Biodiversität im Forst
Waldumbau und Jagd: Begehung nahe Riedenburg offenbart Chancen

22.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:25 Uhr

Über 40 Interessierte fanden sich im Wald bei Thann ein, um sich über den Umbau von Forstflächen zu informieren. Foto: Riepl

Auf großes Interesse ist eine Veranstaltung der Initiative hunting4future gestoßen. Die Waldbegehung lockte um die 40 Besucher in den Wald nahe Riedenburg (Landkreis Kelheim). Vor allem die Themen Dürre und Borkenkäfer beschäftigten die Beteiligten.



Trotz der unsicheren Witterungsverhältnisse kamen einige Teilnehmer anlässlich der Deutschen Waldtage am Sonntagnachmittag in den Wald von Herbert und Alexander Riepl nahe des Riedenburger Ortsteils Thann. Die Deutschen Waldtage stehen in diesem Jahr unter dem Motto „Biodiversität im Wald erleben“. Während eines zweieinhalbstündigen Waldspaziergangs zeigten die beiden Brüder eindrucksvoll den Einfluss der Jagd auf die nächste Waldgeneration. Während andernorts im Kleinprivatwald außerhalb von Zäunen meist nur blanker Waldboden hervorscheint, sahen die Besucher im Wald der Riepls gemischte Naturverjüngungen mit bis zu zehn verschiedenen Baumarten. Das sei in Zeiten eines immer rasanter voranschreitenden Klimawandels die einzige und letzte Chance für unseren Wald, lautete der Tenor.

Ein bis zwei Milliarden Forstpflanzen erforderlich

Schon bei der Begrüßung war die Notwendigkeit einer waldorientierten Jagd verdeutlicht worden. „Wollte man die derzeitigen und in den nächsten Jahren entstehenden Kalamitätsflächen einzig durch Pflanzung wiederbewalden, bräuchten wir in einem Zeitraum von zehn Jahren allein in Bayern ein bis zwei Milliarden Forstpflanzen“, rechnete Alexander Riepl vor. Darüber hinaus müssten diese Kulturen mit hunderttausenden von Kilometern Zäunen geschützt werden. Nicht nur aus finanzieller Sicht sei das ein Unding, in diesen Zäunen würden sich zudem unzählige Wildtiere verfangen und elendiglich umkommen.

Schon beim ersten Waldbild wurde der unmittelbare Zusammenhang von Jagd und Forstverjüngung deutlich. Obwohl bereits vor knapp 20 Jahren durchforstet, fanden die Teilnehmer in der üppigen Naturverjüngung keine Tanne, die älter als zehn Jahre war. „Und genau seit zehn Jahren üben wir die Jagd im Sinne des Waldes aus“, merkte Herbert Riepl an.

Der Waldbesitzer Rupert Schlauderer berichtete, ähnliche Dinge habe er bereits am Vortag bei einer Veranstaltung in Markt Indersdorf gesehen. Dort sei die Jagd erst vor fünf Jahren umgestellt worden und darum sei die älteste Tanne dort nur fünf Jahre alt.

Kritik an absurden Fördermaßnahmen

Weiter ging es zur nächsten Naturverjüngung mit über zehn verschiedenen Baumarten. Viele Besucher glaubten nicht, dass auf dieser Fläche im Jahr 2016 der Borkenkäfer wütete. Insgesamt mussten die beiden Brüder damals etwa 50Festmeter an Käferholz fällen.

Die einzelnen in der Verjüngung enthaltenen Eichen nahm Alexander Riepl zum Anlass, auf den „teilweise absurden Förderwahnsinn“, wie er es ausdrückte, hinzuweisen. Auf der einen Seite unterstützt die Staatsregierung über das Waldförderprogramm das Aufstellen sogenannter Häherteller, die Eichelhähern für die Verbreitung von Eichel- und Buchensamen dienen. Andererseits dürfen in Bayern nach wie vor Eichelhäher geschossen werden. Laut der Streckenliste werden im Freistaat jährlich etwa 20.000 Eichelhäher erlegt.

Unterwegs waren einige Biotopbäume zu sehen. Aufgrund der Käfer-Problematik sind hier besonders Laubbäume geeignet. Auf zwei Käferflächen der jüngsten Vergangenheit wies Herbert Riepl auf die bereits vorhandene Verjüngung hin. Auf dieser Schadfläche werde sich der Steuerzahler, wie schon im Jahr 2016, die Fördergelder für aufwendige Pflanzmaßnahmen sparen.

Immense Kosten für die Einzäunung der Waldflächen

Die Tücken einer sonst im Kleinprivatwald notwendigen Einzäunung stachen den Teilnehmern an diesen Waldbildern besonders ins Auge. Welche Größe und Verlaufsform soll der Zaun haben? Wie viele Bäume fallen beim nächsten Sturm auf den Zaun?

Während der abschließenden Diskussion kamen neben den ökologischen Aspekten auch die finanziellen zur Sprache. Einen Hektar Wald zu pflanzen, einzuzäunen und zu pflegen koste je nach Zusammensetzung der Baumarten zwischen 10000 und 20000 Euro, hieß es. Ausfälle durch Trockenheit, Mäusefraß oder Bewässerungskosten seien noch gar nicht mit eingerechnet. Wollte man allein den finanziellen Verlust ausgleichen, müsste eine Jagdpacht von mindestens 100 Euro pro Hektar und Jahr bezahlt werden.

Zum Schluss forderte Alexander Riepl die Anwesenden auf, selbst die Jägerprüfung abzulegen. Es sei naiv zu glauben, ein erholungssuchender Un-ternehmer oder Arzt habe Zeit und Lust, für die nächste Waldgeneration zu jagen.

DK