Beilngries
Sich konsequent treu geblieben

Evangelischer Pfarrer Hans-Michael Hechtel bei Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet

27.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:12 Uhr

Zehn Jahre lang hat Hans-Michael Hechtel als Pfarrer in der evangelischen Gemeinde Beilngries, Berching und Dietfurt gewirkt. Nun wurde er in den Ruhestand verabschiedet. Foto: Adam

Beilngries – Nein, Pfarrer Hans-Michael Hechtel mag keine Fotos. Auch bei dem Gottesdienst zu seiner Verabschiedung blieb er sich da treu, stellte sich vor seine Gemeinde, breitete die Arme aus und sagte: „Hier bin ich. Alle Fotografen können jetzt die Kamera zücken. Und dann – weg damit.“

Sein Wunsch war natürlich Befehl und so gibt es nun leider keine Bilder von der feierlichen Entpflichtung aus seinem Amt als evangelischer Pfarrer durch den Landeskirchenrat, verlesen von Pfarrerin Martina Strauß, sowie den Geschenkübergaben, Verabschiedungen und Reden. Herzliche Worte zum Abschied sprachen Bürgermeister Helmut Schloderer, Petra Gilch für die katholische Gemeinde Berching, Werner Sünkel für den evangelischen Posaunenchor und Pfarrer Konrad Schornbaum für das Pfarrkapitel. Sie alle bedankten sich bei Pfarrer Hechtel für seine zehn Jahre Wirken in der evangelischen Gemeinde Beilngries, Berching und Dietfurt und für Vertretungen in umliegenden Gemeinden mit kleinen Geschenken.

„Vom Müssen zum Können, von der Pflicht in die Freiwilligkeit“ sei der Schritt in den Ruhestand nun, sagte Prädikant Artur Angne, der in seiner Abschiedsrede viel Bezug zu Pfarrer Hechtels großem Hobby, der Modelleisenbahn, nahm und Vergleiche mit Weichenstellungen und – mit Blick auf Hechtels Frau Christa – Bahnhofsvorstehern zog. Er wünschte Hechtel und seiner Frau „einen weiterhin erfolgreichen Lebensweg“ und bestätigte: „Alles, was einen Pfarrer so ausmacht, haben Sie getan. Dafür vielen Dank.“ Es sei immer eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe gewesen.

Bürgermeister schätzte Hechtels hintergründigen Humor

Das bescheinigte dem scheidenden Pfarrer auch Bürgermeister Helmut Schloderer (BL/FW), der erklärte: „Ich werde Ihr verschmitztes Lächeln und Ihren hintergründigen Humor vermissen.“ Diesen Humor, „der für manche fast etwas zu trocken ist und nicht gleich von allen verstanden wird“, sprach auch Pfarrer Konrad Schornbaum an. „Du hast uns Kollegen so manches Mal zum Nachdenken gebracht, durch deine Art des Denkens, die nie Mainstream ist, sondern couragiert und zugespitzt, manches Mal sogar genau gegen die allgemeine Meinung war.“

Dass Pfarrer Hechtel weiterhin seine eigene Meinung vertritt, bewies er auch in der Predigt, in der er auf das Höchste, das ein Mensch erreichen kann, „Christ werden durch die Taufe“, hinwies. Nichts könne noch darüber stehen und so könne auch kein Mensch, egal welchen weltlichen oder kirchlichen Rang er einnehme, sich über einen anderen Menschen stellen und über ihn bestimmen. „Lasst uns Gutes tun“, sagte Hechtel und erklärte dazu seine Sichtweise: „Zuallererst gilt das für die Christen der eigenen Gemeinde, die sich regelmäßig an der Gemeinde beteiligen. Dann sind die Christen der eigenen Gemeinde an der Reihe, die sich bei Gottesdiensten nie sehen lassen. Dann erst Christen der Umgebung und der ganzen Welt.“ Es sei nichts einzuwenden dagegen, dem Bettler am Straßenrand zu helfen und auch Flüchtlingen. Aber man dürfe dadurch nicht „seinen Dampf im Kessel“ verlieren und verpuffen lassen. Die Kraft für die Menschen in nächster Nähe müsse erhalten bleiben.

Artur Angne überbrachte Grüße des katholischen Beilngrieser Geistlichen, Domkapitular Josef Funk, der aus terminlichen Gründen nicht an dem Abschiedsgottesdienst teilnehmen konnte. Für die katholische Gemeinde Berching bedankte sich im Namen des dortigen Pfarrers Gemeindereferentin Petra Gilch, ehe Werner Sünkel Pfarrer Hechtel mit herzlichen Worten für dessen Teilnahme an zahlreichen Proben und Auftritten des evangelischen Posaunenchors dankte. „Versprechen Sie mir, die Posaune ist das Letzte, das Sie einpacken, und am Mittwoch sind Sie noch einmal bei der Probe dabei“, bat Sünkel.

„Und jetzt ist gut und wir feiern den Gottesdienst zu Ende“

Knapp und wie von ihm gewohnt ohne Pathos ergriff am Ende Pfarrer Hans-Michael Hechtel selbst das Wort: „Ich danke allen für die freundlichen Worte und allen, dass sie gekommen sind. Ich danke auch dafür, dass ich in der politischen Gemeinde immer gern gesehen war und von den katholischen Kollegen Freundlichkeit und Entgegenkommen erfahren habe. Und jetzt ist gut und wir feiern den Gottesdienst zu Ende.“

Einem kleinen Sektempfang vor dem Gotteshaus, organisiert vom Kirchenvorstand, konnte Hechtel dann aber doch nicht entgehen – und viele nutzten die Gelegenheit noch, um persönlich Abschied zu nehmen.

DK