Eichstätt
Prinzip Hoffnung

Keine Priesterweihe in diesem Jahr – Eichstätter Regens Wohner ist dennoch zuversichtlich

20.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:05 Uhr

Markantes Gebäude im Zentrum der Eichstätter Altstadt: das Collegium Willibaldinum. Fotos: Wermter

Von Angela Wermter

Eichstätt – Der Kirchentradition folgend werden in den Tagen rund um das Apostelfest „Peter und Paul“ am 29. Juni gerne Priester und Diakone geweiht. In Eichstätt wird es dieses Jahr keinen Neupriester geben. Michael Wohner (Foto), der Regens des Priesterseminars, nimmt die Fakten ganz pragmatisch. „Ein Priesterkandidat, der in diesem Jahr hätte geweiht werden können, hätte vor acht Jahren mit der Ausbildung beginnen müssen“, sagt Wohner. Da dies nicht der Fall war, gebe es in diesem Jahr eben keine Priesterweihe. Seinen Angaben zufolge ist es zwar selten, dass es in einem Jahr keine Weihe gibt, eine vergleichbare Situation hatte sich allerdings auch schon vor etwa 20 Jahren ergeben. „Heuer werden zwei Diakone geweiht“, sagt Wohner. „Dann werden aller Wahrscheinlichkeit nach im kommenden Jahr wieder zwei Priester geweiht werden können.“

Starke Schwankungbei den Zahlen

Beim Gang durch das Treppenhaus im Collegium Willibaldinum zeigt sich ohnehin, dass die Zahlen der Priesterkandidaten durchaus auch in der Vergangenheit starken Schwankungen unterlagen − an den Wänden hängen Gruppenfotos der neuen Priester: Im Jahrgang 1967 empfingen zwölf Kandidaten die Weihe, im Jahr 2008 waren es elf, 1973 war es nur einer, auch im vergangenen Jahr war es einer, ein ehemaliger Ordensmann.

In Kirchenkreisen wird davon ausgegangen, dass mit zwei bis drei neu geweihten Priestern im Jahr gut über die Runden zu kommen ist. In den sieben bayerischen Bistümern liegt die Zahl der diözesanen Neupriester in diesem Jahr bei neun, deutschlandweit pendelt die Zahl in den vergangenen Jahren zwischen 58 und 77.

Dass die Zahl der Priesterkandidaten ähnlich wie die Zahl der Kirchenmitglieder kleiner wird, ist eine Entwicklung, die so neu nicht ist. „Eine einfache Antwort auf Fragen nach diesem Prozess kann es nicht geben“, ist Wohner überzeugt. Dafür sei das Thema Glaube und Religion zu komplex. „Es hängt auch viel von der Kirchengebundenheit der Menschen ab“, stellt Wohner fest. Er bedauert es, dass es so wenige junge Leute gibt, die die Botschaft Jesu als Priester weitergeben möchten. „Vermutlich fehlen Vorbilder – in den Kirchen und auch in der Familie“, sagt der Regens. „Viele junge Menschen fragen sich zudem, ob sie in der Gemeindeseelsorge überhaupt am richtigen Platz sind. Das Bild des Pfarrers oder Priesters hat häufig so ein Einzelkämpfer-Image.“ Dass sich aber durchaus gut eingespielte Pastoralteams in den Gemeinden bilden könnten, habe er selbst in seiner Zeit als Kaplan erlebt.

Im Rahmen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) laufen auf verschiedenen Ebenen Gesprächsprozesse, bei denen Überlegungen zur Neuordnung der Priesterausbildung diskutiert werden. Eingebunden sollen auch Ausbildungsleiterkonferenzen in den einzelnen Bistümern sein. Die Einrichtung einer solchen Ausbildungsleiterkonferenz für das Bistum Eichstätt hält Regens Wohner nicht für zwingend notwendig. „Eichstätt gehört ja zu den kleineren Bistümern. Da ist die Zusammenarbeit unter den zuständigen Gremien ohnehin sehr eng.“ Außerdem gebe es zwischen den Bistümern Eichstätt, Bamberg, Speyer und Würzburg eine gut strukturierte Zusammenarbeit bei unterschiedlichen Ausbildungsblöcken in der Theologie, Seelsorge, Wissensvermittlung generell und bei den Praktika in den Pfarreien.

Keine Sorge mit Blickauf die Standortfrage

Auch die viel diskutierte Standortfrage stellt sich nach Wohners Einschätzung für Eichstätt eher nicht. Laut DBK-Pressemitteilung vom Mai 2022 sollte die Priesterausbildung nur noch an drei Standorten in Deutschland ermöglicht werden. Doch es gibt weiterhin Einzelstandorte, wenngleich das Ziel einer verstärkten Kooperation im Raum steht.

Dass das Collegium Willibaldinum nun schließen muss – diese Gefahr sieht Regens Michael Wohner nicht: „Wir haben 59 Priesterkandidaten und Priester, die im Eichstätter Priesterseminar studieren. 14 im römisch-katholischen Collegium Willibaldinum und 45 im Collegium Orientale. Und wir haben in Eichstätt die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum.“ Da sei es, so Wohner, eher unwahrscheinlich, dass das Collegium Willibaldinum als Priesterausbildungstätte geschlossen werden müsse.

EK