Rotvieh-Ochse Sandro hat – zumindest aus menschlicher Sicht – ein wunderbar artgerechtes Leben hinter sich. Vor knapp einem Jahr wurde er auf der Weide bei Gleislhof in Sichtweite der Rosenburg geboren und er durfte die gesamte Zeit bei seiner Mutterkuh bleiben.
Zusammen mit 25 weiteren Herdenmitgliedern konnte er einen ganzen Sommer lang ohne menschliche Einflüsse die Gräser, Kräuter und Blumen des Magerrasen-Biotops auf der Jurahöhe beweiden. Letzten Montag brachte ihn Johann Graml ohne weiten Anfahrtsweg und ohne Stress zum Schlachter und bereits am Sonntag standen die Menschen im Riedenburger Fuchsgarten Schlange, um aus seinen 230 Kilogramm Schlachtgewicht eine Portion Ochs am Spieß mit Knödel, Soße und Krautsalat genießen zu können.
Vize-Landrat und Bürgermeister loben Projekt
Senior-Wirt Josef Fuchs, Vize-Landrat Wolfgang Gural (CSU) und Bürgermeister Thomas Zehetbauer (CWG) übernahmen die Aufgabe, die ersten Portionen zu verteilen. Die Politiker zeigten sich dabei mit einer ungewöhnlich genussvollen Art des Natur- und Landschaftsschutzes solidarisch.
„Es ist wichtig, dass man Rinderhaltung und Beweidung nicht als klimaschädlich darstellt“, unterstrich Klaus Amann vom Landschaftspflegeverband VöF dabei. „Das Gras braucht Verwerter und durch das Abweiden wird das Wurzelwachstum gestärkt, wodurch vermehrt CO2 gebunden wird. Mit dem Rindfleisch daraus ist eine folgerichtige ökologische Nutzung in genussvoller Weise durch den Menschen gesichert“, schloss er den Kreis.
15 Hektar große Magerrasenfläche bei Gleislhof
Sandro und die Rote-Höhenvieh-Herde beweiden eine 15 Hektar große Magerrasenfläche des Landkreises und der Stadt Riedenburg bei Gleislhof. Wie Amann berichtete, gehören Magerrasenflächen zu den Biotopen in Europa mit dem höchsten Artenspektrum, sowohl aus dem Pflanzen- wie auch aus dem Insektenbereich. „Es ist ein Glücksfall, dass diese Fläche seit neun Jahren durch die Herde der Familie Graml aus Kallmünz beweidet wird“, versicherte er. Die Tiere können sich Tag und Nacht frei auf diesen 15 Hektar bewegen, die Vegetation ihren Bedürfnissen entsprechend nutzen und zudem finden sie Schatten und Schutz unter Hecken, Bäumen und einem eigens errichteten Unterstand.
Künftig möchte Johann Graml die weide- oder hofnahe Schlachtung praktizieren, um dem Tier den Transport zum Schlachter zu ersparen. Die Unterstützung von Vize-Landrat Gural für sein Wirken hat er. „Naturschutz ist immer mehr im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen und damit auch die bewusste Nutzung natürlicher Ressourcen. Ich esse gerne Fleisch und natürlich muss es eine sinnvolle Verwertung für das Weidevieh von diesen Flächen geben. Für Menschen, die Fleisch essen, ist das eine optimale Option“, versicherte er mit Blick auf das Gerippe von Sandro am Drehspieß.
„Ein großer Beitrag zum Naturschutz“
Auch Bürgermeister Zehetbauer steht hinter dem Projekt. „Ich möchte, dass es noch viele Jahre weitergeht, denn die Tiere leisten einen großen Beitrag zum Naturschutz“, betont er. Er weiß aber auch, dass hier viele Hände zusammenspielen müssen. „Es gehören neben der Familie Graml noch der Landkreis, die Stadt und auch die Gastronomenfamilie Fuchs dazu, die uns heute die Gelegenheit geben, die Verwertung des Weideviehs so genussvoll darzustellen“, versichert der Bürgermeister.
Wie gerne dieses bestmögliche Zusammenspiel von Naturschutz, ökologischem Flächenmanagement, Gastronomie und Genuss von den Gästen angenommen wird, zeigte alleine schon ein Blick auf die immer länger werdende Schlange vor dem Ochs am Spieß.
er
Zu den Kommentaren