Die ehemalige Bahnlinie Ingolstadt–Riedenburg feiert in diesem Jahr ihren 120. Geburtstag. Dies hat die Stadt Riedenburg zum Anlass genommen, im Veranstaltungsjahr 2024 auf Spurensuche zu gehen, um herauszufinden, was noch an die Bahn in Riedenburg erinnert.
Am Heimaterlebnis-Sonntag im Mai fand unter der Leitung von Friedel Helmich eine Radtour unter dem Motto „Wo war sie denn, die Eisenbahn in Riedenburg?“ statt, die die Teilnehmer zu markanten Punkten auf dem Schambachtalbahn-Radweg und zum ehemaligen Bahnhofsgelände von Riedenburg führte. Ein Vortrag des Eisenbahnhistorikers und Buchautors Leonhard Bergsteiner aus Ingolstadt mit dem Thema „Unvergessene Schambachtalbahn“ musste aus Krankheitsgründen entfallen, wird aber voraussichtlich im Dezember nachgeholt.
Und so konzentriert sich das Jubiläumsgeschehen nun auf das kommende Wochenende, an dem eine Ausstellung im Haus des Gastes in Riedenburg an die Geschichte der Schambachtalbahn erinnern soll.
Bahnlinie vor genau 120 Jahren eröffnet
Eröffnet wurde die Bahnlinie Ingolstadt-Riedenburg vor genau 120 Jahren. Viele Ingolstädter Bürgerinnen und Bürger ließen sich damals die Gelegenheit nicht entgehen, mit den Vertretern der Stadt und der Eisenbahn die erste Fahrt ins Schambach- und Altmühltal mitzuerleben. An der Strecke winkten die Menschen begeistert dem Zug zu. „Es war wie ein einziges Volksfest“, berichtet ein Augenzeuge. Nach 105 Minuten war Riedenburg erreicht.
Schon 1894 hatten sich führende Männer aus Ingolstadt, Riedenburg, Hexenagger und Sandersdorf sowie die rührigen Marktgemeinden Altmannstein und Riedenburg für diesen Bahnbau eingesetzt. Mit großer Zähigkeit verfolgten sie das Projekt und ließen sich auch nicht durch Rückschläge bei Kostensteigerungen und Grundstücksverhandlungen von ihrem Ziel abbringen. Am 1. Oktober 1901 konnte der erste Spatenstich zum Bau der Bahnlinie am Ingolstädter Nordbahnhof erfolgen. Zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung am 3. Oktober 1904 fuhr ein Probezug mit 13 Wagen nach Ingolstadt, Karten wurden kostenlos abgegeben.
Großes Jubiläumsfest im Jahr 1954
Ein großes Fest gab es ein halbes Jahrhundert nach der Eröffnung der Strecke. Zwei Jubiläumszüge fuhren am Sonntag, 8. August 1954, von Ingolstadt nach Riedenburg. Während ein Dampfzug mit Fahrgästen in Tracht, Uniformen und Amtskleidung die Vergangenheit der Bahn verkörperte, genossen die Ehrengäste die Fahrt im damals modernen Schienenbus. Die Jubiläumsfahrt fiel in die Zeit des Riedenburger Volksfestes, was man zum Anlass nahm, das 50-jährige Bestehen der Bahnstrecke mit einem großen Festumzug unter dem Motto „Verkehr einst und jetzt“ zu feiern.
In den 1960er-Jahren bahnten sich dann einschneidende verkehrsrelevante Veränderungen an. So verlagerte sich sowohl der Personen- als auch der Güterverkehr immer mehr auf die Straße. Ab dem 28. Mai 1972 verkehrten nur noch Straßenomnibusse, den Restgüterverkehr zwischen Altmannstein und Riedenburg stellte die Deutsche Bundesbahn am 30. September 1973 ein und begann bereits im Oktober mit dem Abbau der Gleisanlagen.
Ganz vergessen ist die ehemalige Lokalbahnstrecke allerdings nicht. Auf ihr wurde zwischen 1979 und 2009 der Schambachtalbahn-Radweg angelegt. Wer ihn befährt, macht einen Ausflug in die regionale Eisenbahngeschichte.
Modellbahn zu bewundern
Fahrten mit der Dampflok wird es in Riedenburg also nicht mehr geben. Bahnbetrieb auf Schienen existiert aber noch, und zwar bei der Modellbahn der Modellbau AG der Staatlichen Realschule Riedenburg. Schülerinnen und Schüler haben Motive der Schambachtalbahn im Maßstab 1:87 (HO) nachgebaut, die sie am Wochenende des 5. und 6. Oktober im Haus des Gastes im Rahmen der Ausstellung zu 120 Jahre Schambachtalbahn präsentieren werden. Dazu gibt es viele Exponate und Fotos zu sehen, die die Zeit der Schambachtalbahn lebendig werden lassen.
Vernissage und Ausstellungseröffnung ist am Freitag, 4. Oktober, um 19 Uhr im Haus des Gastes in Riedenburg. Geöffnet ist die Ausstellung dann am Samstag, 5. Oktober, und Sonntag, 6. Oktober, jeweils von 10 bis 17 Uhr.
hch
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