Eichstätt
Sehnsucht nach Frieden

Die 4. Nacht der offenen Kirchen setzt nicht nur musikalische Glanzpunkte

23.05.2022 | Stand 22.09.2023, 23:21 Uhr

Auf einer „Via lucis – Lichter auf meinem Weg“ konnte man in der Katholischen Hochschulgemeinde an sieben Stationen den Kreuz-Kunstwerken von Studierenden begegnen. Fotos: Kusche

Eichstätt – Die vierte Auflage der „Nacht der offenen Kirchen“ lockte am vergangenen Freitag Hunderte Besucher an. Alle zwei Jahre veranstaltet die Dompfarrei in Zusammenarbeit mit der evangelischen Erlöserkirche die „Nacht der offenen Kirchen“. Nachdem sie 2020 und 2021 abgesagt werden musste, konnte sie nun wieder stattfinden: Mehr als 70 Veranstaltungen an 19 sakralen Orten der Innenstadt und auf dem Frauenberg lockten zwischen 19 und 24 Uhr die Menschen in die Kirchen, Kapellen und Klöster.

Dort konnten sie Konzerte, Gebetsstunden, Chorgesänge, Lesungen, Mitsing-Aktionen, Lichtinstallationen, liturgische Feiern, Führungen und Ausstellungen zu nächtlicher Stunde erleben. Dabei ist es schwierig, aus der Fülle der Veranstaltungen die Höhepunkte herauszugreifen, doch es gab sie natürlich. Einer von ihnen war gleich zu Beginn das kongeniale deutsch-italienische Chor-Konzert „Gemeinsam unterwegs – Caminando insieme“ in der Abteikirche Sankt Walburg. Dort intonierten unter der Gesamtleitung von Gernot Lorenz der Chor der Dompfarrei „Nova Cantica“ und der Gemeindechor „Santa Giustina“ aus Montegalda abwechselnd elf Lieder in deutscher, lateinischer und italienischer Sprache, bevor sie das grandiose gemeinsame Schlusslied anstimmten: „Wir sind alle Brüder – Siamo tutti fratelli“ tönte es in glasklarer Akustik aus dem altehrwürdigen Gotteshaus.

In der Erlöserkirche standen Impulse zum Leben und Wirken des Theologen Dietrich Bonhoeffer im Mittelpunkt einer Lesung seines Gedichtes „Wer bin ich?“. Darin bekennt sich Bonhoeffer zu einem Gestus der Versöhnung und Gelassenheit, aber auch zur Unsicherheit angesichts der eigenen aussichtslosen Lage. Einige Monate vor seinem Tod gelang es ihm noch, das Gedicht, an dessen Ende er Trost in Gott findet, aus seinem Gefängnis zu schmuggeln – zusammen mit dem allseits bekannten Lied „Von guten Mächten treu und still umgeben“. Es zählte zu den ergreifendsten Momenten des Abends, als die Kirchenbesucher dieses Lied gemeinsam anstimmten.

Geschichte mitGitarren und Trompeten

„Den Träumen auf der Spur“ blieben Andreas Völker und mehrere Kollegen und Schüler der Realschule Rebdorf in der Heilig-Geist-Kirche. Geschichten wie die vom kleinen Gänseblümchen, die musikalisch durch Gitarren und Trompetenklänge untermalt wurden, machten den Zuhörern Mut, denn „Sehnsucht kommt da ans Ziel, wo ein goldenes Herz unterwegs ist.“

Einen ganz besonderen Hörgenuss, verbunden mit einer Einkehr ins „Sacré Coeur“, hielt dann das hochklassige Jugendensemble „Cantabile“ mit Schulseelsorger Helmut Enzenberger in Notre Dame bereit. Begleitet von Gitarre, Geige, Cello, Fagott und Kontrabass erklangen deutsche, englische und lateinische geistliche Lieder, die um die Themen Herz und Erbarmen kreisten.

Auch in anderen Sakralbauten Eichstätts fanden viele reizvolle Veranstaltungen statt. Zu einer außergewöhnlichen musikalisch-literarischen Reise luden die Malteser Integrationsdienste und die Flüchtlingsseelsorger des Bistums zum Ausklang der langen Nacht noch in die Peterskirche ein. Zu Gast waren nicht nur Musikerin Sara Hasti mit einer Kamantsche – einer Stachelgeige – und Musiker Omid Niavarani mit einer Tombak (Bechertrommel) aus dem Iran, die faszinierende orientalische Musik erklingen ließen. In drei berührenden Lesungen unter dem Motto „Lange Wege in kurzen Geschichten“ nahmen die in Taiwan gebürtige Autorin Uie-Liang Liou, die Iranerin Hoora Dabbaghian und die serbische Autorin Biljana Popovic ihr Publikum mit auf die Reise in ihre Heimat und die nicht immer leichte Suche nach ihrer Identität.

Es war eine stimmige und vielgestaltige Nacht der offenen Kirchen, durch die sich ein ökumenischer Gedanke wie ein roter Faden zog: die Sehnsucht nach Frieden und die Hoffnung auf Menschlichkeit angesichts der barbarischen Ereignisse, die sich derzeit in der Ukraine abspielen.

ddk