27-Millionen-Euro-Projekt
Deutschlandweit längste Seilbahn soll Kelheim und den Bahnhof in Saal verbinden

23.02.2022 | Stand 23.09.2023, 2:37 Uhr

So ähnlich könnte es bald aussehen im Landkreis Kelheim: In Koblenz wurde zur Bundesgartenschau 2011 die sogenannte Buga-Seilbahn oder auch Rheinseilbahn gebaut. Sie ist Deutschlands erste Dreiseilumlaufbahn und befördert auf einer Länge von 890 Metern 3800 Personen pro Stunde und Richtung. Die Baukosten betrugen zwölf Millionen Euro. Foto: Thomas Frey/dpa

In einer gemeinsamen Informationsveranstaltung haben am Dienstagabend Kelheims Landrat Martin Neumeyer, Kelheims Bürgermeister Christian Schweiger und Stefan Grüttner vom Kelheimer Landratsamt dem Mobilitätsausschuss des Kreistags, dem Kelheimer Stadtrat und dem Saaler Gemeinderat das Projekt „Smart Urban Connection“ präsentiert. Ziel des Projekts ist die Errichtung einer hochmodernen Seilbahn zwischen dem Wöhrdplatz in Kelheim und dem Bahnhof in Saal/Donau. Diese soll die urbane Verkehrsinfrastruktur revolutionieren. Das voraussichtliche Projektvolumen liegt bei etwa 27,6 Millionen Euro bei einer Förderung von voraussichtlich bis zu 90 Prozent.

Die Städte Kelheim und Tirschenreuth sind bayernweit die einzigen Kreisstädte ohne direkte Bahnanbindung. Eine immer wieder ins Gespräch gebrachte Reaktivierung der alten Bahnstrecke ist aus verschiedenen Gründen nicht mehr möglich.



Trotz des Verlusts des eigenen Bahnhofs durch die Schließung der Bahnstrecke Saal-Kelheim im Jahre 1998 hat sich Kelheim zu einer wachsenden Stadt mit einem positiven Pendlersaldo entwickelt. Das bedeutet: Es gibt mehr Einpendler nach Kelheim als Auspendler. Diese Situation führt zwangsläufig aber zur Überlastung und Überschreitung der Ost-West-Verkehrsachsen der Region. Innovative Ansätze, um die Mobilitätsnachfrage zu bedienen, gibt es bereits, wie beispielsweise KEXI oder den autonomen On-Demand Shuttle-Service KelRide.

Einmalige Chance

Mit der Realisierung einer barrierefreien Seilbahnverbindung zwischen Kelheim und dem ca. fünf Kilometer entfernt liegenden Bahnhof in Saal/Donau bietet sich nach Auskunft der Pressestelle des Kelheimer Landratsamtes eine einmalige Chance, das bestehende öffentliche Verkehrssystem sinnvoll zu ergänzen, die bestehenden Verkehrswege zu entlasten und die Mobilität im ländlichen Raum nachhaltig zu stärken. Ein Direktzugang von der Seilbahn auf den Bus- bzw. Bahnsteig soll hierfür geschaffen werden. Eine Verknüpfung der Seilbahn mit anderen Verkehrsträgern (in Kombination z. B. von Pendlerparkplätzen, Fahrradabstellanlagen, etc.) birge zudem ein hohes Potenzial für eine Verkehrswende im Sinne von weniger Autos auf den Straßen bei besserem Mobilitätsservice und höherer Lebensqualität.

Landrat Martin Neumeyer spricht von einer "einmaligen Gelegenheit", eine attraktive Verkehrsanbindung mit einer "zukunftsfähigen, ökologisch und ökonomisch sinnvollen Verkehrsform zu schaffen". Kelheims Bürgermeister Christian Schweiger lobt die "wohl zukunftsweisendste und umweltschonendste Form der Personenbeförderung". Der Saaler Bürgermeister Christian Nerb freut sich "über einen deutlichen Mehrwert, der allen Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde zugutekommt".

Sieben Meter pro Sekunde schnell

Die direkte Trasse zwischen dem Wöhrdplatz in Kelheim und dem Bahnhof in Saal/Donau wurde bereits einer Prüfung unterzogen und eine seilbahnmäßig machbare Trasse abseits von Wohnbebauungen entwickelt, teilt das Kelheimer Landratsamt mit. Um die Fahrtzeit so kurz und attraktiv wie möglich zu halten, soll die Fahrtgeschwindigkeit bei 7 Metern pro Sekunde liegen, wodurch diese Anlage nicht nur die längste, sondern auch die schnellste Seilbahn in Deutschland wäre. Die Fahrtzeit vom Bahnhof in Saal/Donau zum Wöhrdplatz in Kelheim würde damit etwa 12 Minuten betragen.

DK/ziu