Essing
Blutiger Fall und privates Ungemach

Beinahe-Toter am Altessinger Kirchenaltar und Kommissarin im Trubel: Marion Stadlers fünfter Krimi

25.04.2022 | Stand 23.09.2023, 1:48 Uhr

Die Krimi-Autorin Marion Stadler hat diesmal die Altessinger Kirche als Schauplatz für ihren neuen Mordfall gewählt. Foto: Hutzler

Von Martina Hutzler

Essing – Ausgerechnet am Altessinger Kirchenaltar - ausgerechnet hier liegt ein blutüberströmter Unbekannter, dem Tod nah – mit einem Messerstich in der Brust. Er fleht noch um „Kirchenasyl“ und flüstert den Namen „Maria“. Erfahrene Krimifans ahnen es schon: Das wird wieder eine harte Nuss für Kommissarin Mary Weidinger, die bairisch-direkte Ermittlerin, geschaffen von der Essinger Autorin Marion Stadler.

„Kirchenasyl“ ist der Titel von Stadlers neuestem Altmühl-Krimi, in dem sie ihrer Mary auch allerlei privates Ungemach aufbürdet. Noch ein Verdacht drängt sich Hobby-Kriminalisten auf: Asyl, Tod am Altar, da war doch was...? Ja: „Das Asyl“, so heißt eine Kurzgeschichte, in der Altmeisterin Agatha Christie ihre Hobbydetektivin Miss Marple ermitteln lässt. Und Marion Stadler als eingefleischter Christie-Fan hat sich von Titel und Thema – ein Sterbender in der Kirche – inspirieren lassen.

„Ich will unterhalten“

Ansonsten freilich hat die Kelheimer Kommissarin Maria „Mary“ Weidinger mit der schrulligen Miss Marple eher wenig zu tun. Auch um Kirchenasyl im eigentlichen Sinn geht es im „Provinz-Krimi mit Herz“ nicht: „Ich will keine brenzligen politischen Themen aufgreifen, sondern unterhalten“, sagt Marion Stadler unumwunden. Ungewollt aktuell wird ihr Plot – den sie schon voriges Jahr entwickelt hat – dennoch: Bei den Ermittlungen stößt Kommissarin Mary auf eine – ausgerechnet – russische Räuber-Gang. Zu der hatte Tomislav Jovanovic, das Messer-Opfer und selbst ein verurteilter Bankräuber, Kontakt. Ob im Umfeld der Gang auch der Mörder zu finden ist? Und was hat es dann mit der ominösen „Maria“ auf sich, nach der Jovanovic noch gerufen hat? Nicht nur wegen der Namens-Verwandtschaft hängt sich die Kommissarin besonders rein, um die gesuchte Maria ausfindig zu machen.

Die Ermittlerin hat auch guten Grund, sich mit der Polizeiarbeit von ihrem Privatleben abzulenken, das in Band fünf ordentlich aus den Fugen gerät. Zum Beispiel wegen der attraktiven neuen Staatsanwältin. Zu der findet Marys Mann, Hauptkommissar Toni Weidinger, offenkundig nicht nur einen dienstlichen Draht. Außerdem zieht es den Toni auch noch beruflich nach Halle: entschieden zu viel für Mary, die im jüngsten Plot obendrein körperlich schwer einstecken muss. Tja, die geneigte Leserschaft hat es ja so gewollt.

Viel zu lange zu harmonisch

Ja, bestätigt Marion Stadler schmunzelnd: Dass es so dick kommt für ihre Hauptfigur, das sei auch den „Beschwerden“ von Leserinnen und Lesern geschuldet, wonach es für Mary und Toni in den vorherigen Bänden allzu harmonisch war.

Solche Klagen dürften nach der Lektüre der soeben erschienenen jüngsten Folge verstummen. Die, so Stadler, ist nämlich „ziemlich blutig, fällt mir grad auf“. Zuletzt wird es für Mary sogar richtig ernst.

Da stellt sich ja schon die Frage, ob es einen Band sechs geben wird? Die Lust am Schreiben jedenfalls wäre das Letzte, woran es Marion Stadler fehlen würde. Morgens, wenn die übrige Familie aus dem Haus ist, zwackt sie sich zwei, drei Stunden für den Computer ab. Auch recherchieren ist dann angesagt, damit die Handlung Hand und Fuß hat.

Für die authentische medizinische Schilderung dessen, was sie ihren Opfern so alles angedeihen lässt, holt sich die Essingerin zum Beispiel mittlerweile gleich bei zwei befreundeten pensionierten Ärztinnen Rat und Tipps ein. Für ihr Tatort-Setting musste sie diesmal zudem bei der Diözese nachfragen. Schließlich ziert die Altessinger Kirche das Cover von „Kirchenasyl“. Eine Außenaufnahme sei erlaubt gewesen, ein Bild vom Altar nicht, erzählt sie.

Daneben hält Stadler auf Instagram sehr aktiv Kontakt zu ihrer Leserschaft. „Das macht mir viel Spaß“ und eröffnet ihr auch ungeahnte Verbindungen zu Gleichgesinnten: Zum Beispiel eine Autorin aus Brixen hat sie via Instagram kennengelernt. „Jetzt planen wir einen gemeinsamen Krimi.“

Der Krimi „Kirchenasyl“ ist als Taschenbuch im SüdOst-Verlag erschienen. Es hat 200 Seiten und kostet 17,90 Euro. Der neueste ist bereits der fünfte Fall von Kommissarin Mary Weidinger. Serienauftakt war die „Bayernhymne“.

DK