„Zentrale Herausforderungen“
Zum Sammelband „Konfessionslosigkeit als Normalfall“ von Ulrich Kropac und Mirjam Schambeck

27.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:25 Uhr

Der Eichstätter Religionsdidaktiker Ulrich Kropac legt als Mitherausgeber einen Sammelband über Konfessionslosigkeit vor; er befindet sich derzeit zu einem Forschungsaufenthalt in den USA an der Catholic University of America in Washington. Foto: Buckl

Eigentlich sollte bereits im Herbst 2020 an der Katholischen Universität ein Symposion über das Thema „Religiöse Bildung in der Schule im Horizont wachsender Konfessionslosigkeit“ stattfinden. Coronabedingt wurde es um ein Jahr verschoben. Den Ertrag dieser Tagung von 2021 bildet nun der Sammelband „Konfessionslosigkeit als Normalfall“ ab, der auch Überlegungen enthält, die bei diesem Symposion angestoßen wurden.

Der Band soll nach Meinung der beiden Herausgeber Ulrich Kropač aus Eichstätt und Mirjam Schambeck aus München zeigen, dass Konfessionslosigkeit für den Religionsunterricht „eine der zentralsten Herausforderungen für die Zukunft“ darstellt.

Kropač ist der Inhaber des Eichstätter Lehrstuhls für Didaktik der Religionslehre, für Katechetik und Religionspädagogik an der KU; die Franziskanerin Schambeck lehrt als Professorin Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Beide stellen dem Band, der 22 Einzelbeiträge in vier Kapiteln enthält, neben einem Vorwort eine Einleitung voran, worin sie zunächst darlegen, inwiefern es im Spannungsfeld von religiöser Pluralität und Religionslosigkeit einer „not-wendigen“ religionspädagogischen Neujustierung bedarf. Denn Konfessionslosigkeit sei nicht mehr nur Thema in ostdeutschen Bundesländern, sondern bestimme den schulischen Alltag im ganzen deutschsprachigen Raum immer stärker. Da auch viele getaufte Schülerinnen und Schüler faktisch über kein religiöses Verständnis verfügen, zeige sich das Phänomen nochmals umfassender, als es die „religionsdemographischen Daten“ nahelegen. In modernen Gesellschaften stelle sich „immer weniger die Frage, welcher Religion jemand angehört, sondern warum er überhaupt religiös ist“ – Angehörige einer Religion müssten „heute ihren Glauben und ihre Mitgliedschaft begründen und rechtfertigen“.

Gedanken zur konzeptionellen Weiterentwicklung



Die grundlegenden Verschiebungen in Richtung einer in der Gesellschaft breit verankerten Konfessionslosigkeit verändern religiöse Bildung in der Schule vielfältig: in Bezug auf die inhaltliche und organisatorische Ausgestaltung des Religionsunterrichts, den Stellenwert des Ethikunterrichts, das Zusammenspiel beider und hinsichtlich der Ausbildung von Lehrkräften. Der Band soll zentrale Aspekte dieser Problemstellung reflektieren und fundierte Impulse für nötige konzeptionelle Weiterentwicklungen geben. Das geschieht in vier Kapiteln, wovon das erste das Themenfeld „Säkularität und Konfessionslosigkeit – Religions- und Ethikunterricht unter neuen Bedingungen“ in den Blick nimmt; unter anderem werden hier „Zahlen und Fakten zu konfessionslosen Schülerinnen und Schülern in Ost und West“ dargelegt oder „Religionsstile“ der Schülerschaft untersucht.

Autoren aus Frankfurt, Freiburg, Münster und Graz



Das zweite Kapitel geht mit fünf Aufsätzen auf „Unterrichtsbezogene Perspektiven für den Religions- und Ethikunterricht angesichts wachsender Konfessionslosigkeit“ ein, so geht es hier um das „Philosophieren“ im Religionsunterricht oder um „Weisheit als Modus religiösen Lernens in der Schule“. Das dritte Kapitel nimmt in sechs Aufsätzen „Weiterentwicklungen von Religions- und Ethikunterricht“ in den Blick, bevor das vierte Forderungen an die künftige Ausbildung von Religionslehrkräften angesichts wachsender Konfessionslosigkeit stellt und in Einzelbeträgen unter anderem „Mut zur Ambiguität“ sowie „schulpolitische und kirchliche Konsequenzen“ fordert. Ein Verzeichnis der 20 Beiträgerinnen und Beiträger schließen den zukunftsorientierten Sammelband ab. Neben Autorinnen und Autoren unter anderem aus Ludwigsburg, Wittenberg, Tübingen, Frankfurt, Leipzig, Freiburg, Münster, Göttingen und Graz kommt darunter mit Klaus König auch ein weiterer Eichstätter zu Wort.

Ulrich Kropac / Mirjam Schambeck (Hgg.): Konfessionslosigkeit als Normalfall. Religions- und Ethikunterricht in säkularen Kontexten. Herder Verlag Freiburg, Basel, Wien 2022. Softcover, 384 Seiten, Preis 42 Euro.

buk