Eichstätt
Ort des Lernens und der Begegnung

Die Montessori-Schule in Eichstätt feiert an diesem Wochenende ihr 20-jähriges Bestehen

18.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:14 Uhr

„Wir wollen eine Bereicherung für die Schullandschaft sein“, sagte die damalige Vorsitzende des Montessori-Vereins beim Spatenstich für das Schulgebäude am 10. Juni 2011. Zum darauffolgenden Schuljahr war das Gebäude bezugsfertig. Foto: Auer (Archiv)

Von Marco Schneider

Eichstätt – Mit 15 Schülerinnen und Schülern hat in einem einzigen Klassenraum in Wasserzell im Herbst 2002 alles angefangen. Heute besuchen rund 200 Kinder und Jugendliche die Montessori-Schule im eigenen Schulgebäude auf dem Seidlkreuz. An diesem Wochenende wird 20-Jähriges gefeiert. Ein Blick zurück zeigt eine durchaus wechselvolle Geschichte bis zum heutigen Tag. Aber er macht auch deutlich, mit welcher Zielstrebigkeit hier gearbeitet wurde.

Im Oktober 1995 erscheint erstmals das Schlagwort „Montessori-Schule“ im EICHSTÄTTER KURIER – im Zusammenhang mit einer Stadtratssitzung, in der über die Vermietung der alten Schule in Wasserzell entschieden werden soll. Sieben weitere Jahre sollten dann vergehen, bis die Schule regelmäßig in der Heimatzeitung auftaucht und die Bildungseinrichtung nach den Grundsätzen Maria Montessoris ihre Arbeit aufnimmt. Die Initiative nimmt aber schon 1996 Fahrt auf: Das Fehlen einer Grundschule mit alternativer Pädagogik hatte den Verein für integrative Erziehung – mittlerweile umbenannt in Montessori Eichstätt – 1996 dazu bewogen, eine Privatschule in den Räumen des Klosters Rebdorf zu beantragen. Die Federführung hatte der damalige Vereinsvorsitzende, Professor Karl R. Mühlbauer.

Regierung und Ministerium schmettern Pläne ab

Die Pläne waren bereits weit gediehen, bis die Regierung schließlich nach Rücksprache beim Kultusministerium Nein sagte. Damals hieß es, es fehle ein „besonderes pädagogisches Konzept“.

Zwei Jahre später machen sich Mitglieder des Vereins für integrative Erziehung für einen neuen Anlauf stark, sammeln Unterschriften und bieten Informationsabende an. Und dann geht alles ganz schnell: Am 31. Januar 2002 wird das Schulkonzept bei der Regierung von Oberbayern eingereicht. Kurz vor Schuljahresbeginn gibt es grünes Licht – und beinahe steht das ganze Projekt auf der Kippe: Eine von 15 Familien war, wie eine Woche vor Schulstart bekannt wird, abgesprungen. Mit nur 14 Schülern hätte der Trägerverein den Betrieb ganz ohne staatliche Förderung aufnehmen müssen. Finanziell nicht zu machen. Am Freitag vor Schulbeginn ist klar: Es kann losgehen.

Nach dem bescheidenen Anfang in Wasserzell geht es im Schuljahr darauf nach Adelschlag. Dort bekommt die Schule zwei Räume zur Verfügung gestellt. „Wir fühlen uns dort sehr wohl, es ist wunderbar dort – aber halt nur eine wunderbare Zwischenlösung“, wird die Schulleiterin Sabine Heiß im EK zitiert. Aber man will eine zweite Klasse aufmachen, dafür reicht der Platz in Adelschlag nicht.

2014 Gesamtprojekt Schulbau abgeschlossen

2009 zieht die Schule nach Mörnsheim in die dortige staatliche Grundschule, es kann zugleich mit dem Aufbau einer Sekundarstufe begonnen werden. Und: Es wird klar, dass auf dem Seidlkreuz in Eichstätt ein eigenes Schulgebäude entstehen könnte. Schon zwei Jahre später folgt der erste Spatenstich, zum 10. Geburtstag zieht die Schulfamilie aus Mörnsheim in die Kreisstadt – und wird hier heimisch. 2,5 Millionen Euro kostet der erste Bauabschnitt, 80 Prozent davon hat die Regierung von Oberbayern getragen, 20 Prozent der Trägerverein – unter anderem mit Elterndarlehen, Erlösen aus Benefizveranstaltungen oder Sponsorengeldern. Beim Festakt zur offiziellen Einweihung der Schule spricht der damalige Oberbürgermeister Andreas Steppberger – heute selbst Schülerinnenvater – von einem „guten Tag für die Zukunft unserer Stadt“ und einer Bereicherung der Schullandschaft. Der frühere Landrat Anton Knapp beschwört eine „neue Zeitrechnung“ für die Montessori-Schule.

Hinter den Kulissen kämpfen die Verantwortlichen für den zweiten Bauabschnitt, die Genehmigung zieht sich bis ins Jahr 2013 hin. Die Kosten des zweigeschossigen Erweiterungsbaus für die Sekundarstufe: 1,6 Millionen Euro. 2014 wird auch dieses Bauprojekt beendet.

2018 beginnen die Planungen eines Kindergartens neben der Schule, der zum Beginn des Kindergartenjahres 2023/24 bezugsfertig sein soll. Dass so eine Symbiose sinnvoll sein könnte, war schon 2009 in einer Stadtratssitzung angeklungen: Die heutige Landtagsabgeordnete Eva Gottstein (FW) regte damals an, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Schule eine Kindertagesstätte zu errichten.

Über die Jahre hinweg hat sich die Schule immer wieder verändert und ist gewachsen – ähnlich wie das Erkennungszeichen der Montessori-Schule, die orangefarbene Spirale. Diese zeigt aber, wie es die frühere Schulleiterin Sabine Heiß einmal sagte, auch: „Jedes Kind kann an unserer Schule in seinem Tempo wachsen und Fortschritte machen.“ Und Heiß betonte bei der gleichen Gelegenheit – es war der Spatenstich für das neue Schulhaus: „Wir wollen keine ausgrenzende Eliteschule sein, wir wollen ein Ort der Begegnung sein.“ Im Blick auf den 20. Geburtstag der Schule passen auch die Worte, die die langjährige Vorsitzende des Trägervereins, Maria Lechner, die vergangenes Jahr ihr Amt an Silke Ludewig übergeben hat, sagte: „Hier an diesem Platz werden noch viele schöne Töne erklingen, hier wird hart gearbeitet werden, und hier werden Kinder und Lehrkräfte wertvolle, hoffentlich glückliche Schultage haben.“

EK