Vorweihnacht der guten Herzen
Überwinden der Sprachbarriere: Eichstätter Malteser helfen Ukrainern Deutsch zu lernen

23.12.2022 | Stand 17.09.2023, 7:01 Uhr

Die deutsche Sprache zu lernen, ist das Klassenziel: Ukrainische Kriegsflüchtlinge mit Sprachlehrerin Anna Dobra (rechts). Fotos: Wermter

Ganz entspannt, zugleich erwartungsvoll sitzen zwölf Ukrainerinnen und Ukrainer um den großen Tisch in einem der Besprechungsräume in der Malteser-Geschäftsstelle in Eichstätt. Sie blättern aufmerksam in ihren Heften. Die Kriegsflüchtlinge – in jeder Altersstufe – sind zum Deutsch-Unterricht gekommen.

„In der Regel sind es zwei Klassen mit je acht Lernenden“, sagt Anna Dobra. An diesem Tag wurden die Kurse allerdings zusammengelegt, weil Teilnehmer fehlen. „Einige sind schon seit längerem in Deutschland, andere erst seit Tagen oder Wochen. Es sind also sowohl Anfänger wie Fortgeschrittene dabei.“ Dobra, eine der vier Ehrenamtlichen, die den Unterricht übernommen haben, spricht von hoher Motivation, mit der die Sprachschüler am Unterricht teilnehmen. Dobra selbst – sie ist mit einem Ukrainer verheiratet – spricht beide Sprachen.

Das Unterrichtsmaterial konzentriert sich auf Alltagsszenen im fremden Land. Greift Situationen wie „einkaufen gehen“, „sich vorstellen“ oder „Körper und Gesundheit“ auf, wie Jutta Brems, eine weitere Ehrenamtliche, schildert. Die Deutschlehrerin kann die 90 Minuten Engagement einmal in der Woche am Vormittag gut mit dem Berufsleben verbinden. „Das Gabrieli-Gymnasium macht das möglich.“ Brems ist seit Beginn der Sprachkurse im April dabei. Sie weiß, wie Dobra, um die hohe Lernbereitschaft, mit der die Ukrainerinnen und Ukrainer am Unterricht teilnehmen. Immerhin betreten die Schüler in Deutschland ein Neuland der Kommunikation. „Sie sprechen eine slawische Sprache. Und die Schrift ist ihnen auch völlig fremd. Sie haben ja kyrillisch gelernt.“

Olena Antonova aus Kiew gibt ganz offen zu: „Ich habe einmal ein bisschen Englisch gelernt. Das war einfach. Aber die deutsche Sprache ist ganz schön schwierig.“ Die 47-Jährige ist Floristin. Zwei Wochen nach Kriegsbeginn gehörte sie zu den vielen Evakuierten, die ihre von Putin überfallene Heimat mit Zügen verlassen konnten. „Ich habe Verwandte hier in Eichstätt, bei ihnen kam ich die ersten Wochen unter“, erzählt Antonova. Mittlerweile hat sie ein Zimmer in Landershofen. Wie es jetzt weitergeht, ist unklar. Sie hofft, dass ihr Mann nachkommen kann. Und: „Ich bin den Menschen in Eichstätt sehr dankbar, dass sie uns so viel geholfen haben und uns ihre Aufmerksamkeit schenken. Das ist nicht selbstverständlich in dieser doch sehr schwierigen Zeit und daher umso wertvoller.“ Arbeit hat Olena Antonova hier keine. Umso aktiver besucht sie Integrationskurse – und natürlich den Deutsch-Unterricht.

Christian Alberter, der Diözesangeschäftsführer der Malteser im Bistum Eichstätt, erinnert an die große Hilfsbereitschaft der Menschen, die bereits zu Beginn des Ukraine-Krieges zu erfahren war. „Diese Hilfsbereitschaft musste allerdings auch gebündelt werden.“ Alberter und sein überaus engagiertes Team in der Malteser-Flüchtlingshilfe brachten sich ein. Begannen Gelder und Sachspenden zu sammeln, übernahmen federführend die Organisation in enger Zusammenarbeit mit mehreren Hilfsinitiativen. „Mit Mitarbeitern der Audi-Belegschaft etwa konnten mehrere Konvois auf den Weg gebracht werden. Allein an die polnisch-ukrainische Grenze fuhren wir dreimal Hilfslieferungen.“ Über gut funktionierende Netzwerke konnten auf dem Rückweg Flüchtlinge nach Deutschland mitgenommen werden. Auch mussten die Fahrer der Malteser-Transporter laut Alberter psychologisch geschult und auf die Situation im Krisengebiet vorbereitet werden. Eine enge Zusammenarbeit gebe es auch mit dem Collegium Orientale.

Mit der zunehmenden Zahl der Kriegsflüchtlinge mussten die Hilfsmaßnahmen der Malteser breiter aufgestellt werden. „Wir wurden im April, Mai von der Eichstätter Tafel darüber informiert, dass der Zulauf von ukrainischen Flüchtlingen enorm hoch ist.“ Eine Entwicklung, die die Tafel an Grenzen stoßen ließ. Mit ihrer Lebensmittelausgabe und gespendeten Hygieneartikeln konnten die Malteser dann für Entlastung sorgen. Deutschkurse, Bastelabende, die zentrale Vermittlung und Unterstützung von Spontanhilfe ergänzen die Unterstützung für die Kriegsflüchtlinge, helfen bei einer „niederschwelligen Integration“. Wobei Alberter den Einsatz der Malteser immer als Ergänzung, nicht als Konkurrenz zu anderen Hilfsorganisationen versteht.

Trotz der unterschiedlichen Aktionen für die Kriegsflüchtlinge – die Transporte gehen weiter. Alberter selbst steht in engem Kontakt mit Ivan Kupar, einem früheren Studenten des Collegium Orientale. Kupar arbeitet mittlerweile bei der Caritas im Bistum West-Karpatien. Über diese Verbindung erfährt Alberter auch, was im ukrainischen Kriegsgebiet am dringendsten benötigt wird. Und der Malteser-Chef ist zuversichtlich: Im Februar soll der nächste Hilfskonvoi durchstarten.

Vorweihnacht der guten Herzen



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EK