Die Planungen für ein Nahwärmenetz zur Versorgung der nördlichen Kanalseite von Riedenburg sind schon länger in Gange – allerdings hat Bürgermeister Thomas Zehetbauer (CWG) bereits in einer Stadtratssitzung im April diesen Jahres darauf hingewiesen, dass die Stadt nicht dazu bereit ist, ein solches Nahwärmenetz über die Gründung eines Stadtwerks selbst zu betreiben: „Es gibt nur den Weg über ein Genossenschaftsmodell“, stellte er damals klar.
Rund sechs Monate später fand nun am Mittwochabend in der Drei-Burgen-Halle eine Info-Veranstaltung zur Gründung einer solchen Energiegenossenschaft statt – und nach anfänglicher Skepsis fanden sich bereits am Ende des Abends die ersten Riedenburger, die in einem Arbeitskreis die Gründung vorantreiben wollen, darunter unter anderem Brauereichef Maximilian Krieger vom Riedenburger Brauhaus. Für den Arbeitskreis werden nun weitere interessierte Bürger gesucht.
Bisheriger Stand der Planungen
Bevor es zu einem regen Austausch über das Genossenschaftsmodell, die technische Umsetzung und den zeitlichen Rahmen des Nahwärmeprojekts unter den rund 30 Besuchern der Veranstaltung kam, gab es jede Menge Informationen zum aktuellen Stand der Planung. Christian Meier von der in Einthal ansässigen Firma com4tec ergriff als Erster das Wort und zeichnete in Kürze die bisherigen Aktivitäten nach. Bereits 2022 seien die ersten Gespräche mit größeren Wärmeverbrauchern in Riedenburg erfolgt. Nach Sondierungsgesprächen mit der Stadt im selben Jahr wurde com4tec vom Stadtrat mit der Datenerhebung zur Ermittlung von Nahwärmeinteressenten beauftragt. Im Juli 2023 fand dann die erste öffentliche Veranstaltung mit der Vorstellung des Projekts in der Drei-Burgen-Halle statt – zudem wurde die Befragung ausgeweitet. Laut den Fragebögen haben 141 Haushalte Interesse an einem Nahwärmeanschluss, 109 davon haben auch Interesse an einer Beteiligung. Kein Interesse hatten 61 der angeschriebenen Adressen. Bei einer weitere Vorstellung im Stadtrat im März diesen Jahres, die eine Präsentation des Genossenschaftsmodells beinhaltete, wurde beschlossen, dass das Nahwärmenetz nur mit der Bereitschaft zur Gründung einer Energiegenossenschaft fortgeführt wird. Meier wies darauf hin, dass die Förderbedingungen für die Nahwärme nach wie vor sehr gut seien.
Vorzüge des Genossenschaftsmodells
Gründungsberater Frank Annetzberger vom Genossenschaftsverbund Bayern stellte schließlich die Strukturen, Bedingungen und Vorzüge einer Energiegenossenschaft vor. Bei seinen Ausführungen wies er unter anderem darauf hin, dass „die Energiegenossenschaft sowohl höchst demokratische wie auch transparente Strukturen habe“. Im Genossenschaftsmodell wähle eine Generalversammlung den Aufsichtsrat, der wiederum wählt oder bestellt den Vorstand. Der Vorstand ist ein haupt- oder ehrenamtliches Gremium, bestehend aus mindestens zwei Mitgliedern, die für die operative Geschäftsführung verantwortlich sind. Zu den Aufgaben der Energiegenossenschaft gehöre dann sowohl der Wärmebezug als auch die Wärmezulieferung an alle, die sich anschließen lassen.
Die zeitlichen Rahmenbedingungen
In der sich anschließenden Diskussion fiel die Frage nach der Dauer des Gründungsprozesses. Das komme ganz darauf an, wie intensiv der nun zu bildende Arbeitskreis arbeite, sagte Anetzberger. Innerhalb von einem halben Jahr könne man so weit sein, dass die Gründungsversammlung abgehalten werden könne. Bis zur Rechtsfähigkeit der Genossenschaft müsse mindestens mit sechs bis neun Monaten gerechnet werden. Auf die Frage, wie viel Zeit man als Mitglied des Arbeitskreises investieren müsse, konnte Anetzberger keine konkrete Antwort geben – „das ist von den beteiligten Leuten abhängig“. Und wie lange dauert es dann, bis die Nahwärme bezogen werden kann? „Es wäre vermessen zu sagen, bis zur Heizperiode 2025 haben wir alles fertig. Aber vielleicht könnte man bis zur Heizperiode 2026 so weit sein“, sagte Anetzberger. Bei der Verlegung für die Leitungen des Nahwärmenetzes seien auch die Bedingungen in der Kommune mit einzubeziehen. Sinnvoll sei es beispielsweise, Synergieeffekte auszunutzen, wenn Straßenerneuerungen oder die Verlegung von Glasfaserkabeln anstehen. Meier ging davon aus, dass die technische Umsetzung, also die Verlegung des Netzes , „gute zwei Jahre“ in Anspruch nehmen könne.
Weiter Interessierte für Arbeitskreis gesucht
Am Ende des Abends fanden sich mit Bürgermeister Thomas Zehetbauer, Maximilian Krieger vom Riedenbuger Brauhaus und Reinhold Höppner bereits drei Personen, die sich im Arbeitskreis zur Gründung einer Energiegenossenschaft engagieren wollen. Stadträtin Annette Eichenseer (CWG) stellte sich ebenfalls für fachliche punktuelle Beratung zur Verfügung. Gründungsberater Anetzberger sah eine Anzahl von fünf bis zehn Mitgliedern als ideal für den Arbeitskreis an. Deshalb können sich Riedenburger, die interessiert an einer Mitarbeit im Arbeitskreis sind, aber nicht zur Veranstaltung kommen konnten, gerne bei der Stadt Riedenburg unter der Telefonnummer (09442) 918 10 melden.
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