Eichstätt
Theatergruppe des Willibald-Gymnasiums inszeniert „Die Physiker“

09.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:25 Uhr

Wer ist hier eigentlich wahnsinnig? Der Kriminalinspektor (Queralt Dos Cots) versucht, hinter Newtons (Raphael Semmler) Geheimnis zu kommen. Foto: Alina Herrmann

Eichstätt – Eine Geschichte ist erst dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat. So lautet eine der Thesen, die Friedrich Dürrenmatt zu seinem Theaterstück „Die Physiker“ aufgestellt hat. Diese bittere Komödie mit unerwartet aktuellen politischen Bezügen brachte die Theatergruppe des Willibald-Gymnasiums auf die Bühne und wurde dafür umjubelt.

Die 16 Schülerinnen und Schüler führten das abendfüllende Stück auf und überzeugten dabei mit Schauspielkunst und Textsicherheit. Luzia Schweizer, Raphael Semmler und Celine Reiter zogen die Zuschauer als die Physiker Möbius, Newton und Einstein in ihren Bann, welche sich nach einigen internen Machtkämpfen letztlich opfern möchten, um die gefundene Weltformel nicht in falsche Hände geraten zu lassen. Dass einmal Gedachtes aber nicht mehr zurückgenommen werden kann, müssen sie schmerzlich erfahren, als die Anstaltsleiterin Mathilde von Zahnd (wunderbar trocken von Klara Baumann verkörpert) sie damit konfrontiert. Für ihren Plan werden freundliche Krankenschwestern (Mara Schneider) ermordet, weniger freundliche Krankenschwestern (Heidi Siegl) versetzt und gegen einschüchternde Pfleger (Joshua Cogoini-Katz, Rebecca Rank, Emilie Niederreiter) ausgetauscht. Überzeugend gespielt von Queralt Dos Cots kann auch der Inspektor mit seinen Polizisten (Anna Bauch, Rebecca Rank, Emilie Niederreiter) den Lauf der Dinge nicht aufhalten, schützt die Physiker doch ihr Stand als irre Insassen eines Sanatoriums.

Einen herrlichen Moment der beiden Aufführungen stellte das Aufeinandertreffen des Physikers Möbius und seiner Familie dar. Antonia Semmler verkörperte sehr erwachsen seine geschiedene Frau, die sich von ihm verabschieden will, um ein neues Leben zu beginnen. Die gemeinsamen Knaben (Carlotta Alberter, Paula Pulsfuß, Stina Schulz) bildeten hierbei einen komödiantischen Kontrapunkt zu dem an sich schweren Thema des Stückes. Lukas Zinner schien die Rolle des Missionars Rose und neuen Ehemanns auf den Leib geschneidert zu sein. Die Jugendlichen trugen das Publikum mit Leichtigkeit durch einen anspruchsvollen Theaterabend, der durch eine schlichte und dadurch eindrucksvolle Inszenierung (Julia Tiefenthaler) bestach. Dazu trug auch das liebevoll gestaltete Bühnenbild der Kunstlehrerin Agnes Birkner und die musikalische Unterstützung bei. Emilie Niederreiter und Magdalena Schlamp prägten das Stück durch ihre Violinen-Untermalung, am Klavier begleitet von der Musiklehrerin Barbara Rank.

Es war eine Freude, die Jugendlichen nach drei Jahren Pandemie-Pause wieder auf der Bühne zu sehen. Trotz Schulschließungen, Kontaktverboten, Abstandsregelungen, Quarantäne-Anordnungen und Maskenverordnungen konnte die Leiterin der Theater-AG, Julia Tiefenthaler, die Schülerinnen und Schüler über die Jahre motivieren, am Wahlkurs weiter teilzunehmen. Zwischendurch musste ein bereits aufführungsreifes Stück ausgetauscht werden, weil einige Mitglieder die Schule verlassen hatten.

gfs