Eichstätt
Walburga im Miniaturformat

Wilhelm Eisenhart gießt Zinnfigur der Heiligen – Verkaufserlös für Restaurierung der alten Leuchter

22.02.2022 | Stand 23.09.2023, 2:38 Uhr

Rund zehn Zentimeter ist die Miniaturausgabe der Statue der heiligen Walburga groß, die Zinngießer Wilhelm Eisenhart (Mitte) in seinen Händen hält. Die Form dafür hat Stefan Weyergraf (rechts) angefertigt. Karl Daum möchte mit dem Gewinn aus dem Verkauf der Figuren die Restaurierung der Silber- und Zinnleuchter finanzieren, die im Dach der Wallfahrtskirche gefunden wurden. Fotos: Bader

Als die Statue auf dem Turm 2017 neu vergoldet wurde, kam Karl Daum, Mitglied der Kirchenverwaltung von St. Walburg, auf die Idee, die rund 1,9 Meter große Plastik aus Kupfer scannen zu lassen. Mit den Daten hat er dann gleich noch Kunststofffiguren im 3D-Druck anfertigen lassen. „Und jetzt kamen wir eben auf die Idee, die heilige Walburga als zehn Zentimeter große Figur in Zinn gießen zu lassen.“



Zinngießer Wilhelm Eisenhart hat sofort zugesagt, doch er braucht dazu eine Gussform. Hier hat der Künstler Stefan Weyergraf weitergeholfen, der mit einer der kleinen Kunststofffiguren eine Form aus Silikonkautschuk anfertigen wollte. Doch schnell hat sich herausgestellt, dass die Kunststofffigur für eine gute Gussform zu rauh und zu offenporig ist. „Ich habe sie dann mit feinem Glockenwachs überzogen, um eine glatte und gleichmäßige Oberfläche zu bekommen“, sagt er. So entstand die Silikonform, die Weyergraf zusätzlich noch getempert hat, damit sie die hohen Temperaturen beim Gießen auch gut übersteht.

Für jede einzelne kleine Walburga-Figur pudert Wilhelm Eisenhart die geteilte Gussform, damit das Zinn besser fließt und sich später auch leichter herauslösen lässt. Dann presst er die zwei Hälften mit Schraubzwingen zusammen, damit das Material nach allen Seiten dicht abschließt.

Schon bei rund 230 Grad schmilzt Zinn, „doch damit ich eine Figur gießen kann, brauchen ich eine Temperatur zwischen 350 und 400 Grad“, erklärt Eisenhart. Er entfernt immer erst die Schlacke, die sich während des Erwärmens auf dem flüssigen Zinn bildet. Dann schöpft er mit einer Kelle vorsichtig die nötige Menge Zinn aus dem Ofen und gießt sie vorsichtig in die Form. Um eine der kleinen Formen herzustellen, muss Eisenhart allerdings zwei Teilformen gießen: Einmal die Figur selbst und zusätzlich den filigranen Äbtissinnenstab, den die Heilige später in der Hand halten wird.

Nach dem Erkalten des Zinns werden Figur und Stab vorsichtig aus der Form gelöst. Doch damit ist die Arbeit des Zinngießers noch lange nicht erledigt: Der Gusstrichter muss entfernt, die Teile sorgfältig entgratet und die Figur schließlich poliert werden. „Ich brauche rund eine Stunde vom Herrichten der Form bis zu der fertigen Figur“, sagt Eisenhart. Und er lötet anschließend nicht nur den Stab an die Figur, sondern beides zusätzlich auf einen Zinndeckel, der die Zwiebel des Turms der Kirche St. Walburg darstellen soll, auf dem die Originalfigur der Heiligen steht.

Die Figur kann am Freitag im Klosterladen an der Pforte der Abtei besichtigt und später zum Preis von 120 Euro gekauft werden. Der Erlös wird für die Restaurierung der alten Silber- und Zinnleuchter verwendet, die später wieder ihren Platz in der Kirche finden sollen. Allerdings ist etwas Geduld gefragt: Vorerst können sich Interessenten nur in eine Liste eintragen. Wilhelm Eisenhart fertigt die Stücke dann in den kommenden Wochen.

EK