Für die Leser? Funkelnagelneu. Für die Autorin? Ein lang gehüteter Schatz, tief vergraben, nie vergessen. „Im Grunde ist das mein erstes Buch. Das Manuskript lag mehr als 20 Jahre in meiner Schublade“, verrät Marion Stadler. Nun hält sie ein druckfrisches Exemplar von „Vergiss den Ami“ in den Händen – und seit 11. Juli können alle Neugierigen entdecken, welche Geschichten die Autorin neben ihren beliebten Essing-Krimis noch aufs Papier bringt.
Neuland ist für Marion Stadler diese Zwei-Kontinenten-Saga, die sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg auf deutschem und US-amerikanischem Boden entspinnt, natürlich schon. Recherche gehört für sie sowieso zum Handwerkszeug. „Hier war eben auch wichtig, dass alles stimmig ist, weil die Geschichte in einer ganz anderen Zeit spielt.“ Welche Farbe hatten die Uniformen der verschiedenen Truppen der Alliierten, die Nachkriegs-Deutschland besetzten? Gab es schon Milchpulver für Säuglinge? Oder wurden sie mit Kuhmilch gefüttert? Wie war das in Deutschland? Und wie in den USA? „Das war schon aufwendig, weil es eben ein historischer Roman ist. Meine Lektorin hat mit mir hier viel gearbeitet“, erzählt Marion Stadler – oder in diesem Fall besser: Florence Jones.
Zwei-Kontinenten-Saga erscheint unter Pseudonym
Neues Genre, neuer Name: „Das finde ich schön. Und Florence Jones passt zur Geschichte“, erklärt Stadler ihr Pseudonym. Die ihr eigene Kreativität ist aber für treue Leser unverkennbar und begeistert sicher auch jene, die nun mit dem Roman statt mit den Essing-Krimis den Zugang zu Stadlers Büchern finden werden. Die Ideen, aus denen sie stets den roten Faden für ihre Story spinnt, kamen auch für ihr Erstlingswerk aus ganz unterschiedlichen Richtungen. „Ich habe in der Zeitung damals von einem Ami-Denkmal in einem deutschen Dorf gelesen und mir gedacht: Wie wäre es, wenn sich ein Bauernmädel aus einem Dorf in der Pampa in einen US-Soldaten verliebt?“ In der Stadt habe es solche Beziehungen wohl öfter gegeben. Aber auf dem Land? Da war man wohl skeptischer, verhaltener, meint Stadler. Das reizt sie.
Anna verliebt sich in US-Soldat Tommy
Und so geht es in „Vergiss den Ami“ um die blutjunge Anna, die mit ihrer Mutter und dem jüngeren Bruder Martin den Hof am Laufen hält, weil Vater und der ältere Bruder Karl im Krieg geblieben sind. Um sich ein Zubrot zu verdienen, waschen sie die Wäsche für die in der benachbarten Kaserne stationierten Soldaten. Martin treibt so seine Geschäfte mit den Amis, bekommt von ihnen Bonbons und Zigaretten, die er dann im Wirtshaus wieder an den Mann bringt – und ganz nebenbei Englisch lernt. Das will auch Anna, die von einem besseren Leben träumt und von den hellblauen Augen von Soldat Tommy, der regelmäßig die Wäsche bringt, wie vom Blitz getroffen wird. Sie verlieben sich. Aber gibt es eine Chance? Noch dazu, wo Karl traumatisiert aus der russischen Gefangenschaft zurückkehrt – und entsprechend nicht gut auf die Alliierten zu sprechen ist. „Es gibt Spannung und Action, große Romantik und viele Tränen“, verrät Marion Stadler schon einmal.
Geschichte aus mehreren Perspektiven erzählt
Ebenfalls eine neue Herausforderung: Perspektivenwechsel. Im Roman erzählen mehrere Figuren aus ihrer Sicht. Die Autorin eignet sich immer wieder neues Handwerkszeug an – und feilt an ihren Geschichten inzwischen im eigenen Büro unterm Dach. „Montag ist Schreibtag. Ich freue mich immer voll darauf, dass ich schreiben kann“, erzählt die inzwischen selbstständige Autorin, die im vergangenen halben Jahr viel geschrieben hat. Es fließt. Und das oft parallel. Denn auch die neuen Essing-Krimis mit Dorfschnüfflerin Mary Weidinger wollen zu Papier gebracht werden. Noch heuer wird es einen neuen Teil geben. Und auch den zweiten Teil der Zwei-Kontinenten-Saga.
Jetzt freut sich Marion Stadler aber erst einmal, dass das Softcover mit glänzenden Lettern in UV-Lack unter Leute kommt. Als E-Book ist „Vergiss den Ami“ bereits am 29. Mai erschienen – und derzeit noch für 99 Cent erhältlich. Das Softcover gibt es für 14,99 Euro online sowie bei Bauer und Der kleine Buchladen in Kelheim, Nagel in Abensberg und Wittl in Dietfurt.
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