Ideen sind im freien Gedankenspiel noch formbar, künstlerische Vorstellungen im Kopf des Gestaltenden noch federleicht und beliebig veränderbar. Diese Ideen und geistigen Entwürfe dann in hartes Material wie Stein oder Metall mit der gleichen Schwerelosigkeit und Eleganz in greifbare Objekte umzusetzen, ist die Schnittstelle zwischen Fantasie, Realität und fundierter handwerklicher Kunstfertigkeit. Für die Mitglieder des Gestaltungskreises Bayern aber ist dies seit 50 Jahren auch der stetige Reiz und die fortwährende Herausforderung in ihrem Selbstverständnis als Kunstschaffende und Handwerker.
Künstlerinnen und Künstler haben sich 1974 in diesem Kreis als freier Zusammenschluss von kreativen Leuten gefunden, die seither in ganz Bayern Projekte realisieren und Ausstellungen organisieren. Aktuell besteht die Gruppe aus 20 Steinmetzen, Steinbildhauern und Metallgestaltern, von denen zehn noch aktiv tätig sind. Einer von ihnen ist Günter Schinn aus Riedenburg, der zum Jubiläum zusammen mit Essings Bürgermeister Jörg Nowy (FW) dazu eine Ausstellung im Memu – dem einstigen Pfarrhof – organisiert.
Bereits bei Bildhauersymposium in Riedenburg dabei
Bereits beim Bildhauersymposium am Riedenburger Stadtweiher 2022 waren vier der Gestaltungskreis-Mitglieder in der Dreiburgenstadt aktiv. Die damals entstandenen Kunstwerke stehen nach wie vor am Ufer des Stadtweihers. „Wir beschäftigen uns allgemein mit Kunst und der Gestaltung von Themen, ohne uns dabei auf das gelernte Handwerk und die angestammten Materialien zu begrenzen. Uns geht es dabei nicht um den Profit. Uns geht es darum, in unserer Umwelt einen gestalterischen Punkt zu setzen“, betont Günter Schinn. „Es ist die Liebe, sich mit Themen künstlerisch auseinanderzusetzen und dem Formen zu geben“, setzt er nach. Dementsprechend sind nicht nur Auftragsarbeiten entstanden, sondern auch Objekte aus reiner Schaffensfreude.
Unter dem Motto „Status Quo“
Ganz in diesem Sinne können dann auch nur wenige Objekte aus der Ausstellung im Memu erworben werden. Für die Ausstellung haben sich die Mitglieder des Gestaltungskreises das Motto „Status Quo“ gegeben. Zu sehen sind zehn unterschiedliche Formen mit jeweils grafischen Darstellungen der Teilnehmer, die verschiedene Arbeitsweisen beinhalten. Die Bandbreite dabei ist groß, zumal manche Künstler schon seit vielen Jahren Mitglied im Gestaltungskreis sind. Das Motto gibt ihnen die Möglichkeit, auch auf bisherige Schaffenszeiten zurück zu blicken. Aber auch zukunftsgerichtete Umsetzungen in Form von Collagen, Fotografien, Prägedrucken und dazu Kleinplastiken aus Naturstein und Metall belegen die Vielfalt in Ausdruck und Arbeitsweise der Aussteller.
„Arbeitsweise umgedreht“
Auch der Riedenburger Steinmetzmeister Günter Schinn geht dabei über sein eigentliches Material-Metier hinaus. In eine Solnhofener Kalksteinplatte hat er freie kubistische Formen eingetieft, die nun als Prägedruckplatte dient und auf die er feuchtes Büttenpapier presst. So können mehrere Negativ-Abdrucke entstehen, die alle die feinen Erhebungen und Vertiefungen im Stein einschließlich der Werkzeugspuren wiedergeben. „Ich habe meine Arbeitsweise umgedreht. Ich benutze die schwere Steinplatte, um leichtes Papier damit zu formen. Ich brauche das Schwere, um leicht zu werden“, ist der Gedanke dahinter. Der Jurastein aus dem Altmühltal manifestiert dabei seinen Bezug zur Heimat.
Ausstellung ist bis 11. Januar zu sehen
Wie unterschiedlich die anderen neuen Künstlerinnen und Künstler aus Augsburg, Donauwörth, Fürth, München, Neumarkt und Neuburg die Umsetzung ihrer Ideen in Essing präsentieren, offenbart sich bei der öffentlichen Vernissage am Samstag, 9. November, um 15 Uhr im Memu in Essing. Bürgermeister Jörg Nowy wird die Ausstellung im Erkerzimmer im ersten Stock des Memu eröffnen und der Sprecher des Gestaltungskreises Bayern, Helmuth Hampel, will in seiner Laudation auf die Werke sowie ihre Erschaffer eingehen. Die Ausstellung ist bis 11. Januar zu sehen, ab dem 15. Dezember werden Mitglieder des Gestaltungskreises an den Wochenenden zu den Öffnungszeiten des Memu anwesend sein und für Fragen und Gespräche zur Verfügung stehen.
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