Ihm wäre es lieber gewesen, man hätte die Diskussion gar nicht erst aufkommen lassen müssen: die Debatte um die historische Aufarbeitung von Straßennamen in Eichstätt. Ein mit einem P-Seminar des Gabrieli-Gymnasiums gestartetes Projekt erlangte am Dienstag einen Meilenstein. An der Gabrielistraße wurde ein erstes Zusatz-Taferl angebracht.
Eichstätts Oberbürgermeister Josef Grienberger (CSU) erinnerte an den Ausgangspunkt der Diskussion: die Vorwürfe der Vertuschung sexuellen Missbrauchs durch den früheren Eichstätter Bischof Alois Brems († 1987). „Wir hatten die Aufgabe, uns im Stadtrat mit dem Lebenswerk und dessen Bewertung unseres früheren Bischofs zu beschäftigen.“ Im Oktober 2022 hatte unsere Zeitung Untersuchungsergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht: Brems soll einem Priester seines Bistums, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde, die Flucht vor der Polizei ins Ausland ermöglicht haben.
P-Seminar war aktiv
Mit dem Beschluss der Umbenennung der nach dem Bischof benannten Straße im Januar beauftragte der Stadtrat zugleich ein historisches Aufarbeitungsprojekt für alle weiteren 68 nach Persönlichkeiten benannten Straßen. Das übernahm ein P-Seminar des Gabrieli-Gymnasiums unter Leitung von Wolfgang Wollny.
Man stelle sich damit der Geschichte, man setze sich mit ihr auseinander, betonte Grienberger: Ohne die Geschichte, die Teil der Stadt sei, wäre man heute nicht hier. „Mich hat es sehr gefreut, dass wir auf ein sehr fleißiges Seminar zählen konnten“, sagte Grienberger mit Blick auf die Schülerinnen und Schüler, die zur Anbringung der ersten Tafel vollständig erschienen waren – trotz Ferien und der unmittelbaren Vorbereitung auf ihre mündlichen Prüfungen in der kommenden Woche. „Das Projekt ist ein Paradebeispiel, wie man mit einem Thema wie diesem umgehen kann“, erklärte Grienberger.
Neue Schilder kommen sukzessive
Louis Wrobel, eines der Seminar-Mitglieder, sagte gegenüber unserer Zeitung, dass das Projekt allein schon für die Persönlichkeitsbildung eine wichtige Sache gewesen sei. Man habe nicht nur über die Geschichte der Stadt etwas gelernt, über den Ort, an dem man lebe, sondern auch verschiedene andere Fähigkeiten vermittelt bekommen – etwa den Umgang mit Gremien. „Dass ihr in die Gremien gekommen seid, dort euch den Fragen der Stadträte gestellt habt, das war Mut, danke dafür“, erwiderte Grienberger.
In den kommenden zwei Jahren sollen der städtischen Pressesprecherin Sophie Schmidt zufolge die weiteren Schilder angebracht werden – sukzessive. Man arbeite sich von der Innenstadt weg in die Außenbezirke. Grienberger dankte in dem Zusammenhang noch dem Bauhof und den beiden Stadtheimatpflegern Claudia Grund und Rainer Tredt: Sie seien für fachliche Fragen bereitgestanden und hätten auch bei den Texten zu den Personen Korrektur gelesen.
Das Projekt umfasst neben den Zusatzschildern zu Straßen-Schildern mit Namensbezug auch begleitende Online-Inhalte auf der Website der Stadt Eichstätt mit ausführlichen Informationen zu den Personen und der Geschichte der Straßennamen. Bislang ist dort nur eine aufgeführt: die Gabrielistraße. Wahrscheinlich die unproblematischste von allen.
EK
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