„Glaub’s oda glaub’s ned“
Zwischen Boandl, Beelzebub und Erzengelin: Theatergruppe Kasing überzeugt mit Freiluftstück

24.07.2024 | Stand 24.07.2024, 17:28 Uhr |

Der Boandlkramer eilt herbei – natürlich nicht nur mit einem PS, aber dem Sarg am Anhänger dran. Kennzeichen: Boandl 001. Fotos: Schneider

Wer kennt sie nicht, das Engelchen und das Teufelchen auf unserer linken und rechten Schulter. Dort zum Bösen verführt, dort das Gute gewünscht. Nicht viel anders dürfte es dem Stemmer Sepp (Kurt Mayer) gegangen sein, Hauptfigur des Stücks „Glaub’s oda glaub’s ned“ der Kasinger Theatergruppe.

Er war hin- und hergerissen zwischen Himmel und Hölle. Dann kommt auch noch der Boandlkramer und vermittelt. Und so nimmt eine turbulente Komödie von Alfred Högerle auf der Waldbühne im Köschinger Ortsteil Kasing ihren Lauf.



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Die Theatergruppe hat dabei wieder einmal gezeigt, was sie auf die Beine stellen kann. Nicht nur mit dem Bühnenbild, das durch unwahrscheinlich viel Liebe zum Detail überzeugte. Auch die Schauspieler haben das ihre getan.

Boandlkramer: So, als ob Toni Berger auferstanden ist



An einem kommt man da nicht vorbei: Franz Stemmer. Er war in die Rolle des Boandlkramers geschlüpft. Wenn man die Augen schloss, dann hätte man durchaus meinen können, dass der unvergessene Toni Berger aus dem Brandner Kaspar auferstanden ist und auf der Waldbühne in Kasing dem ewigen Grantler einflüsterte.

Ein bisschen moderner war er aber, der Kasinger Boandl: Er telefonierte mit dem Handy und rückte mit einem Moped an – den Sarg als Anhänger hintendran.

Die Geschichte um einen ewigen Grantler



Die Geschichte um den Grantler Stemmer (eine Namensgleichheit zwischen dem Boandl-Darsteller und der Hauptfigur ist wirklich zufällig!) ist recht schnell erzählt: Sepp Stemmer, in seiner Gemeinde ein allseits bekannter Grantler, wird selbst von seiner Ehefrau Rosi (mit begnadeter Mimik: Kerstin Hladky-Eichhammer) und seiner Tochter Vroni (gelassen-cool: Lena Krammer) geschnitten. Das drückt sich vielleicht am besten in dem Zitat von Vroni aus: „Bei dir hockt jede Nacht der Teufel am Bett und bewundert sein Meisterwerk.“

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Nur Toni Eppsteiner (gemütlich: Barney Bast), sein einziger Freund, scheint ihm wohlgesonnen, bis er erfährt, dass der Stemmer-Bauer auch ihn betrogen haben soll. Ein Grundstücksgeschäft, bei dem auch noch Bürgermeister Ehrlich (ein Schlitzohr: Jürgen Turger) geschmiert worden ist, löste das Hickhack aus.

So wünscht der Toni dem Stemmer lautstark, dass ihn der Teufel holen möge. Daraufhin erscheint Beelzebub (eine Schau für sich: Sibylle Auernhammer) mit einem großen Auftritt und verspricht dem Stemmer das ewige Leben. Genauso wie später Erzengelin Michaela (würdig: Hilde Seitz) – nur aus himmlischer Sicht.

Eine Herausforderung für alle Schauspieler



Den Schauspielern wird hier einiges abverlangt, müssen sie doch so tun, als sähen sie Teufel, Boandl und Erzengelin nicht, obwohl sie leibhaftig auf der Bühne stehen. Das meistern alle aber hervorragend.

Denn: Zu allem Überfluss hat sich in der Streiterei zwischen dem Stemmer-Sepp und seinem Freund Toni auch noch die Liebesbeziehung zwischen den Kindern der beiden geschmuggelt. Die Väter geben natürlich nicht zu, dass aus der Beziehung etwas wird, die Mütter hätten vermutlich weniger dagegen, auch nicht Moni Eppsteiner (resolut: Sonja Krammer).

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Zur Lösung aller Probleme trägt am Ende der Herrgott (getragen und Gott sei Dank boarisch: Wolfgang Seitz) selbst mit bei, der aus den Bäumen oberhalb der Bühne heraus sich immer wieder zu Wort meldet und sogar beim Lügen meint: „Da kann ich ja von dir noch was lernen, Sepp!“ Aber es wäre keine Komödie, wenn am Ende nicht alles gut würde.

Autor vor Rührung mit Tränen auf der Bühne



Am zweiten Abend steht Autor Alfred Högerle auf der Bühne und weint vor Rührung: So schön habe er das Stück noch nicht gesehen. Und: „Da sind Sachen drin gewesen, die habe ich nicht reingeschrieben.“ Zum Beispiel Vronis Freund Jack. Der darf am Ende über die Bühne (beherzter Auftritt, bis das T-Shirt aus Vronis Zimmer fliegt: Nick Jobst) – im von seinem künftigen Schwiegervater verhassten Bayerntrikot.

Dass dieses Mal das Wetter nicht immer mitgespielt hat: Schwamm drüber, die Zuschauer, die das Theater in sieben Aufführungen gesehen haben, dürften sich am Ende einig gewesen sein, was das für herrliche Abende im Wald waren. Man mag der Gruppe nur eines wünschen: Glaubt’s des!

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