Die Kompositionen von Heinz Winbeck „tempi notturni“ aus dem Jahr 1979 und die seines Schülers Bernhard Weidner „Gotisches“ aus 2023/2024 sind als Uraufführung am Donnerstag im Münchener Kreativquartier Schwere Reiter, am Freitag in Raisting und am Samstagnachmittag im ehemaligen Pfarrhof von Schambach zu hören gewesen.
Letzterer hat eine ganz besondere Verbindung zu dem vor fünf Jahren gestorbenen Kompositionsprofessor Heinz Winbeck – war er doch sein jahrelanger Wohnort und wird noch von seiner Frau Gerhilde Winbeck weiterhin mit musikalischem Leben erfüllt.
„Ich selbst finde es sehr schön, dass dieses Jahr die Konzerte in Schambach mit zeitgenössischer Musik der Winbeck-Schülerin Ines Lütge beginnen und dem Werk von Bernd Weidner enden können und das immer in der Konstellation Lehrer – Schüler“, führte Gerhilde Winbeck die Zuhörer in die Thematik ein.
Gotische Kathedralen als Inspiration
Für Weidner war es sein drittes Streichquartett, das diesmal vom Zentaur-Quartett mit Ronja Sophie Putz und Marc Kaufmann an den Violinen, Katharina Schmauder an der Viola und Stefano Cucuzzella am Violoncello aufgeführt wurde. Die vier widmen sich sehr engagiert der zeitgenössischen Musik und arbeiten eng mit dem Komponisten zusammen. Die Idee zu seinem dritten Streichquartett kam Weidner – wie er vorab berichtete – im vergangenen Jahr auf einer Tour zu drei gotischen Kathedralen in Frankreich und führte ihn zum Wunsch zu einer ausgedehnten Komposition mit weiten musikalischen Bögen. Zudem nahm er visuelle Elemente mit hinein, die in drei Fotografien in den Bühnenraum hineinprojiziert wurden und Einfluss auf die Musik nahmen.
„Es ist interessant, die Kompositionen in unterschiedlichen Räumen zu hören, zumal hier Winbecks Geist unleugbar präsent ist“, meinte Weidner vorab im Gespräch mit unserer Zeitung.
Klangliche Vielfalt abseits gewohnter Pfade
Die Kulturbeauftragte des Riedenburger Stadtrats, Karin Dachs (CSU), freute sich über das Zustandekommen dieser außerordentlichen Premiere in Schambach und versprach den Zuhörern eine sehr spannende Veranstaltung. Wer als Klassikfan allerdings die Klangfolgen von Mozart oder Beethoven gewohnt war, wurde bald von den vielfältigen, sehr engagierten und klanglich vielfältigen Saitenvibrationen des Quartetts samt manch jäh wirbelnder Notenvorgaben des einstigen Winbeck-Schülers in den Bann gezogen.
„Traditionslinie von Lehrer zu Schüler erspüren“
„Ich freue mich, dass neben meinem Stück das 2. Streichquartett „tempi notturni“ meines Lehrers Heinz Winbeck auf dem Programm steht. Es ist ein sehr persönliches und poetisches Werk und vielleicht lässt sich so etwas wie eine Verbindung, eine Traditionslinie von Lehrer zu Schüler erspüren“, hatte Weidner dazu in einem Flyer formuliert.
Dem Publikum gefiel der neue Zeitgeist in den Kompositionen und belohnte die Akteure mit Applaus.
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