Riedenburg
Blick in Gartenparadiese

Vier Riedenburger öffnen am Tag der offenen Gartentüre ihre privaten Rückzugsorte

29.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:46 Uhr

Einen Blick in so manches Riedenburger Idyll ermöglichte der Tag der offenen Gartentüre. Foto: Kolbinger

Von Petra Kolbinger

Riedenburg – Manchmal reicht es, einen Garten zu betreten, um sich wie im Urlaub zu fühlen. In Bayern haben am Sonntag 60 Gartenbesitzer beim „Tag der offenen Gartentüre“ ihre privaten Paradiese für Besucher geöffnet.

Unter ihnen war Otto Bader aus dem Riedenburger Ortsteil Haidhof. Südliches Flair zog die Gartenfreunde sofort in in den Bann des geschickt angelegten Gartens, der durch verschiedene Gartenräume deutlich größer wirkt, als er eigentlich ist. Auf gerade Wege und Kanten verzichtet Bader. Zitronen- und Feigenbäume säumen den Weg; Minikiwi, Trauben und die Blüten des Blauregens erklimmen Hauswände und Pergola; dichte Bärte des Lousianamooses, Orchideen und Blattkakteen baumeln in den ausladenden Ästen alter Obstbäume. Ein Moorbeet in einer alten Zinkwanne ist das Zuhause fleischfressender Pflanzen; die blauen Libellen, die über der Wasseroberfläche des Teiches in der flirrenden Hitze tanzen, ahnen nichts von der still lauernden Gefahr.

Gefährlich wirken auch die Stacheln der vielen Kakteen, die ihren Gärtner mit eindrucksvollen Blüten für die liebevolle Pflege belohnen. „Ich habe fast alle selber aus Samen gezogen und die meisten sind schon gut zwölf Jahre bei mir,“ sagt Bader. Der Haidhofer ist gerne zu Fuß oder mit dem Rad in südlichen Gefilden unterwegs und entdeckt bei dieser langsamen Fortbewegungsweise rund ums Mittelmeer viele interessante Pflanzen, von denen er auch mal Samen für ein heimisches Aussaatexperiment mitbringt. Und so sitzen in Töpfen Wollmispeln, Seidenbäumchen und etliches mehr, das den Betrachter an den letzten Urlaub in Portugal oder Spanien erinnert.

Bader hatte zum ersten Mal seine Gartenpforte bei dem Aktionstag geöffnet und freute sich über das rege Interesse. „Ich wollte den Schottergartenexperten Paroli bieten und zeigen, dass es anders geht. Mediterrane Pflanzen sind in unseren Breiten Profiteure des Kimawandels. Viele sind sehr anspruchslos und pflegeleicht und, wie der Seidenbaum, sogar winterhart, wenn sie älter sind.

Auch Marina und Sebastian Fischer möchten demonstrieren, dass „man Gärten ganz anders anlegen kann, als das im Baumarkt vermittelt wird.“ Die Vorsitzende des Gartenbauvereins Haidhof-Riedenburg sagt: „Naturgarten heißt nicht, dass alles verunkrautet und verwildert ist.“ Man spürt die ordnende Hand,die das anspruchsvolle Hanggrundstück in ein kleines Paradies für Mensch und Tier verwandelt hat. Trockenmauern und die vielen Stauden, die das Steckenpferd der Hausherrin sind, bieten Tausenden von Insekten Zuflucht und Nahrung und sind emsig umschwirrt. Leichtigkeit bringt zartes Federgras ins Beet, das wie Wasser in jedem Lufthauch wogt. „Wir haben hier unser Haus gebaut und wollten mit dem Garten der Natur etwas zurück geben,“ sagt Sebastian Fischer.

Der Weg ins nächste Gartenparadies ist kurz: das grüne Idyll von Evi und Stefan Jahl liegt gleich gegenüber und hat den gleichen atemberaubenden Blick auf die Rosenburg. „Ich hab selber so viel Freude am Garten – die wollte ich einfach gerne mit Interessierten teilen,“ sagt Evi Jahl zu ihrer Motivation. Auch sie war zum ersten Mal dabei beim Tag der offenen Gartentüre und, ermutigt durch die ausgesprochen positive Resonanz, „sicher nicht zum letzten Mal.“

Seit dem Jahr 2017 wächst der nach dem Hausbau neu angelegte Garten, der für jedes Familienmitglied etwas zu bieten hat – vom Spielbereich für Kind und Hund, bis zum Erholungsbereich für Erwachsene und den Küchengarten. Das Gestalten sei ihr besonderes Steckenpferd, sagt die Herrin über das grüne Paradies und lacht. Bunte Schilder zeigen an, wo demnächst ein Gewächshaus stehen soll oder ein neues Staudenbeet rund um die Solardusche angelegt wird.

Anders als Bader, Fischer und Jahl, sind Mathias und Beate Schmidt nicht in einem Verein organisiert. Das Paar hat sich auf rund 1500 Quadratmetern in Thann einen grünen Traum erfüllt und ein Naturgarten-Refugium geschaffen, das vor allem Kräuterfans sofort in den Bann zieht. Beate Schmidt lässt hier ihrem Faible für Heil- und Küchenkräuter freien Lauf. Dass die sich nicht immer an vorgegebene Beete halten, wird spätestens dann deutlich, wenn vier in die Grasfläche gerammte Stäbe samt Trassierband und erklärendem Schild den Schritt des Besuchers bremsen, der die gewöhnliche Braunelle, eine Heilpflanze, welche die Hausherrin sehr schätzt, sonst glatt übersehen hätte. Ihre Kräuterernte verarbeitet Schmidt zu Tinkturen und Tees und lässt die Besucher an ihrem Wissen teil haben.

Dass das, was sich da so dekorativ zu einem Staudenbeet im Rasen vereint, Meerrettich und Brennnesseln sind, fällt erst bei genauerem Hinsehen auf. Und beim Blick über das plätschernde Wasserspiel im kleinen Teich, sprudeln bei den Besuchern die Ideen für den heimischen Garten. „Das könnten wir auch so machen“, sagt eine Frau zu ihrem Begleiter. Der nickt zustimmend – und schaut fast ein bisschen neidisch auf den Mähroboter, der geräuschlos seine Runden dreht. Dabei ist das liebste „Gartenutensil“ und der ganze Stolz des Hausherrn ein ganz anderes: „Ich hab einen 15 PS starken Holder Bulldog.“ Mit dem übernimmt er die anstrengende Bearbeitung des schweren, lehmigen Bodens. Beate Schmidt meint lächelnd: „Ich habe in die Gartenleidenschaft hinein geheiratet und es ist gut, dass wir die teilen.“

Derweil machen die Besucher kulinarische Bekanntschaft mit Gewürztagetes und Erdbeerspinat und sind fasziniert vom Cola-Aroma der Eberraute. Es gab viel zu entdecken bei diesem Tag der offenen Gartentüre, der Lust gemacht hat, das eine oder andere im eigenen Garten auszuprobieren.

DK