Welch eine Achterbahnfahrt der Gefühle für Lorena Brandl: Bei den Olympischen Spielen in Paris war Bronze für die 27-jährige Taekwondo-Kämpferin schon zum Greifen nahe. Doch in der alles entscheidenden letzten Runde unterlief der Pförringerin (Landkreis Eichstätt) am Samstagabend früh ein Fehler, den sie nicht mehr ausmerzen konnte. Die Medaille ging an Dabin Lee aus Südkorea, bei Brandl machte sich große Enttäuschung breit.
„Der Kampf um Bronze war ab der ersten Sekunde sehr intensiv“, sagt Brandl im Gespräch mit unserer Zeitung zum entscheidenden Duell gegen die Olympia-Zweite von Tokio 2021 und ergänzt: „Sie war eine Top-Favoritin und ist sehr flink unterwegs. Aber das wusste ich alles und habe sehr gut mitgehalten.“ Runde eins ging knapp an die Südkoreanerin, die zweite holte sich die Pförringerin. „Da habe ich richtig gut gekämpft und dachte vor der dritten Runde: Jetzt ist es meine Medaille, ich will das Ding nach Hause holen.“
Tränen nach der Niederlage
Doch die letzte Runde im Bronze-Match begann für Brandl mit einem Fehler, der ihrer Kontrahentin einen Kopftreffer ermöglichte. Danach gab die Sportlerin vom Team Tiger & Dragon Altmannstein/Mindelstetten zwar alles, eigene Aktionen gelangen ihr aber kaum noch. Die Runde endete mit 13:2 für Lee, die sich damit ihre zweite Olympia-Medaille sicherte.
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„Die Enttäuschung war natürlich riesig. Wenn man bei Olympia so kurz davor steht und dann den fünften Platz erreicht, das tut dann schon weh.“ Beim ARD-Interview konnte die 27-Jährige ihre Tränen nicht mehr zurückhalten, Familie und Freunde, die in Paris mit vor Ort waren, mussten Aufbauarbeit leisten. „Die haben mich nach dem Kampf voll herzlich empfangen und gesagt, dass ich stolz auf mich sein soll“, erklärt Brandl und führt aus: „Und ich bin auch stolz auf mich, auf meine Leistung, es waren starke Kämpfe von mir an dem Tag. Aber ich habe mein Ziel nicht erreicht.“
Hoffnungsrunde hält Medaillentraum am Leben
Die Chance auf den Bronzekampf hatte Brandl zuvor über Umwege erreicht. Denn nach ihrem gelungenen Auftaktmatch gegen die Kubanerin Arlettys Acosta (2:0 Runden) war für Brandl zunächst im Viertelfinale gegen Lokalmatadorin Althea Laurin Schluss (0:2) gewesen. Weil die an diesem Tag überragende Französin aber später den Einzug ins Finale schaffte, hatte Brandl über die Hoffnungsrunde noch einmal von einem Kampf um Bronze träumen dürfen. Den dazu notwendigen Sieg gegen Munira Abdusalomova aus Tadschikistan hatte sich die Oberbayerin dann auch souverän in zwei Runden gesichert, ehe die dramatische Niederlage gegen die Südkoreanerin Lee sämtliche Hoffnungen begrub.
Besonderer Dank an Trainingspartnerin und Heimtrainer
Einen Tag später, am Sonntag, konnte Brandl, die im Übrigen die einzige Taekwondoka aus Deutschland bei den Spielen in Paris war, aber auch das Positive sehen: „Ich bin super froh, hier überhaupt dabeigewesen zu sein. Das war für mich so eine Ehre. Ich hab es genossen bis zum Schluss.“
Ein ganz besonderer Dank gilt ihrer Trainingspartnerin und Freundin Vanessa Körndl (Altmannstein) sowie Heim- und Stützpunkttrainer Bernard Bruckbauer (Sandersdorf), die Brandl in Frankreich intensiv unterstützt haben: „Vanessa und Bernie sind die beiden wichtigsten Personen auf meinem Weg. Ich will das auch hier noch mal betonen: Was die beiden gegeben haben, war der Wahnsinn. Ich bin so dankbar.“ Schon an diesem Montag steht die Heimreise an: „Es waren so viele Momente und Eindrücke, so viele Emotionen – das braucht Zeit, bis ich das alles realisiere. Und dann wird das alles als sehr positives Erlebnis in meinem Kopf bleiben.“
DK
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