Ihre Reise ins Reich der Mitte war eine recht spontane Aktion: Eigentlich hatte Vanessa Körndl mit den Dutch Open ihren letzten Wettkampf für dieses Jahr bereits im Oktober bestritten. Doch dann tat sich die Möglichkeit auf, am Grand-Slam-Qualifikationsturnier in Wuxi teilzunehmen. Die Taekwondo-Kämpferin zögerte nicht lange und stieg in den Flieger nach China. Zurück kam sie zwar nicht mit dem gewünschten Resultat, aber doch um einiges an Erfahrungen reicher.
„Das Turnier war auf einem sehr hohem Niveau, die Konkurrenz war richtig gut. Man hat keine Kämpfe gesehen, bei denen einer mal nicht gut war“, erzählt die Altmannsteinerin (Landkreis Eichstätt). Die Finalisten in Wuxi qualifizierten sich für eines von mehreren Grand-Slam-Turnieren, an deren Ende schließlich ein Ticket für die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles wartet.
Körndl muss sich denkbar knapp geschlagen geben
Für Körndl war dieses Mal aber schon früh Endstation: Bereits in der zweiten Runde scheiterte die 27-Jährige und musste im späteren Finale zuschauen. Im ersten Kampf traf Körndl auf die Russin Anastasiia Bannova, die unter neutrale Flagge antrat. Nach einem 7:9 in der ersten Runde gewann Körndl die beiden nächsten Runden mit 4:1 und 9:6 und setzte sich damit knapp durch. Im zweiten Kampf ging es für Körndl dann gegen Feruza Kradinova aus Usbekistan. Dort musste sie sich nach einem späten Gegentreffer zunächst 4:5 geschlagen geben, die zweite Runde ging mit 3:3 ebenfalls verloren – weil Kradinova einen Kopftreffer gelandet hatte, während Körndl nur einen Körpertreffer vorweisen konnte. Damit war das frühe Aus besiegelt.
„Ich hatte nicht meinen besten Tag und war nicht so gut drauf wie bei den Turnieren zuvor. Aber das kommt vor“, meint Körndl. Den Ausflug in die 7,5-Millionen-Einwohner-Metropole wertet sie trotzdem als Erfolg: „Bei den Kämpfen haben wir einiges gesehen, das wir jetzt im Training umsetzen wollen, damit ich in manchen Techniken oder Angriffen noch besser werde. Das bringt auf jeden Fall einiges.“
Gold bei Militär-WM als Höhepunkt
Es war also ein überwiegend positiver Abschluss eines auch ansonsten gelungenen Jahres. Der absolute Höhepunkt ist und bleibt aber der Erfolg bei der Militär-Weltmeisterschaft: Anfang Juni hatte Körndl zum ersten Mal bei einem internationalen Wettkampf Gold geholt. „Erstmals ganz oben zu stehen und die Nationalhymne zu hören, war schon etwas Besonderes“, sagt die Kämpferin vom Team Tiger and Dragon Altmannstein/Mindelstetten.
Auch im Herbst zeigte Körndl starke Leistungen und gewann Bronze bei den Albania Open und Silber bei den Dutch Open. „Ich bin teilweise nur knapp gescheitert, aber ich habe einfach für mich gesehen, dass ich da die beste Form bis jetzt überhaupt hatte“, erzählt die 27-Jährige stolz.
Daneben gab es im zurückliegenden Jahr aber auch noch andere besondere Erlebnisse, bei denen sie selbst nicht auf der Matte stand. Anfang August reiste Körndl als Trainingspartnerin von Lorena Brandl zu den Olympischen Spielen nach Paris. Nachdem ihr selbst die Teilnahme verwehrt geblieben war, konnte sie wenigstens auf diese Weise beim wichtigsten Wettbewerb für alle Taekwondo-Kämpfer dabei sein. „Die Eindrücke und die ganzen Emotionen, die man da mitnimmt, waren auch für mich brutal motivierend für die Zukunft“, sagt Körndl im Hinblick auf ihr Ziel Los Angeles 2028.
Bundeswehr-Lehrgang zur Führung im Militär
Ein komplettes Kontrastprogramm bot sich ihr dann von Mitte Oktober bis Mitte November: Beim Feldwebellehrgang der Bundeswehr ging es für die Sportsoldatin vier Wochen lang um Rechte und Pflichten von Soldaten, um Führung im Militär – und ums Schießen. „Das ist für uns ganz was anderes als für die normalen Soldaten, weil wir das Ganze ja nur am Rande angeschnitten sehen und wir mit einem ganz anderen Hintergedanken an solchen Lehrgängen teilnehmen. Aber das ist schon immer eine schöne Zeit, wenn man mal ein bisschen Abwechslung hat“, erzählt sie.
Für das kommende Jahr hat Körndl ihr sportliches Ziel klar definiert: die Weltmeisterschaft im Oktober, erneut im chinesischen Wuxi. Da geht es für die Altmannsteinerin erstmal darum, überhaupt die Qualifikation zu schaffen – und dann „so gut wie möglich performen, zu dem Zeitpunkt wieder in Topform sein und am besten eine Medaille holen.“
DK
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