Eichstätt
Nach 32 Jahren ist Schluss: Kreishandwerkerschaft-Geschäftsführer geht in Ruhestand

Manfred Höreth übergibt Aufgaben an Giuseppina Sichert

14.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:17 Uhr

Jetzt ist Schluss: Kreishandwerkerschaft-Geschäftsführer Manfred Höreth (l.) hat seine Aufgaben am Montag an Giuseppina Sichert übergeben und geht in den Ruhestand. „Es war nicht einfach adäquaten Ersatz für Manfred Höreth zu finden, aber: Giuseppina Sichert ist ein Glücksfall für uns“, sagt Vize-Kreishandwerksmeister Martin Meier. Foto: Schneider

Von Marco Schneider

Eichstätt – Nach 32 Jahren ist Schluss: Am Montagabend hat Manfred Höreth die Tür im „Haus des Handwerks“ am Bahnhofsplatz hinter sich zugezogen. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft geht in Altersteilzeit. Seine Nachfolgerin: Giuseppina Sichert aus Gungolding.

Ein wenig wehmütig ist Höreth (63) schon zumute: Ein letztes Mal den roten Anstecker „Handwerk“ am Revers. Ein letzter Blick vom Büro aus. Alles ein letztes Mal. Aber: „Ich gehe hier entspannt raus.“ Auch, weil er seine Aufgaben in guten Händen weiß. Sichert, die die Handwerkerluft seit vielen Jahren kennt, weil sie selbst in einem Familienbetrieb gearbeitet hat, übernimmt das Ruder. Das hatte Höreth seit 2. Juli 1990 in der Hand. Er bleibt die Konstante unter fünf Kreishandwerksmeistern: Bei seinem Antritt 1990 war noch Josef Hirsch ehrenamtlicher Chef der Handwerker im Kreis Eichstätt. Hirsch wurde schon bald von Hans Schmid abgelöst, es folgten Klaus Behringer und Josef Mack, den wiederum der aktuell noch amtierende Hermann Meier beerbte.

Von Computern, digitalem Arbeiten war man weit entfernt: Es gab gerade einmal ein grünes Wählscheibentelefon, einen Schreibtisch aus den 1950er-Jahren, eine – immerhin elektrische – Schreibmaschine und ein Fax. Heute schaut das anders aus. Das Büro hat sich gewandelt, auch das Handwerk, wie Höreth beim Abschiedsgespräch zu Protokoll gibt. „Der Glanz des Handwerks ist etwas matter geworden“, sagt er. Aber nicht, weil es niemandem mehr etwas bedeutet, vielmehr: „Uns fehlen die Fachkräfte.“ Aber, das wirft der stellvertretende Kreishandwerksmeister Martin Meier gleich ein: „Das geht allen, in jedem Wirtschaftsbereich, derzeit so.“

Viel gelernt habe er in den zurückliegenden 30 Jahren, als er mit kaufmännischer Ausbildung aus der KfZ-Branche zur Kreishandwerkerschaft kam. An die 1000 – oder mehr – Veranstaltungen absolvierte Höreth in der Zeit, „eine Zeit mit Höhen und Tiefen, mit einem Kommen und Gehen von Mitgliedsbetrieben, mit vielen Sitzungen und Versammlungen, Prüfungen, aber auch Feierstunden“, blickt er zurück. Einen markanten Höhepunkt nennt er: die 100-Jahr-Feier der Kreishandwerkerschaft 2012, zeitgleich mit der 200-Jahr-Feier der Eichstätter Wiesn. „Da haben wir am Volksfestumzug richtig aufgetrumpft“, weiß er noch. Mehrere Innungen hatten Fußtruppen und Wagen gestellt. „Da hat sich gezeigt, wie unser Handwerk zusammenhalten kann.“ Dass er sich in den letzten Wochen bei verschiedenen Treffen nicht von allen verabschiedete, hat einen Grund: „Mich hätte die Rührung sicher übermannt.“

In den vergangenen Monaten arbeitete Höreth seine Nachfolgerin in ihre Aufgaben ein. Giuseppina Sichert (51) ist aber sozusagen vom Fach, leitete sie doch bis zum Tod ihres Mannes Xaver mit ihm zusammen einen Handwerksbetrieb. Und auch er war kein Unbekannter bei den Innungen, schließlich war er über 15 Jahre hinweg Obermeister der Metaller im Kreis Eichstätt. „Ich habe das Angebot bekommen, die Aufgabe zu übernehmen: ein schönes Zeichen des Zusammenhalts“, findet Sichert. „Bisher habe ich im Handwerk gearbeitet, jetzt arbeite ich für das Handwerk“, sagt sie überzeugt und schiebt lachend nach: „Ich bleibe bei meinen Handwerkern.“ Die kennen sie und sie kenne sie: „Ich stehe allen mit Rat und Tat zur Seite, auch weil ich weiß, wann und aus welchen Gründen man bei der Innung anruft“, sagt Sichert. Sie habe das oft und oft selbst getan. Jetzt stehe sie auf der anderen Seite – und hat auch schon ihre Ideen: „Mit ein wenig Digitalisierung die Bürokratie abbauen“, wolle sie. Und dann Zeit haben für wichtige Dinge: „Junge Leute ans Handwerk heranführen.“ Der Zukunft den Boden bereiten.

EK