Riedenburg
Gebastelte Kronen für ukrainische Kinder

Großer Andrang im Riedenburger Jugendtreff – Sprachbarriere überwunden

28.11.2022 | Stand 19.09.2023, 2:59 Uhr

Von Miro Lippoldt

Riedenburg – Zu russischen Klängen haben ukrainische Heranwachsende in der vergangenen Woche im Jugendtreff bei der Grund- und Mittelschule Riedenburg erstmals gebastelt. Organisiert wurde die Aktion von Larisa Schitz, die sich um die Anliegen der in der Großgemeinde Riedenburg lebenden ukrainischen Flüchtlinge kümmert. Es kamen mehr Kinder als erwartet.

Der Tisch war schön gedeckt: Stifte, Pappteller, Scheren und Kleber lagen für die Kleinen bereit. Während russische Lieder im Hintergrund aus der mitgebrachten Musikanlage ertönten, wartete Andreas Peter, CWG-Stadtrat und Jugendbeauftragter, gemeinsam mit Larisa Schitz von der Arbeiterwohlfahrt auf die Bastelfreunde. Die 45-Jährige stammt aus Weißrussland und ist gleichermaßen der ukrainischen, der russischen und der deutschen Sprache mächtig. Mit den Kleinen sprach sie jedoch ausschließlich russisch, denn „die Kinder lernen alle noch deutsch“. So kann die Sprache nicht zur Barriere werden. Sie war zufrieden: Der Abend fand mehr Anklang als gedacht, sodass am Ende elf Mädchen und Buben durch die Räume sausten.

Seit 24 Jahren lebt Schitz in Riedenburg. Einmal wöchentlich, jeweils mittwochs von 9bis 10 Uhr, steht sie Ukrainern, die es nach Riedenburg verschlagen hat, im Sitzungssaal des Rathauses als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Im Jugendtreff war sie jedoch lediglich für die Kleinen da, denn „dieser Abend gehört nur den Kindern“, betonte sie.

Ein „kleines Programm“ stand bereit. „Wir arbeiten mit Papptellern“, erklärte Schitz. In diese schnitten die Sprösslinge unter Anleitung von Schitz von der Mitte her aus, damit eine Krone entstand. „Das ist sehr beliebt“, stellte sie fest. Verzieren konnten die Kleinen, wie sie wollten. Eins musste jedoch darauf: Der Name, denn die Kronen dienten gleichzeitig auch als Namensschild für die Kinder. Sie tobten sich beim Basteln aus und bedienten sich der zur Verfügung gestellten Buntstifte, Marker und Verzierungsutensilien. „Ich habe mir gedacht, wir basteln auch eine Friedenstaube aus Papier, da es ein aktuelles Thema ist“, sagte sie und zeigte auf das Beispielmodell an der Wand.

„Vor einigen Wochen habe ich mich mit neu angekommenen Familien unterhalten“, berichtete Schitz. Da seien verunsicherte Fragen gestellt worden. „Was wird in ein oder zwei Monaten? Wann bekomme ich einen Kindergartenplatz? Wie viel kostet so etwas?“ Vieles könne sie nicht beantworten. „Keiner weiß, wie es weitergeht.“ Man müsse außerdem sehr viel erklären. Verständlich, denn in Deutschland sei alles anders als in der Ukraine. „In der Ukraine ist es nicht schlecht. Es ist einfach anders“, betonte Schitz. Diese Sorgen bekämen auch die Sprösslinge mit.

Um „Abwechslung in die Köpfe“ und sie auf andere Gedanken zu bringen, habe man den Bastelabend organisiert, erklärte Peter. „Und natürlich, um sich auf Weihnachten einzustimmen“. Larisa Schitz hatte Zeit und Interesse, um mitzuhelfen, also organisierte sie das Treffen.

Ursprünglich war dieses für Nachwuchs von sechs bis 16 Jahren gedacht. Die große Nachfrage führte jedoch dazu, dass auch Jüngere willkommen waren. Zwischen Bastel-Einheiten gab es Lebkuchen und etwas zu trinken. Für Abwechslung sorgte der kleine Spielraum, in dem nicht nur die Heranwachsenden Tisch-Hockey und Billard spielen konnten: Auch Andreas Peter und Felicitas Wollschläger, SPD-Stadträtin und Integrationsbeauftragte, haben den Billard-Tisch im Spielzimmer genutzt. Wollschläger half einem Buben beim richtigen Halten des Queues und auch die Sprachbarriere hielt Peter nicht davon ab, den Knirpsen zur Seite zu stehen.

Stolz waren die kleinen Baumeister auf ihre Kronen und Schitz war sich sicher: „Jede Mama freut sich, wenn ihr Kind mit irgendeinem selbst gebasteltem Ramba-Zamba nach Hause geht.“

DK