gerne Orangen mag, dann gibt man dem mal auch eine mehr, wenn man eine hat.“

Ein Problem sei jedoch, dass die Lebensmittelspenden weniger werden. Dies liege einerseits an Sonderangebote der Supermärkte am Abend oder den speziellen Regalen „noch zu gut für die Tonne“, aber auch an den Food-Rettern, die oft schneller sind. Die 10a zeigte sich bestürzt, da die Food-Retter sicherlich einen wertvollen Beitrag gegen die Lebensmittelverschwendung leisten, ihre Lebensmittel aber nicht nur an Bedürftige verteilen, während bei der Tafel die Bedürftigen dann schon mal leer ausgehen. „Warum arbeiten die denn nicht zusammen?“, fragte ein Schüler entrüstet. Nächstes Problem sind natürlich die steigenden Energiekosten. Deshalb ist die Tafel auf Geldspenden angewiesen.

Beeindruckt zeigte sich die Klasse von aktuellen Zahlen, die Verena Bartelmann verkündete: 14400 Leute im Jahr werden versorgt, 16904 Stunden haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter im vergangenen Jahr unentgeltlich gearbeitet. 90 Tonnen Lebensmittel wurden im letzten Jahr gerettet.Verena Bartelmann selbst hat eine 50- bis 60-Stunden-Woche,

Zulauf um über 60 Prozent gestiegen

Derzeit hat die Tafel 60,2 Prozent mehr Zulauf. Allein in einer Dezemberwoche seien sieben Familien dazugekommen. „Wir schicken keinen ohne etwas nach Hause“, sagte Verena Bartelmann.

Wie man die Tafel unterstützen kann, fragten die Schüler. Durch Spenden natürlich. Gesucht werden vor allem haltbare Sachen wie Waschmittel, Nudeln, da sie selten von den Supermärkten aussortiert werden. Aber auch gebrauchte Schulranzen und Schulbedarf werden gerne angenommen. „Einfach zu uns fahren während der Öffnungszeiten“, lud Verena Bartelmann ein.

„Erfährt man auch, was aus denjenigen wird, die nicht mehr zur Tafel kommen?“, wollte ein Schüler wissen. Da musste Verena Bartelmann schmunzeln. Einmal habe jemand gesagt: „Heute komme ich zum letzten Mal zu ihnen, ich habe jetzt eine Arbeit gefunden und gehöre nun zu den Reichen.“ Übrigens seien es oft die Ärmeren und der Mittelstand, die spenden. Bartelmann: „Von den Reichen kann man das Sparen lernen.“ Abschließend überreichte die Klasse eine Kiste mit Lebensmitteln.

SZ