Tettenwang
„Nach 31 Jahren wurde es Zeit“

Die Sanierungsarbeiten an der Tettenwanger Pfarrkirche St. Bartholomäus gehen zügig voran

05.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:37 Uhr

Stark verwittert, mit Algen besetzt und teilweise abgebröckelt zeigt sich der Außenputz an der 1991 letztmals renovierten Kirche. Foto: B. Hegenberger

Von Bernhard Hegenberger

Tettenwang – Alle Hände voll zu tun hatten und haben die Mitglieder der Kirchenverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Baureferat der Diözese Regensburg bei der dringend notwendigen Sanierung der Pfarrkirche St. Bartholomäus seit drei Monaten. „Nach 31 Jahren wurde es wahrlich Zeit, unsere Pfarrkirche dringend zu sanieren“, beschreibt Kirchenpfleger Anton Treffer die Lage treffend.

Seit Februar laufen die Arbeiten an dem 33 Meter hohen Turm und dem 16 Meter langem Kirchenschiff in der 430-Seelen-Pfarrgemeinde Tettenwang. Läuft alles weiterhin planmäßig, rechnen die Verantwortlichen mit einer Fertigstellung im Spätsommer.

Rund eine Million Euro hat der Kulturausschuss des oberbayerischen Bezirkstags Ende April für die Denkmalpflege in Oberbayern vergeben. Ein großer Teil dieser Summe fließt in den Landkreis Eichstätt und auch die Marktgemeinde Altmannstein ist bedacht worden. Fast 30000 Euro bekommt die Katholische Pfarrkirchenstiftung Tettenwang für die Renovierung der Fassade und des Dachstuhls sowie die Erneuerung des Glockenstuhls.

Gut 150 Stufen führen vom Aufgang bis auf die Zwiebelturmspitze am maßgeschneiderten Gerüst. „Ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft ich mit den Verantwortlichen den Kirchturm hochgestiegen bin“, resümiert Kirchenpfleger Anton Treffer. Einmal in der Woche treffen sich das Architekturbüro Christian Roßbauer zusammen mit den Handwerkern, der Kirchenstiftung Tettenwang und allen Verantwortlichen. „Bei diesen Treffen wurde oft erst sichtbar, welche Aufgaben dringend angegangen werden müssen, damit wir im Zeitplan bleiben“, so der 59-jährige Tettenwanger.

Die seit Wochen laufenden Zimmererarbeiten am Dachstuhl des Kirchenschiffs entpuppten sich als intensiver als geplant. Zahlreiche Zerrbalken und Dachsparren sind schadhaft und müssen ausgetauscht werden. „Jeder Balkentausch muss vorher mit dem Amt für Denkmalpflege besprochen und genehmigt werden“, schildert Anton Treffer das schwierige Unterfangen. Vor allem die Mauerlatte zeigte sich schlechter als erwartet, da viele Balken durch das Eindringen von Wasser morsch sind. Als Verbindungen nehmen die Zimmererleute hölzerne Eichendübel – keine Eisenschrauben. „Einen hervorragenden Job verrichtet die beauftragte Zimmerei aus Neustadt, welche bereits 17 Sparren ausgewechselt und neue Tragbalken eingebaut haben“, sagt der Kirchenpfleger. Der aus dem Jahr 1896 stammende Holzdachstuhl auf dem 16 Meter langen Kirchenschiff wird so zukunftsorientiert erneuert. Schließlich folgt zu guter Letzt das Aufbringen von Holzlatten für die neuen Tonziegel. Wegen der im Gotteshaus nistenden Fledermäuse erfolgt keine Verschalung. Schließlich werden die neuen Holzbalken mit Backsteinziegel „Bayern-Format“ mit 16 mal 25 Zentimeter untermauert. Die alten Vollziegel wurden vor etwa 130 Jahren in Tettenwang selbst gebrannt.

Und damit ist es noch nicht genug: Viel Arbeit gibt es derzeit im Glockenturm, wo die drei Bronzeglocken mit 635, 470 und 280 Kilogramm aufgrund der schadhaften Halterung „abgehängt“ werden mussten, damit der alte Glockenstuhl aus Eisen entfernt werden konnte. „Es ist unglaublich, wie der Zahn der Zeit auch an den Eisenbefestigungen genagt hat“, schildert Anton Treffer. So erklärt sich auch, dass die drei Bronzeglocken außer Funktion sind. Sobald der neue Glockenstuhl aus hartem Eichenholz eingebaut ist, können die Glocken wieder an ihren Platz zurück.

„Gott sei Dank ist der 1970 mit Kupferblech bestens verschlagene Zwiebelturm in guter Verfassung und benötigt nur minimale Ausbesserungen“, beschreibt Treffer. Das Giebelkreuz am Kirchenschiff sowie das Turmkreuz auf 33 Meter Höhe werden vergoldet. Dann erfolgt auch die Verlegung und der Anschluss der elektrischen Stromleitungen im gesamten Kirchenbereich. Ein neuer Blitzschutz ergänzt die Arbeiten.

Die aus Eichenholz gefertigten vier Lammellenfenster von den Schalllöchern an den vier Himmelsrichtungen werden derzeit ertüchtigt. Stillgelegt ist seit Wochen auch die teilmechanische Kirchenuhr, die künftig durch vollelektrische Stellmotoren erneuert wird. „Die künftige Uhrzeit kommt elektronisch von der Atomuhr in Frankfurt und wird über die Sakristei direkt zum Turm übertragen“, erzählt der Kirchenpfleger. Ebenso werden derzeit die vier schwarz-weißen Zifferblätter mit einem Durchmessen von 170 Zentimetern saniert. Sehr zur Freude des Kirchenpflegers werden die Kosten für die Sanierung der Kirchenuhr von der Marktgemeinde getragen, da die Zeitansage im öffentlichen Interesse liegt. Nach diesen Arbeiten wird mit den Maurerarbeiten begonnen, bevor dann die Trockenlegung der Kirche in den heißen Sommermonaten ansteht. Schließlich folgen die Malerarbeiten, bevor die Natursteinarbeiten im Außenbereich angepackt werden.

Schlag auf Schlag soll es somit die nächsten Monate auf der kirchlichen Baustelle voran gehen. Trotz eines diese Woche aufgebauten Gerüstes in Innern des Gotteshauses können vorerst die Gottesdienste gefeiert werden. Das Gerüst im Altarraum dient zur Abstützung der Stuckdecke und Sicherung des Marien-Altars auf der linken und des Antonius-Altars auf der rechten Seite.

Auf dem langgestreckten Kirchenschiff wird das rote Ziegeldach wegen Schadhaftigkeit erneuert, ebenso die Dachrinnen. Die an der Nordwand des Presbyteriums angefügte zweigeschossige Sakristei sowie das an der Westseite rundbogige Portal mit der zweiflügeligen Kirchentür sind ebenso dringend sanierungsbedürftig. „Das unter dem Emporenfenster in die Fassade eingelassene Kriegerdenkmal zeigt ebenso Schäden und wird von der der Marktgemeinde Altmannstein in Zuge der Außenrenovierung erneuert“, sagt der Kirchenpfleger. Fest steht auch schon der Silikat-Farbanstrich: „Wir bleiben beim selben gelb-beigen Farbton“, so der Kirchenpfleger. Ferner werden die sechs Bleikristallfenster restauriert – vier davon zeigen die Evangelisten Lukas, Markus, Matthäus und Johannes. Das am stärksten in Mitleidenschaft gezogene Eingangsportal an der Wetterseite der Kirche benötigt ebenso eine Ausbesserung.

Sobald die Außenrenovierung im Spätherbst abgeschlossen ist, startet die Renovierung im inneren des Gotteshauses im Frühjahr 2023. Der letzte Anstrich ist hier schon 20 Jahre her. Des Weiteren steht die Restaurierung der Heiligen-Figuren, der Altäre, der Kanzel und Empore mit Orgel an.

Im letzten Teilabschnitt geht es dann um die schadhaften Kirchhofsmauern, welche starke Putzschäden durch eindringende Feuchtigkeit an der Mauerkronenabdeckung aufweisen.

DK