„Entschleunigen“ in der turbulenten Adventszeit, so dass sich bestenfalls „der Herzschlag ein bisschen verlangsamt, der Atem tiefer wird und die Gedanken zur Ruhe kommen“: Das alles hat Domkapitular Josef Funk den Besuchern gewünscht, die zum vorweihnachtlichen Singen und Musizieren am späten Sonntagnachmittag in die Beilngrieser Pfarrkirche St. Walburga gekommen waren.
Funk begleitete mit kurzen Textbeiträgen die gute Stunde ruhiger Adventsmusik, die heuer von sieben Solisten und Gruppen gestaltet wurde.
Adventliche alpenländische Weise
Den Auftakt machte die Original Altmühltaler Blaskapelle Beilngries unter der Leitung von Peter Zimmer mit dem traditionellen Eröffnungsruf, ehe die Musiker eine adventliche alpenländische Weise anstimmten.
Mit dabei waren zudem der Männergesangverein 1861 Beilngries unter der Leitung von Alois Vieracker, der wieder die Gesamtorganisation der Vorweihnachtsveranstaltung übernommen hatte, und der Chor Cantabile unter der Leitung von Peter Sillner. Sillner trat zudem als Solist an der Orgel auf und spielte „Es kommt ein Schiff geladen“ von Friedrich Reimerdes. Als Chorleiter führte Sillner seine Sängerinnen und Sänger hochklassig durch einfühlsame Weisen wie die Adventskantate von Klaus Heizmann „Machet die Tore weit“ oder den Song „Good news“ von Richard Shepard, bei dem Peter Gietl als Solist überzeugte. Mit Hackbrett und Flöte beteiligten sich Brigitte Felix und Bianca Killinger als Beilngrieser Saitenmusi.
Kinderchor SingSang in Aktion
Und dann gab es noch die kleinen Stars, denen die Herzen der Zuhörer wie von selbst zuflogen: Die Mädchen und Buben des Kinderchors SingSang unter der Leitung von Klaudia Vogt bewiesen ohne Scheu, dafür mit umso mehr Begeisterung bei ihrem Lied „Sing ma im Advent“ von Lorenz Maierhofer, welche Freude ihnen Singen und Musizieren macht. Auch die in SingSang integrierte Flötengruppe meisterte den Auftritt mit Bravour. Mit ihrem zweiten Beitrag vom „Heiligen Nikolaus“ bewiesen die jungen Sänger, dass sie auf das Weihnachtsfest bestens vorbereitet sind.
In einem seiner Wortbeiträge rief Domkapitular Funk „Bilder von Weihnachten“ vor das innere Auge der Zuhörer. Bilder wie Lichter, die zum Advent gehören und ihren strahlenden Glanz steigern – bis zum hell erleuchteten Weihnachtsbaum am Tag von Christi Geburt. Ähnlich erwies sich das Bild eines Schiffes, das sich mit wertvoller Fracht auf die Fahrt macht und schließlich Anker wirft – „der Heiland wird geboren“.
Mit der Metapher von „Tür und Tor“ machte Funk deutlich, dass beides nicht verschlossene Abweisung demonstrieren sollte, sondern als offener Durchlass einladen soll zum Dialog und zur Gemeinsamkeit. Viele Gedanken über Weihnachten – und die Weihnachtsfreude – machte sich in einem weiteren Beitrag Funks ein Kind, das alleine zu Hause ist, auf die Mama wartet und diese Zeit nutzt, um dem Christkind einen Brief zu schreiben. Nicht nur, um seine Geschenkwünsche mitzuteilen, sondern auch, um seine Zweifel zu teilen, weil sich die Leute ja eigentlich gar nicht freuen in der Vorweihnachtszeit. „Wenn ich mich freue, dann lache ich und singe ich, denn das ist doch Freude, oder?“ Das Kind sinniert über die neuen Nachbarn, „wohl Flüchtlinge“, wie Mama sagt, die wenig haben, denen es aber ein Puzzle und ein Spielzeugauto schenken will, auch wenn es sprachliche Probleme gibt. Wie wohl Weihnachtszettel von Erwachsenen aussehen mögen, fragt sich das Kind und beantwortet es dann selbst: „Sie wünschen sich vielleicht keine Kriege mehr und dass die Menschen nicht untereinander streiten. Ich streite ja auch ab und zu mit meinen Freunden, aber wenn Erwachsene streiten, dann ist es viel schlimmer.“ Die Lösung für all seine Probleme und Sorgen übergibt das Kind an das Jesuskind, denn „Du bist doch das Kind von Gott“. Am Ende ist es ein kleiner Wunsch, mit dem es schließt: „Schön wäre es, wenn es zu Weihnachten richtig schneit.“
„Weil Gott in tiefster Nacht erschien“
Zum Abschluss bat Funk nach dem letzten Musikstück von Cantabile – „Weil Gott in tiefster Nacht erschien“ – nicht um Applaus, sondern um einen Moment des Innehaltens, in dem zwei Minuten lang die Kirchenglocken geläutet wurden und das Gotteshaus ohne Beleuchtung in nur leicht flackerndes Kerzenlicht getaucht war. Spätestens jetzt war es vielleicht genau der Moment, in dem tatsächlich „der Herzschlag ein bisschen verlangsamt und der Atem tiefer wurde, die Gedanken zur Ruhe kamen“. Dann aber ging es wieder hinaus in die weniger besinnliche Adventszeit und der Besucherstrom zeigte, dass viele sich noch auf den Weg zum idyllischen Christkindlmarkt im Sulzpark machten.
arg
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