Zurückgeblättert
Pockenimpfungen und Schweden-Prinzessin auf Besuch

27.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:22 Uhr

Der Stadtbahnhof wurde im Jahr 1900 gebaut und gehört seit 2003 der Stadt Eichstätt. Das Bild entstand im Oktober 1934. Foto: Sammlung Ettle

Seit 1864 gibt es den EICHSTÄTTER KURIER, und bereits 1791 – beginnend mit dem Intelligenzblatt – gibt es in Eichstätt Heimatzeitungen, die von den Geschichten und Geschehnissen in Altmühl-, Gailach- und Schuttertal oder auf den Jurahöhen berichten – manche tragisch, manche amüsant, doch alle stets informativ.

Das Blättern darin lohnt sich auch heute noch – deshalb heißt es in dieser Rubrik einmal im Monat: „Zurückgeblättert“:

1803: Beginn der Impfung gegen die Pocken

Hofrat Franz Seraph Widnmann, der Eichstätter Stadt- und Land-Physikus, trat im Mai 1803 dem Gerücht entgegen, dass im Raum Kinding, Beilngries und Berching viele Kinder trotz einer Impfung an Pocken erkrankten. Die Immunisierung war seinerzeit erst seit ein paar Jahren möglich. Der Arzt erklärte, dass von den geimpften Kindern keins gestorben ist. Er fügte hinzu, dass in Berching 39 Kinder, „denen auf Abraten der Widersacher die Wohltat der Impfung nicht zukam“, erkrankten und in Kinding drei gestorben sind.

1823: Schweden-Prinzessin machte Besuch

An einem Samstag Ende Mai vor zweihundert Jahren war in Eichstätt wohl alles auf den Beinen. „Ihre Königliche Hoheit, die Kronprinzessin Josephine von Schweden und Norwegen“, traf abends um 5 Uhr in der Stadt ein. Sie und ihre Begleitung wurden von einer Abteilung des Städtischen Landwehr-Bataillons eskortiert, das ihr entgegengeritten war. Die Prinzessin machte auf der Reise von München nach Stockholm Zwischenstation. Nach einem Bericht im „Intelligenzblatt“ sprachen ihr Glückwünsche aus: das Königliche Offizierskorps, eine Deputation des Domkapitels, herzoglich-leuchtenbergische Beamte und Zivil-Beamte. Am anderen Tag reiste die junge Frau nach dem Besuch eines Gottesdienstes weiter Richtung Norden. Josephine, eine Leuchtenbergtochter, war mit dem Kronprinzen von Schweden, Oskar, verheiratet.

1883: 100 Soldaten logierten in Wirtshäusern

Während eines Manövers mussten im Mai des Jahres 1883 rund 100 Soldaten „wegen Platzmangels in den Kasernen“, in der Stadt einquartiert werden. Dies dauerte eine lange Zeit, nämlich vom 28. Mai bis 23. Juni. Dabei hatten die Eichstätter noch Glück, denn die Einquartierungskommission beschloss, das Militär nicht in Privathäusern, „sondern in Masse“ in Wirtshäusern unterzubringen. Je Mann gab es 6 Pfennig Entschädigung pro Tag. Der Verbrauch von Holz, Stroh, Beleuchtung und das Ausleihen des Kochgeschirrs wurden eigens berechnet.

1923: Zwei Glocken für Weigersdorf

Die Glockengießerei Vielberth in Ingolstadt goss für die Gemeinde Weigersdorf im Mai 1923 zwei Kirchenglocken. Am Vorabend des Festtags Christi Himmelfahrt war das Probeläuten angesetzt, das laut Zeitungsbericht zur vollen Zufriedenheit aller Bürger ausfiel. Erwähnt wurde noch, dass die Anschaffung des Geläuts große materielle Opfer erforderte. Die Filialkirche von Weigersdorf ist dem heiligen Andreas geweiht.

1963: Filmdreh: „Das Haus in Montevideo“

Im Sommer war Eichstätt Filmstadt geworden. Umfangreiche Szenen für den Film „Das Haus in Montevideo“ wurden hier gedreht. Neben den Hauptdarstellern Heinz Rühmann und Ruth Leuwerik wirkten Eichstätter Kinder und Jugendliche und der Chor des Böse-Buben-Clubs (BBC) mit.

1973: Stadtbahnhof wurde modernisiert

Das Gebäude des Eichstätter Stadtbahnhofs ist vor fünfzig Jahren saniert und modernisiert worden. Insbesondere wurde der Schalterraum kundenfreundlicher gestaltet. Weitere Maßnahmen waren die Beseitigung der sogenannten Bahnsteigsperren und der Häuschen, in denen Bahnbedienstete saßen und die Fahrkarten der Passagiere kontrollierten. Am Stadtbahnhof herrscht seit 1885 Zugverkehr, das Bahnhofsgebäude war aber erst im Jahr 1900 errichtet worden. Es ist seit 2003 im Besitz der Stadt.

2003: Fünf Diakone zu Priestern geweiht

Fünf Diakone wurden im Eichstätter Dom zu Priestern geweiht. Ihre Primizmessen feierten sie in Adelschlag, Hirschberg und Denkendorf. Die Trachtenwallfahrt auf den Eichstätter Frauenberg fiel in dem Jahr besonders groß aus: Rund 600 Kinder, Frauen und Männer in zünftiger bayerischer Tracht nahmen am festlichen Gottesdienst vor der Kapelle teil.

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