Beilngries
Stromsparen und Energieversorgung: Nachgefragt bei der Stadt Beilngries

Kein Augsburger Modell in Beilngries: Die Brunnen dürfen weiter sprudeln – Infos zum Sachstand bei der Energiewende

08.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:25 Uhr

Von aufsehenerregenden Maßnahmen ohne großen Effekt hält der Beilngrieser Bürgermeister wenig, Stromsparen durch das Abstellen von Brunnen? Das wird es nicht geben. Foto: F. Rieger

Von Fabian Rieger

Beilngries – Ein Freund von „Schaufenster“-Politik sei er nicht, das hat Bürgermeister Helmut Schloderer (BL/FW) schon mehrfach gegenüber unserer Zeitung zum Ausdruck gebracht. Und da er Maßnahmen wie das Abdrehen von Brunnen oder der Straßenbeleuchtung für Beilngries eher in besagte Kategorie einordnen würde, wird man dem Augsburger Vorbild, über das dieser Tage viel gesprochen wird, nicht folgen. Selbstredend sei es erfreulich, sollte sich der ein oder andere Bürger durch solche kommunalen Maßnahmen selbst Gedanken über Möglichkeiten des Stromsparens machen. Der Effekt, den man in Beilngries durch besagte Ansätze erzielen könnte, sei aber marginal – zumal die Straßenbeleuchtung beispielsweise sowieso schon seit Jahren sukzessive auf LED umgerüstet worden sei. Dass man die rasant steigenden Preise auf zahlreichen Ebenen als Kommune – genau wie jeder Bürger – mit Sorge betrachte, verstehe sich von selbst. Man dürfe aber sicher sein, „dass ich schon längst dazwischengegrätscht wäre“, wenn es bei der Stadt offensichtliche bedeutsame Einsparpotenziale beim Stromverbrauch gäbe, so Schloderer gegenüber unserer Zeitung.

Und wie steht es grundsätzlich um die Energieversorgung, insbesondere beim Heizen? Hier ist die Lage zweigeteilt, was die kommunalen Liegenschaften in Beilngries angeht. In der Innenstadt heizt man vorrangig mit Gas. Leider sei es bei früheren Versuchen nicht gelungen, die Wärmenetz-Brücke zu schlagen zwischen dem Heizwerk in der Sandsiedlung und dem Stadtkern. Grund dafür sei jeweils die zu geringe Nachfrage von Seiten der Innenstadtbewohner gewesen, bilanziert Schloderer. „All diese Abfragen würden heute sicher anders ablaufen.“ Aber: Die Gelegenheiten, die sich bei Altstadt-/Gassensanierungen geboten hätten, sind verstrichen.

Deutlich erfreulicher sei die Sachlage derweil, was die kommunalen Gebäude am westlichen Stadtrand anbelangt. Über das vor gut 20 Jahren errichtete Biomasseheizwerk, an dem die Stadt beteiligt ist, wird neben der Grundschule (wie das gesamte Schulzentrum) nicht zuletzt auch noch der neu errichtete Kindergarten „Sandkiste“ versorgt. Für die bevorstehende Wohnbebauung am aktuellen Volksfestplatz sei dies ebenfalls denkbar – und es gebe Überlegungen, das Heizwerk zu modernisieren und perspektivisch auch Sportplatz/Sportheim sowie Freibad anzuschließen, so der Bürgermeister.

Stichwort Freibad: In anderen Städten wurde bereits die Wassertemperatur abgesenkt. In Beilngries noch nicht. Aus gutem Grund, wie Schloderer erläutert. Denn am Beilngrieser Freibad sei schon vor Jahren eine Solarthermie-Anlage angebracht worden, wodurch sich der Gasverbrauch in einem humanen Rahmen halte – insbesondere in den Monaten Mai, Juni und Juli. Im August, wenn die Sonnenstunden oft schon wieder etwas weniger werden, müsse man sich dann – je nach Wetterlage – Gedanken machen, ob man möglicherweise ein oder zwei Grad runtergehe bei der Wassertemperatur, um Gas zu sparen. Aber diesbezüglich gebe es noch keine Festlegungen, so der Rathauschef.

Was man als Kommune sonst noch tun könne, um allgemein einen Beitrag zur Energiewende zu leisten? Das Thema Photovoltaik auf Dächern kommunaler Einrichtungen werde in Beilngries seit Jahren mitgedacht, wenn auch noch nicht immer umgesetzt, bilanziert Schloderer. Durch die Anpassung der großpolitischen Rahmenbedingungen könnte es hier weiter vorangehen.

Rein vom Grundsatz her sei es gut, dass sich die Gesellschaft nun geballt Gedanken mache, was man alles tun könne für eine echte Energiewende, so der Beilngrieser Bürgermeister im DK-Gespräch. Das Problem sei aber die Vehemenz und der Zeitdruck, mit denen das Thema nun hereingebrochen sei. Und, das wolle er betonen: „Am allerwichtigsten wäre, dass die kriegerischen Handlungen und das damit verbundene Leid endlich aufhören – und dass man stattdessen wieder miteinander spricht.“ Alles Weitere werde sich dann auch regeln.

SO IST DIE SITUATION BEI DER WINDKRAFT



Rund um die Windkraft sind in der Großgemeinde Beilngries bereits umfassende und hitzige Debatten geführt worden. In den vergangenen Jahren ist das Thema dann ziemlich abgeflaut – bis es heuer, bereits vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine und seither noch vehementer, in Bundes- und (nicht ganz freiwillig) Landespolitik wieder in Schwung gebracht wurde.

Für Beilngries stellt sich die Sachlage aktuell folgendermaßen dar: Es gibt eine vom Stadtrat ausgewiesene Konzentrationsfläche bei Wolfsbuch, auf der man sich die Errichtung von Windkraftanlagen vorstellen könnte. Auf Basis der bisherigen Regelungen ist die Stadt davon überzeugt, dass diese Fläche ausreichend groß ist. Juristische Anfechtungen habe es bislang nicht gegeben. Bauanträge für Windräder aber auch nicht, was nicht zuletzt an der 10-H-Regel gelegen haben dürfte. Denn das Areal ist weniger als zwei Kilometer von der Wohnbebauung entfernt. Und nachdem moderne Windräder zumindest 200 Meter hoch sein sollten, wären solche Anlagen in besagter Konzentrationsfläche nicht umsetzbar gewesen – was die nun auf den Weg gebrachten Ausnahmen von 10-H ändern würden. Konkrete Folge für die Fläche bei Wolfsbuch: Sie rückt zwar nicht näher an den Ort heran – aber es könnten dort höhere und somit für Investoren rentable Windkraftanlagen entstehen. Dass es in Wolfsbuch diesbezüglich Sorgen gibt, hatte Ortssprecher Michael Hackner bereits vor einigen Monaten im DK-Gespräch aufgezeigt.

Selbiges tat Josef Tratz, Ortssprecher von Litterzhofen. Dort stehen, etwa einen Kilometer vom Dorf entfernt, die bislang einzigen zwei Windräder (jeweils 100 Meter hoch) in der Großgemeinde Beilngries. Die für solche Fälle auf den Weg gebrachte Repowering-Ausnahme würde erlauben, die bestehenden Anlagen durch größere zu ersetzen. Dass ein solcher Ausbau bei entsprechender Weichenstellung durch die Politik vorstellbar sei, hatte der Besitzer der Anlagen bei Litterzhofen vor Längere auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt.