Steht das Eichstätter Festival LiteraPur vor dem Aus?

18.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:51 Uhr

Das Festival LiteraPur der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt wird heuer nicht stattfinden. Der Grund: Das Geld fehlt. 2022 hatte das Festivals sein zehnjähriges Bestehen gefeiert – und in diesen zehn Jahren neben jungen literarischen Talenten namhafte Autoren wie Uwe Timm, Feridun Zaimoglu, Saša Stanišic, Norbert Gstrein und Autorinnen wie Zoë Jenny, Nora Bossong und Zoe Beck für Lesungen verpflichtet.

Eine Besonderheit des Festivals: Die Studierenden konnten sich stets einbringen als Schreibende, Mitorganisatoren, Juroren und Autoren – zum einen durch die Teilnahme an dem Begleitseminar, zum anderen durch die Mitwirkung am jährlichen Schreibwettbewerb.

Zehn Jahre lang war der Autor und Dozent Michael Kleinherne für die Organisation des Festivals verantwortlich. „Mit den Fördergeldern in Höhe von etwa 5000 Euro und den Eintrittspreisen haben wir immer kostendeckend gearbeitet“, sagt er. Denn auch Literaturinteressierte aus der ganzen Region nutzten die Chance, bekannte Autoren live zu erleben. „Gerade das letzte Jahr war vom Publikumszuspruch mit das beste“, so Kleinherne.

Das Festival LiteraPur wird finanziert über sogenannte Studienzuschussmittel, die die bayerischen Universitäten und Hochschulen vom Freistaat Bayern als Ersatz für weggefallenen Studienbeiträge erhalten. Über einen Teil dieser Mittel verfügen die Fakultäten in Eigenregie. „LiteraPur ist aus diesem Topf finanziert worden, den die Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät eigenständig verwaltet“, erläutert Constantin Schulte Strathaus, Pressesprecher der KU Eichstätt-Ingolstadt: „Die Entscheidung über die Anträge fällt jedes Jahr neu. Darüber befindet eine Kommission, die zwölf Personen umfasst und paritätisch mit Studierenden und Forschenden besetzt ist. Die abschließende Entscheidung über die Verwendung trifft der Fakultätsrat, in dem wiederum ebenfalls Studierende vertreten sind.“

Der Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur hatte 2022 wie üblich die entsprechenden Fördermittel für das Festivals beantragt, erläutert Lehrstuhlvertretung Cornelia Rémi. „Dabei haben sich jedoch die aktuellen Mittelkürzungen, die alle Arbeitsbereiche der Universität treffen und zu deutlichen Einschnitten zwingen, besonders schmerzlich bemerkbar gemacht: Die beantragte Summe wurde uns zunächst noch halbiert in Aussicht gestellt, später jedoch stellte sich heraus, dass aufgrund eines Rechenfehlers zusätzliche Kürzungen notwendig wurden, so dass uns leider auch der verbleibende Rest noch komplett gestrichen wurde. Somit steht LiteraPur für den Sommer 2023 vollständig ohne Veranstaltungsbudget da.“ Kein Geld, kein Festival. „So kurzfristig war keine alternative Finanzierung zu organisieren“, so Rémi weiter. „Angedacht ist, dass die Studierenden der Lehrveranstaltungen, die eigentlich auf das Festival ausgerichtet sind, in kleinerem Rahmen aus eigenen Textes lesen.“ Die Germanistin hofft aber, dass LiteraPur 2024 wieder stattfinden könnte – „sofern es uns bis dahin gelingt, die nötige Finanzierung zu sichern“.

aw