Therapiehund benötigt
Sie überlebte die „Horror-Eltern von Ihrlerstein“ – Dorf will für Juliane sammeln

Gemeinde und Sportverein sammeln Spenden für traumatisierte junge Frau

14.05.2024 | Stand 15.05.2024, 6:17 Uhr |
Renate Beck

Dramatische Ereignisse erlebte Juliane Kaltenegger in ihrer Kindheit. Ein Assistenzhund könnte laut Ärzte ihr Leben erleichtern. Ihre ehemalige Heimatgemeinde will einen Teil dazu beitragen. Foto: Verena Ott

Menschen aus Ihrlerstein (Landkreis Kelheim) wollen Spenden für die schwer traumatisierte ehemalige Gemeindebürgerin Juliane Kaltenegger (22) sammeln. Sie sprach mit unserer Zeitung über ihre Vergangenheit bei den „Horror-Eltern von Ihrlerstein“.



Sowohl bei der Kreativausstellung als auch bei der offiziellen Einweihung der Soccer-Arena sollen Spenden für die schwer traumatisierte ehemalige Gemeindebürgerin Juliane Kaltenegger gesammelt werden. Bereits bei einer Gemeinderatssitzung vor einigen Wochen hatte 2. Bürgermeisterin Gabi Schmid eine Anfrage nach einer Spende für einen Assistenzhund verlesen. Diese schriftliche Anfrage kam von der 22-jährigen Juliane Kaltenegger, die ihre Kindheit in Ihrlerstein verbrachte.

Schreckliche Kindheit bei den „Horror-Eltern von Ihrlerstein“

Das Drama um sie und ihre sieben Geschwister, die in ihrem Ihrlersteiner Elternhaus schreckliche Zeiten erlebten, hatte die ganze Gemeinde tief bewegt. 2007 wurden die Kinder den von Medien als „Horror-Eltern“ bezeichneten Eltern entzogen. Aufgrund der im Elternhaus erlittenen psychischen und physischen Misshandlungen und der daraus resultierenden Traumata wurde Juliane in einer entsprechenden Einrichtung untergebracht. Dort habe sich ihr Trauma aufgrund weiterer Negativ-Erfahrungen noch verschlimmert, so Gabi Schmid.

Heute lebt Juliane in Ingolstadt. Laut eigenen Angaben hat sie eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung mit dissoziativen Störungen und Depressionen. Es fällt ihr schwer, alleine das Haus zu verlassen oder alltägliche Dinge zu bewältigen.

Den Job musste sie aufgeben



Aufgrund dessen musste sie ihren Job aufgeben, ein neuer sei schwer zu finden. Sie besitzt einen Schwerbehindertenausweis. Wie Juliane Kaltenegger unserer Zeitung berichtet, wartet sie auf die Genehmigung einer Erwerbsminderungsrente. „Mein Lebenspartner unterstützt mich, wo er kann, auch finanziell.“ Arbeitsbedingt könne er aber nicht immer bei ihr sein. Die Ärzte rieten ihr zu einem Assistenzhund. Dieser könnte ihr das Leben erleichtern. Laut Gabi Schmid würde der gut 30.000 Euro kosten. „Die Krankenkasse zahlt das aber nicht.“ Sabine Treutinger aus Abensberg (Landkreis Kelheim) startete laut Schmid bereits eine Spendenaktion, um das Geld dafür zu beschaffen. Unter diesem Link kommt man direkt auf die Spendenseite, in der sich Juliane Kaltenegger selber vorstellt. Da noch über 10.000 Euro offen sind, beschloss das Ihrlersteiner Gremium einstimmig, anlässlich der Kreativausstellung (30. Mai bis 2. Juni) eine Spendenbox zu diesem Zweck aufzustellen.

Sportverein Ihrlerstein sammelt Geld

Auch der SV Ihrlerstein will die junge Frau unterstützen. In dessen Einladung zur Einweihung der Brandler Soccer-Arena am 9. Juni ist vermerkt, dass „Panikattacken und Krampfanfälle nur ein paar der Symptome sind, welche es ihr nicht möglich machen, ein selbstständiges und normales Leben zu führen. Ein Assistenzhund könne zum Beispiel durch Aufwecken bei Albträumen einen geregelten und lebenswerten Alltag ermöglichen“.

Mit einem Teil des Erlöses aus dem Essens- und Getränkeverkauf möchte der SVI „Juliane dabei unterstützen, sich zeitnah ihren Wunsch von einem eigenen Assistenzhund zu ermöglichen“.

Telefonisch berichtete uns Juliane Kaltenegger kürzlich, dass eine Züchterin für Ende dieses Jahres einen Wurf geplant hat. Die ersten Besuche und Gespräche fanden bereits statt. Hoffnungsvoll verriet sie unserer Zeitung: „Es könnte ein schwarzer Labrador werden.“

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