„Wir können uns nicht mehr alles leisten, was wir uns wünschen“: Das ist wahrscheinlich noch diplomatisch formuliert. Die jüngste Sitzung des Tittinger Marktrates darf man unter dem Gesichtspunkt betrachten: Wie kommen wir die nächsten Jahre über die Runden?
Kämmerer Johannes Puchtler erläuterte dem Gremium das Zahlenwerk: Das Haushaltsvolumen hat sich seit 2022 demnach von 10,8 Millionen auf 13,7 Millionen Euro erhöht. Der aktuelle Haushalt 2024 schlüsselt sich in etwa 6,3 Millionen Euro im Verwaltungs- und 7,4 Millionen Euro im Vermögenshaushalt auf. Der Anstieg im Verwaltungshaushalt ist auf Steigerungen im Bereich Personalkosten und externer Dienstleister sowie allgemein starke Preissteigerungen zurückzuführen. Im Vermögenshaushalt führt die Kreditaufnahme des Kindergartenneubaus in Kaldorf zum Anstieg des Gesamtvolumens.
2023 sei allerdings eine erfreuliche Entwicklung bei den Gewerbesteuereinnahmen zu verzeichnen gewesen. Die Einnahmen von 1,5 Millionen Euro seien nach Abzug der Gewerbesteuerumlage um gut 600000 Euro im Vergleich zum Corona-Jahr 2022 gestiegen. Die Summe der Grundsteuern A und B liegt aktuell bei etwa 310000 Euro. Die Steuerkraft je Einwohner hat sich von 2022 von 2693 auf 1066 Euro verringert. Titting liegt somit etwas unter dem Durchschnitt im Landkreis. Puchtler wie auch Bürgermeister Andreas Brigl (CSU) gaben in der Sitzung schon wegen der hohen künftigen Schuldenlage zu verstehen, dass die Entwicklung auch nicht unerhebliche Auswirkungen in der Betrachtung der kommunalen Leistungsfähigkeit nach sich zieht.
Mit einem wahrscheinlichen Schuldenstand von 9,3 Millionen Euro Ende 2024 und einer Pro-Kopf Verschuldung von dann 3484 Euro sei eine Grenze erreicht, bei der man von einer sehr angespannten Haushaltslage sprechen müsse, betonte Brigl. Hier werde man beispielsweise die Hebesätze ab 2025 anpassen müssen, kündigte der Bürgermeister an. Dies sei auch Auflage der Rechtsaufsichtbehörde. Es müsse zu Neukalkulationen von Einrichtungen wie etwa Friedhöfen und die Reduzierung von Defiziten in Einrichtungen wie Kindergarten, Mittagsbetreuung sowie Musikschule kommen. Zudem könnten Vereine nicht mehr so einfach mit Zuschüssen rechnen.
Die Rückhaltebeckensanierung sei schon deshalb erst nach der Sanierung der Kläranlage angesetzt worden. Für einige Projekte sei dennoch bereits Geld eingestellt. Hier nannte Brigl zum Beispiel Sanierungsmaßnahmen an der August-Horch-Schule, Sanierungen von Brücken, der Parkplatz am Seniorenheim, der Ölabscheider für den Bauhof, Schlusszahlungen zur Dorferneuerung und die Friedhofsmauer Petersbuch sowie die Friedhöfe Morsbach und Titting oder auch das Brandschutzbudget der Ortsfeuerwehren.
Die Planungen für die Kläranlage sollen im Oktober durch das Ingenieurbüro vorgestellt werden. Der Haushalt wurde einstimmig angenommen. Brigl dankte dem Gremium für die „vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit“, die Bürger bat er zugleich um Verständnis für kommende schwierige Entscheidungen.
Ein Antrag auf straßenbegleitenden Radweg Mantlach - Tittinger Berg wurde ebenfalls durch das Gremium, sofern der Freistaat die Kosten übernimmt, unterstützt. Der Antrag auf Erhöhung der Hundesteuer durch Markträtin Biber-Eckstein wurde nach kurzer Diskussion abgelehnt, weil Tittings Steuersätze bereits über dem Durchschnitt der angrenzenden Gemeinden liegen.
EK
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