Gesegnete 99 Jahre alt ist er geworden: Am Fest der Taufe des Herrn hat der frühere Eichstätter Kirchengeschichtler Ernst Reiter sein Leben in die Hände Gottes zurückgelegt. Bis ins hohe Alter verfolgte er – schon auf einen Rollstuhl angewiesen – die Entwicklung von Kirche und Welt.
Die Seelsorge nehme den meisten Platz in der Arbeit eines Priesters ein: Dieser Satz stammt aus einer Predigt Reiters; er hielt sie im Juli 2007 beim goldenen Priesterjubiläum seines Mitbruders Michael Harrer († 2022). Es war die Sorge um die ihm Anvertrauten, die ihn stets bewegte. Dabei war ihm – bis auf einen kurzen Ausflug nach der Priesterweihe – die direkte Pfarrseelsorge selbst nicht vergönnt. Er hat aber die Nähe zu den Menschen nie vermissen lassen, nicht als Priester, nicht als Professor.
Mit 17 Jahren wurde er zum Militär eingezogen
Der Bub aus Mittelfranken, der 1926 in Hilpoltstein zur Welt kam, studierte nach dem Gymnasium Theologie. Der Weg dahin war vom Zweiten Weltkrieg geprägt. Mit 17 Jahren wurde er zum Militär eingezogen und musste in den Krieg. Zwei Jahre später kam er nach England in Gefangenschaft. Dort hat er das Abitur gemacht. Nach seinem Studium ging er als Kooperator nach Monheim und wurde zwei Jahre später für weiterführende Studien in Bonn beurlaubt, die er 1963 mit der Promotion abschloss. „Die zwei Jahre in Monheim haben mir gut getan“, sagte Reiter selbst in einem Gespräch mit dem kirchlichen Radiosender K1 zu seinem 70. Priesterweihetag im Jahr 2023.
Das könnte Sie auch interessieren: Elternbeirat des Beilngrieser Kindergartens Sandkiste: Spende an den Frühchen-Nähverein
1964 übernahm Reiter die Professur für Kirchengeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Eichstätt – der späteren Katholischen Universität –, zunächst vertretungsweise, schließlich dann auch fest. Und es sollte so bleiben bis zu seiner Emeritierung. Von Eichstätts Bischof Gregor Maria Hanke wurde er 2010 in die Historikerkommission des Seligsprechungsverfahrens für Pater Jakob Rem berufen.
Ökumene erschien ihm wichtig
Es war ihm ein inneres Anliegen, den Studenten nicht nur die Kirchengeschichte in ihrer Gesamtheit nahezubringen. Wichtig erschien ihm dabei die Ökumene: „Ich wollte ihnen vor allem den Unterschied zwischen Katholiken und Protestanten erklären.“ Da erscheint es nicht von ungefähr zu kommen, dass Reiter Diözesanbeauftragter (1968 bis 1976) und Vorsitzender der Ökumenischen Kommission des Bistums (1972 bis 1976) war. Luther, davon zeigte sich Reiter überzeugt, habe schon bei so manchem Recht gehabt, wie er bei jenem Interview vor zwei Jahren sagte, etwa „die ganzen Zustände in Rom. Das war furchtbar“. Die Liste seiner Veröffentlichungen seit 1964 umfasst über 100 Publikationen bis ins Jahr 2009, hinzu kommt manche Herausgeberschaft: etwa des „Sammelblatts des Historischen Vereins“ oder auch der berühmten Faksimile-Ausgabe des „Pontifikale Gundekarianum“.
Den Schwestern der Benediktinerinnenabtei St. Walburg war Reiter Zeit seines priesterlichen Wirkens besonders verbunden, nicht zuletzt ab 1983, als er als Spiritual, also als geistlicher Begleiter, wirkte. Bis ins Jahr 2015 tat er diesen Dienst, was ihn auch oft in den Kindergarten der Abtei führte. Die Schwestern unter Mutter Elisabeth Hartwig würdigten Reiters Verdienste, man gedenke seiner beim heiligen Opfer: „Ruhe in Frieden“.
Marco Schneider
Der Leichnam Ernst Reiters wird am Freitag, 17. Januar, in Greding beigesetzt. Um 13.30 Uhr ist Sammelrosenkranz in der Stadtpfarrkirche, das Requiem beginnt um 14 Uhr.
Artikel kommentieren