Kesselberg
Von Hofübergaben und Heiratsverträgen: Heimatbuch über Kesselberg vorgestellt

10.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:33 Uhr

Wann diese sehr eindrucksvolle Aufnahme vom Dreschen entstanden ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Fotos: Bauer (Repro)

„Häuser & Familienbuch der früheren Gemeinde Kesselberg mit den Ortsteilen Bürg, Oberkesselberg und Unterkesselberg sowie den Mühlen Aichmühle, Hornmühle und Tafelmühle“ ist der Titel eines 455 Seiten umfassenden Heimatbuchs, das nun von der Freiwilligen Feuerwehr Kesselberg vorgestellt wurde.

Konrad Kögler, der Hauptautor, erzählte in einem kurzweiligen und amüsanten Vortrag von der Familien- und Dorfgeschichte, die in diesem Buch für die jetzige und künftige Generationen aufbereitet ist. Die Buchpräsentation moderierte Michael Alberter, der Vorsitzende der Feuerwehr, die seit einigen Jahren die Erstellung dieses Heimatbuches vorangetrieben hat.

„Das Buch ist wunderschön geworden. Wenn man anfängt, darin zu lesen, wird es so interessant, dass man nicht mehr aufhören will“, sagte Tittings Pfarrer Johannes Trollmann. Es ermögliche, ein Stück zurückzuschauen auf die Wurzeln der Familien. Tittings Bürgermeister Andreas Brigl nannte es ein „sehr gelungenes Werk, das über Jahre gewachsen ist.“ Darin könne man nicht nur die Entwicklung der einzelnen Höfe und Familien ersehen, sondern auch viel über die Lebensumstände und Schicksale der Vorfahren erfahren.

Heimatforscher Konrad Kögler ging kurz auf die verstreuten Quellen seiner Forschungen ein. Das Ergebnis: eine lückenlose Bestandsaufnahme aller Güter und deren Besitzer in den drei ehemaligen Weilern Ober-, Mittel- und Unterkesselberg (Bürg) mit den Mühlen, einschließlich der Inwohner, also der Mietsleute. Der Leser erhalte einen Einblick in die sozialen Verhältnisse und Lebensbedingungen vergangener Zeiten in den Dörfern. Man betrachte nur die Kinderzahl, Mütter- und Kindersterblichkeit, Lebenserwartung und Altersversorgung.

Sehr ruhig wurde es bei der Buchvorstellung, als Kögler auf die Hofübergabe- und Heiratsverträge zu sprechen kam. Das Anwesen musste vom Hoferben gekauft werden, der wie alle seine Geschwister die gleiche Summe Heiratsgut erhielt und sie auszahlen musste. Je höher dieser Betrag war, desto größer waren die Heiratschancen der anderen, während der Übernehmer umso tiefer in Schulden geriet. Als Ausweg war er auf eine möglichst betuchte Hochzeiterin angewiesen. Heiraten war demnach ein Geschäft und Liebe kaum im Spiel.

Sehr aufmerksam waren die Zuhörer auch, als Kögler auf den ertragreichen Groß- und Kleinzehenten von Oberkesselberg zu sprechen kam. Dessen Besitzer, ein Weißenburger Bürger, der zuvor in Kaldorf heimisch war, ermöglichte es durch seine Stiftung, dass im Jahr 1453 in Kaldorf eine Frühmesse errichtet werden konnte und dann in der Folge 1659 auch die Pfarrei Kaldorf. Oberkesselberg war somit über Jahrhunderte der Haupternährer des Geistlichen in Kaldorf.

Die besondere Ausstrahlung von Kesselberg zeigt sich auch in den heute noch existierenden Familiennamen. Etliche von diesen gingen von Kesselberg aus wie Streller, Nieberle(r) oder Bauernfeind: „Es gibt kaum jemanden mit dem Namen Bauernfeind in unserer Gegend, ob in Biburg, Mantlach, Erkertshofen, Wachenzell oder Petersbuch, der nicht in Kesselberg seine Wurzeln hat.“

Das Heimatbuch der früheren Gemeinde Kesselberg ist das Werk mehrerer engagierter Männer. Konrad Kögler erforschte die weiter zurückliegende Historie bis etwa 1550. Die letzten beiden Generationen ergänzte Michael Alberter. Er trug auch die Beschreibung der Filialkirche Kesselberg bei und machte sich im ganzen Dorf auf die Suche nach Fotos von den alten Häusern. Willi Wieland besorgte die Luftbilder und die Flurpläne. Von ihm stammen die Gestaltung und das Layout.

Zum Preis von 35 Euro kann das Buch bei Michael Alberter, dem Vorsitzenden der Feuerwehr, erworben werden.

EK