Der evangelische Ortsgeistliche Christian Bernath begeht in diesem Jahr das 25. Jubiläum seiner Ordination. Die Heimatzeitung hat sich mit dem Seelsorger der Diasporagemeinde Riedenburg, der hier einen Sendungsauftrag nach dem Motto „Einer für alles und alles auf einen“ wahrnimmt, über seinen Lebensweg, seine priesterlichen Erfahrungen und die Situation in der riesigen Flächenpfarrei unterhalten.
Herr Pfarrer Bernath, was steckt eigentlich nach 25 Jahren von den damaligen Idealen, der Begeisterung zur Verkündigung des Wortes Gottes und der Seelsorge für die Menschen noch in Ihnen?
Christian Bernath: Alles! Ich brenne nach wie vor für diese Aufgabe und bin überhaupt nicht amtsmüde. Vieles hat sich zwar seither geändert und auch die Anforderungen der Amtskirche sind anders geworden, etwa in Bezug auf Management und Verwaltung. Auch das Verhältnis der Menschen zum Glauben ist eingebrochen. Aber ich bin und bleibe Visionär und stehe jeden Morgen auf in dem Bewusstsein, die Menschen sollen spüren, dass man das gerne macht und man bei ihnen ist.
Was war eigentlich der Anstoß für Sie, Priester zu werden?
Bernath: Ich komme nicht aus einer Pfarrersfamilie, aber meine Mutter hat mir jeden Abend ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet. Wir hatten einen sehr guten Gemeindepfarrer und bald war mir klar: Das möchte ich auch machen. Und ich habe es in keiner Weise bereut. Als früherer Leistungssportler im Laufsport – auch Laufen ist was Spirituelles – kommt man in Training und Wettkampf öfter an Grenzen und da habe ich mich immer getragen gefühlt.
In 25 Jahren im Priesteramt gibt es sicherlich prägende und markante Begebenheiten. Was ist in Erinnerung geblieben?
Bernath: Die Eindrücke, die man bekommt, und das Vertrauen, das Menschen in einen Priester haben, haben mich immer bestärkt. Mir wurden alle Türen aufgemacht. Wir bieten als Seelsorger keine Dienstleistungen an, sondern versuchen, nah an den Lebenswirklichkeiten der Menschen zu sein. Mein Glaube ist für mich ein Auftrag. Ich frage mich oft: Warum ist das so geworden, dass sich Menschen seit gut 20 Jahren vom Glauben vielfach entfernt haben? Mich treibt und ermutigt aber das Erlebnis mit anderen Menschen, den Konfirmanden und mit Kollegen. Ganz tiefe Eindrücke gibt es oft in den Einzelbegegnungen in der Seelsorge. Natürlich bringt dieser Beruf, den man nicht nach Dienstplan und geregelten Arbeitszeiten ausüben kann, leider auch familiäre Einschränkungen mit sich.
Sie sind Pfarrer einer weit verstreuten evangelischen Diasporagemeinde in einem katholisch geprägten Umfeld. Welche Herausforderungen ergeben sich daraus?
Bernath: Der Standort Riedenburg liegt eher am Rand unserer Pfarrei mit rund 1300 Gläubigen. Geografisches Zentrum wäre Altmannstein. Für ältere Menschen oder Jugendliche ist es oft schwierig, hier her zu kommen. Ich gehe darum auch gerne in die Orte, wo die Pfarrangehörigen leben und sozial eingebunden sind. So ist es für uns zwar schwierig, ein eigenes Gemeinschaftsgefühl zu formen. Aber ich freue mich, wenn die Leute beispielsweise am Ostermorgen um 5 Uhr früh zur Kirche kommen – das schafft Identität. Ich bin jedoch von Herzen ein Ökumeniker, hatte dabei wunderschöne Erlebnisse und würde mich freuen, wenn wir als Katholiken und Protestanten da wieder Zeichen setzen.
Die christlichen Religionen strudeln durch eine schon länger anhaltende Krise. Wie kommt diese Krise im priesterlichen Alltag bei Ihnen an?
Bernath: Natürlich nehme ich den Rückgang der Kirchenbesucher und die Kirchenaustritte wahr. Aber die Gesellschaft ist eine andere geworden, ebenso wie die Lebensführung der Menschen. Wir müssen uns der Situation stellen und brauchen grundlegende Reformen auf allen Gebieten. Glaube entwickelt sich immer weiter, dieses Phänomen hatten wir auch schon in den vergangenen Jahrhunderten.
Sie stehen nach 25 Berufsjahren nahezu in der Mitte Ihres Priesterdaseins. Was sind Ihre persönlichen Ziele und Herausforderungen für die nächsten Jahrzehnte?
Bernath: Ich möchte hier in dieser Pfarrei in Riedenburg bleiben. Wir haben hier einen erkennbaren Generationswechsel, wo man merkt, dass junge Familien Interesse haben. Ich spüre einen Aufbruch von unten, den möchte ich begleiten, stärken und zusammen mit dem Kirchenvorstand zukunftsfähig machen. Ich bin überzeugt, dass das was wird, und finde es spannend, wohin das alles geht. Ich bin in keiner Weise müde.
DK
Das Gespräch führte Lorenz Erl
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