Von Lorenz Erl
Riedenburg – Wie sich die Riedenburger Drei-Burgen-Halle als Konzertsaal für ein gewaltiges Sinfonieorchester mit gut 60 Musikerinnen und Musikern schlägt, kann man nicht oft erleben. Am Samstagabend aber hatte die schlichte Mehrzweckhalle ihre Bewährungsprobe und es ist den Ensemblemitgliedern der Jungen Philharmonie Ostbayern zu verdanken, dass sie mit ihrer Musik einen fesselnden Zauber über diese einstige Turnhalle ausbreiteten.
Wer von den gut 200 Zuhörern die Augen schloss und nur zuhörte, war gefangen vom Gesamtklang dieser jungen Leute, die alle im Altersbereich von 13 bis Ende 30 Jahren teilweise schon mehrere Instrumente spielen und in ihrer Qualität bereits an manche Profi-Orchester heran reichen. Anders als noch während der Probenwoche im Schullandheim waren sie diesmal alle in einheitlichem Schwarz gekleidet, die Männer trugen sogar eine hellrote Fliege am Hals. „Es wird ein ganz tolles Konzert, genießen sie die Klänge“, versprach die Kulturbeauftragte des Riedenburger Stadtrats, Karin Dachs (CSU), den Zuhörern nicht zu Unrecht in ihren Begrüßungsworten.
Und tatsächlich verblüfften die jungen Leute schon nach wenigen Takten, wie sie nach den nur wenigen Probentagen als homogenes, konzentriert agierendes und klangwuchtiges Orchester die Drei-Burgen-Halle mit ihren Klassik-Interpretationen füllten. Die drei ebenfalls noch jungen Dirigenten Greta Gabriel, Stefan Shen und Markus Ottowitz formten die Laienmusikerinnen und -musiker zu einem feinsinnig agierenden Klangkörper, der sowohl nuancierte Streicherpassagen mit klanglicher Raffinesse herausstellen als auch machtvolle Bläsersequenzen in brillanter Präzision und Leidenschaft wuchten kann.
Dabei hatten sie sich mit ihrem Programm keine leichte Aufgabe gestellt. Die Oberon-Ouvertüre von Carl Maria von Weber eröffnete bereits mit einem anspruchsvollen Horn-Solo und auch das Intermezzo aus Manon Lescaut von Giacomo Puccini war alles andere als leichte Kost für das Orchester.
Bei ihrer musikalischen Reise rund um die Welt malten die Interpreten ebenso die Eindrücke, die Antonín Dvořák in seiner Amerikanischen Suite gesammelt hatte, farbig und geradezu dreidimensional mit ihren Instrumenten in die Halle. Feenhaft transparent und sphärisch schwebend lotete Adina Keilberth als Solistin am Cello die in jüdischer Musiktradition basierende Komposition Kol Nidrei von Max Bruch aus. Virtuos, emotional-hintergründig und mit faszinierender Strahlkraft gab sie den Tönen berührende Lebendigkeit. Dirigent Stefan Shen bettete die sentimentalen Klänge mit dem Orchester dazu in eine unaufdringliche Klangkulisse. Er rückte die ergreifend schönen Cello-Töne in ein betörend stimmiges Gesamtklangbild und stellte sie so sanft in den Vordergrund. Finalstück sollte die Titelmelodie von Alan Menken aus dem Film Aladdin sein, in dem das Orchester sein Publikum auf einen schwungvollen musikalischen Ritt durch den Orient mitnahm.
Aber natürlich war klar, dass das Publikum mit Stakkato-Klatschen die jungen Leute nicht ohne Zugabe gehen lassen wollte. „Ist das eine Aufforderung“, fragte Dirigent Markus Ottowitz schelmisch. Er überraschte die Fans mit dem in voller Orchesterlautstärke mitreißend interpretierten Radetzkymarsch und gab dabei auch dem Publikum die Einsätze zum Mitklatschen, bevor der finale Beifallssturm über das Orchester hinwegbrauste. Karin Dachs bedankte sich für diesen fulminanten Abend und überreichte eine Spende der Stadt. Als kundiger Zuhörer war auch Stephan Ketterl, Vereinsvorsitzender der Riedenburger Stadtkapelle und Domspatzenabsolvent, fasziniert.
„Ein fantastisches Konzert. Sehr vielfältig und mit toller Stimmung im Publikum“, attestierte er. Ähnlich begeistert zeigten sich auch die Musiker wie die Cello-Solistin Adina Keilberth. „Aufgeregt war ich auf jeden Fall, es war mein erstes Solokonzert in großer Orchesterbegleitung. Ich habe die Reaktion des Publikums als sehr positiv empfunden und hatte das Gefühl, es ist angekommen“, verriet sie unserer Zeitung hinter der Bühne.
DK
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