Über den Ortsrand von Beilngries hinausschauen und Nachbarorte, Städte und Märkte der näheren Umgebung mit ortskundigen Führern erkunden: Das praktiziert der Beilngrieser Verschönerungsverein schon seit einigen Jahren. Jüngst war Riedenburg an der Reihe.
Dort wartete „Gunther der Gebartete“ alias Gästeführer Günther Wagner in originaler Rittergewandung auf die 20 Beilngrieser. Unter ihnen waren der Vorsitzende des Verschönerungsvereins Wolfgang Brand, sein Stellvertreter, der Beilngrieser Bürgermeister Helmut Schloderer, sowie die geschichtsinteressierte Stadtarchivarin Marianne Schlosser.
Die Adelsdynastie der Babonen
Sie alle begaben sich tief in die Vergangenheit: In Begleitung von „Gunther dem Gebarteten“ unternahmen die Beilngrieser eine Wanderung durch den Markt und die Geschichte von Riedenburg. Die Grafen von Riedenburg, auch Burggrafen von Regensburg, aus der Adelsdynastie der Babonen mit ihrem sagenhaften Stammvater Babo herrschten im Hochmittelalter über einen Gau, der von der Altmühl über Laaber und Naab bis zum Regen und in den Bayrischen Wald hinein reichte.
Ein ebenso großflächiger Gau wie jener der Grafen von Hirschberg, deren Grafschaft von Rennertshofen und Sinzing an der Donau im Süden bis Schwabach und Lauterhofen im Norden gereicht haben soll. Beide Hochadelsgeschlechter starben schon im 12. und 13. Jahrhundert aus.
Zwischen Schambach und Altmühl
An einem Aussichtsplatz hoch über dem Ort verschafften sich die Beilngrieser einen umfassenden Überblick über das Burgenstädtchen zwischen Schambach und Altmühl. Gemeinsamkeiten zwischen Beilngries und Riedenburg gibt es einige: Beide Städte waren Sitz eines Bezirksamtes, 30 Jahre lang hatten sie sogar ein gemeinsames Bezirksamt mit Sitz in Beilngries.
„Eine Zerreißprobe stellte der Bau des Main-Donau-Kanals und der Schleuse von Haidhof für den in dem engen Tal gewachsenen Ort dar. Wasserbaukunst und Stadtarchitektur schufen das Wunder, dass Riedenburg heute wieder anschaulich an ein Gewässer grenzt, das heute jedoch fünf Meter tiefer als die Altmühl zuvor ist“, erfuhr man.
„Anrührendes Minnelied“
Eine frühe Trinkwasserversorgung des Ortes stellte der Marienbrunnen am Marktplatz dar. Das Wappen der Grafen und heutige Stadtwappen zeigt drei Rosen, die darauf hinweisen, dass die Grafen auch als Minnesänger Berühmtheit erlangten. „So hörten wir ein originales, anrührendes Minnelied von unserem gebarteten Ritter Gunther“, erzählt Wolfgang Brand rückblickend. Ein Minnelied, jedoch ohne Melodie, „denn die konnte damals noch nicht in Notenschrift festgehalten werden“.
Der Besuch des idyllischen Stadtweihers, ein Kalkschieferdach mit Heilkräuterbewuchs und die erfrischende Abkühlung in der Barockkirche schlossen den Nachbarschaftsbesuch ab.
Schon jetzt plant der Verschönerungsverein den „Besuch bei Nachbarn“ für das Jahr 2025. Jeder ist dazu willkommen. Wohin es allerdings gehen wird, wird noch nicht verraten.
arg
Artikel kommentieren