Beim Zwiebelmarkt in Beilngries hat auch die neue Zwiebel-Stadtführung ihre Premiere gefeiert.
Hätten Sie gewusst, weshalb junge Frauen in früheren Zeiten in alle vier Ecken eines Zimmers je eine Zwiebel gelegt haben? Oder welche Menge an Zwiebeln man durchschnittlich pro Jahr verspeist? Oder was es mit dem Zwiebelschnaps des Beilngrieser Stammtischs Zwüfelatscha auf sich hat? All das – und noch viel mehr – gab es bei der neuen Zwiebel-Stadtführung unter dem Titel „Zwiebelduft liegt in der Luft – koa Grund zum Woana“ zu erfahren. Auf Anregung des Touristikbüros hatten die Gästeführerinnen Maria Kaufmann und Irmgard Scheiblecker diese neue Führung entwickelt. Dass ihnen dies wieder einmal exzellent gelungen ist, erfuhren am Samstagabend gut 40 Teilnehmer.
Ein Zwiebel-„Orakel“
Um zunächst die aufgeworfenen Fragen zu beantworten. So manche junge Frau soll früher tatsächlich das Zwiebel-„Orakel“ befragt haben. Dazu wurden vier Zwiebeln in den Ecken eines Zimmers drapiert und mit Namen von potenziellen Partnern fürs Leben versehen. Diejenige, die zu Heilig Drei König ausgetrieben hatte, sagte den perfekten Gatten voraus. Und wenn keine austrieb? Dann musste die Arme ledig bleiben. Und wenn alle vier austrieben? Nun ja, lassen wir das lieber...
Seriöser ist da schon die Frage nach dem durchschnittlichen Zwiebel-Pro-Kopf-Verbrauch zu beantworten: Sieben Kilogramm Zwiebeln verspeist jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr.
Und der Zwüfelatscha-Schnaps? Einen solchen wollten die Stammtischbrüder einst selbst „zubereiten“. Das Ergebnis sei aber leider „schlimmer als die schlimmste Medizin“ gewesen, wusste Maria Kaufmann zu berichten.
Informativ und unterhaltsam
Es war eine ebenso informative wie unterhaltsame Mischung aus Fakten, Anekdoten und Scherzen, die sich bei der neuen Zwiebel-Führung zu einem wunderbaren Gesamtkunstwerk zusammenfügten. Die Perspektive wechselte dabei immer wieder zwischen geschichtlichen Überlieferungen, den heutigen Zwiebel-Vorlieben im In- und Ausland sowie den lokalen Zwiebel-Fieber-Ausprägungen, die es in dieser Form wohl nur in Beilngries gibt. Zwiebelbrunnen, Zwiebelzopf, Zwiebel-Leberkäse – die Gästeführerinnen ließen nichts aus.
Verbunden waren diese Erzähl-Beiträge mit einem Spaziergang durch die Beilngrieser Altstadt samt Abstecher in den Sulzpark. Maria Kaufmann und Irmgard Scheiblecker hatten die Zwiebel in ihre Buchstaben zerlegt und von Z bis L jeweils entsprechende Stationen auserkoren, die man gemeinsam ansteuerte. Zum stimmungsvollen Ambiente trug bei, dass sich während der Stadtführung die Nacht über die Zwiebelstadt legte und man in der zweiten Hälfte dann im Lichte der Straßenlampen eintauchen konnte in die Welt der scharfen Knolle.
Die Sage um die Beilngreiser Zwüfelatscha
Nicht fehlen durfte bei dieser Führung selbstredend auch die Sage, wie Beilngries eigentlich zu dieser Zwiebel-Begeisterung gekommen ist: Das Schilf im Stadtgraben, die Zwiebel-Verwechslung, der spöttische Spitzname Zwüfelatscha – Einheimische wissen Bescheid.
Zum Abschluss gab es für die beiden Gästeführerinnen großen Applaus. Die Teilnehmer dürften nach dieser besonderen Tour durch die Stadt sicher noch einmal zusätzlichen Appetit auf den zweiten Zwiebelmarkt-Tag gehabt haben.
rgf
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