Beilngries/Ingolstadt – Was passiert eigentlich mit dem Müll, der täglich in unserer Restmülltonne landet? Antworten hierauf bekamen Interessierte und Mitglieder von Bürgerliste/Freie Wähler Beilngries bei einer von Vorsitzendem Bernhard Pöppel und Bürgermeister Helmut Schloderer organisierten Besichtigung der Müllverwertungsanlage Ingolstadt.
Dem Zweckverband MVA Ingolstadt angegliedert sind auch die Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen, Kelheim und Roth. Aus den Landkreisen Erding und Garmisch-Partenkirchen, die nicht Mitglied des Zweckverbands sind, werden ebenfalls Siedlungsabfälle angeliefert. Derzeit entsorgt die MVA den Restmüll von 748000 Bürgern (etwa 1000 Tonnen pro Tag) aus dem Zweckverband-Gebiet, zuzüglich Sperrmüll sowie Gewerbe- und Industriemüll und kommunale Abfälle. Das Entsorgungskonzept setzt in erster Linie auf Restmüllvermeidung und stoffliche Verwertung sowie die Nutzung der bei der thermischen Behandlung entstehenden Abwärme. Letzteres war das Themenfeld, das die Besuchergruppe besonders interessierte. Die konsequente Energieverwertung und eine hocheffiziente Rauchgasreinigung sind laut MVA Ingolstadt die obersten Ziele des modernen Entsorgungsunternehmens, das im Drei-Linien-Betrieb arbeitet.
Robert Meisner, technischer Betriebsleiter der MVA, informierte die Besucher bei einem Vortrag und einem anschließenden Rundgang durch die Anlage. Die einzelnen Prozessabläufe – von der Müllanlieferung über die Beladung der Müllbunker, die Befüllung der Aufgabetrichter per manuell gesteuertem Krangreifer zum Transport in die Brennkammern, den Verbrennungsprozess bei Temperaturen von über 1000 Grad Celsius und die lückenlose Überwachung der Emissionen der Rauchgasreinigung bis hin zur Nutzung der anfallenden Wärme zur Erzeugung von Strom und Fernwärme – wurden allesamt erklärt.
In den Müllbunkern sei der Brandschutz oberstes Gebot. Sollte tatsächlich ein Brandherd entdeckt werden, zum Beispiel durch eine unsachgemäß entsorgte Batterie, wird innerhalb von Sekunden mit dem Einsatz von Wasserkanonen gegengesteuert. Dank einer hochmodernen Rauchgasreinigung per Filter, Wäscher und Katalysator gelinge es, dass die über die 80 Meter hohen Kamine in die Atmosphäre abgegebenen Abgase unter den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerten liegen, war zu erfahren. Trotzdem: Über das gesamte Jahr entstehen mehr als 260000 Tonnen CO2, die über die Kamine austreten. Zukünftig soll das CO2 abgeschieden und für weitere Zwecke genutzt werden.
Das kontaminierte Waschwasser wird gereinigt und danach über das Kanalnetz abgeleitet. 28 Prozent der ursprünglichen Müllmenge bleiben am Ende als Schlacke übrig. Alle nicht brennbaren Stoffe wie Eisen, Kupfer, Zink und andere Nicht-Eisenmetalle werden davor aus der Schlacke ausgesondert und einer Wiederverwertung zugeführt.
Meisner erklärte, dass mit der gewonnenen Energie etwa 23250 Haushalte mit Strom und rund 48000 wärmegedämmte Einfamilienhäuser mit Fernwärme versorgt werden können. Allein im Jahr 2021 speiste die MVA rund 69000 Megawattstunden Strom und 217000 Megawattstunden Fernwärme in das städtische Netz ein. Auf diesem Wege leiste man einen Beitrag zur Nachhaltigkeit: Im Zweckverband-Gebiet würden hierdurch jährlich rund 18,2 Millionen Liter Heizöl eingespart und der CO2-Ausstoß reduziere sich gegenüber der Nutzung von Öl pro Jahr um etwa 34000 Tonnen. Im Hinblick auf die Endlichkeit fossiler Brennstoffe sei die Energiegewinnung aus Restmüll somit ein effizienterer Weg als die Lagerung des Mülls in Deponien.
Am Ende der Besichtigungstour bedankten sich die Teilnehmer bei Meisner mit einem Präsent. Die gewonnenen Informationen wurden in einem Gasthaus noch weiter erörtert. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass Müllvermeidung ein aktiver Beitrag sei, den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
Energieversorgung/-erzeugung wird auch das Thema bei der nächsten geplanten Besichtigung von BL/FW sein. Details wird der Vorstand den Mitgliedern und weiteren Interessierten zu gegebener Zeit mitteilen, so die Ankündigung.
DK
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