Eichstätt
Musik-Netz Eichstätt feiert Jubiläum: „Das Schiff seetüchtig gemacht“

Am Samstag Jubiläumskonzert zum 20-jährigen Bestehen

05.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:33 Uhr

Konzerte, Aufführungen, Schülervorspielen und Workshops gehören ebenso zum Repertoire des Musik-Netz Eichstätt wie die Lehrerkonzerte. Zum 15-jährigen Bestehen des Vereins 2017 traten die Musiklehrer im Hofgarten auf. Foto: Archiv

Eichstätt – Am Samstag, 9. Juli, feiert das Musik-Netz Eichstätt sein 20-jähriges Bestehen und lädt zu einem großen Jubiläumskonzert in den Festsaal des Alten Stadttheaters ein. Wir sprachen mit Christine Köhnlein, Vorsitzende des Vereins, und Lydia Tyrakowski-Cebulla, Gründungs- und Vorstandsmitglied des Musik-Netz, über die Entwicklungen im Verein und ihre Gedanken zum Jubiläum.

Frau Tyrakowski-Cebulla, wie blicken Sie auf zwei Jahrzehnte des Musik-Netz zurück?
Lydia Tyrakowski-Cebulla: Für mich ist es wie ein kleines Wunder, dass wir das Schiff „Musik-Netz“ durch die hohen Wellen steuern konnten. Denn die Anfänge als Vereinigung freiberuflicher Musiklehrkräfte im Jahr 2002 waren alles andere als leicht: Drei Lehrerinnen mieteten eine ausgekernte Fahrradgarage in der Gottesackergasse an, renovierten sie auf eigene Kosten und begannen zusammen mit anderen Lehrkräften ihre selbstständige Tätigkeit. Dass die Musikschule Eichstätt ebenfalls gerade ihr 20-jähriges Jubiläum gefeiert hat, ist kein Zufall, gingen doch beide Institutionen gleichzeitig aus der aufgelösten Sing- und Musikschule der Stadt hervor. Die Treue der Schülereltern hielt uns damals erst einmal über Wasser, aber die erste ‚Welle‘ bis zur Vereinsgründung 2006 zu überstehen, war schwierig.

Frau Köhnlein, Sie kamen 2013 in den Vorstand. Wie haben Sie die Entwicklung des Musik-Netz seither erlebt?
Christine Köhnlein: Das zehnjährige Jubiläum 2012 hat die öffentliche Wahrnehmung des Vereins nachhaltig verbessert und uns einen sehr guten Anschub gegeben. Nachdem 2013 das Kultusministerium die Zertifizierung aller Musiklehrer einforderte, flossen mehr Zuschüsse und wir konnten viele Leihinstrumente anschaffen, was wiederum viele neue Schüler anzog. Aktuell besteht der Verein aus insgesamt elf selbstständig tätigen Musiklehrkräften und betreut knapp 200 Schüler. Außer in den zentralen Räumen in der Gottesackergasse unterrichten wir auch am Willibald-Gymnasium, in der Montessorischule, in der Schule Schernfeld, in Pfünz und im Historischen Pfarrhof Hofstetten.

Welches waren für Sie die Höhepunkte in 20 Jahren Musik-Netz?
Tyrakowski-Cebulla: Das Musik-Netz ist ja seit seinen Anfängen regelmäßig bei allen festlichen Anlässen in der Stadt Eichstätt wie den Kulturtagen und beim Altstadtfest präsent. Hervorzuheben sind allerdings das Renaissancefest auf der Burg 2004 und das Stadtjubiläum in Eichstätt 2008, wo unsere Musikgruppen sogar historisch kostümiert dabei waren. Unvergessen sind aber auch die Christmetten in Dom und Erlöserkirche, im ehemaligen Gefängnis, in der Gottesackerkirche und an unzähligen weiteren Orten. Insgesamt schauen wir auf nicht weniger als 17 Jahreskonzerte der Schülerinnen und Schüler zurück. Höhepunkte waren auch immer unsere Lehrerkonzerte, zuletzt 2017 im Hofgarten zum 15-jährigen Bestehen des Vereins. Und 2021 hat das Musik-Netz den Kulturpreis der Eichstätter Kulturstiftung bekommen. Dies zeigt, dass die kontinuierliche Arbeit des Vereins und seine Musik gut in der Öffentlichkeit angekommen sind.

Sie sprechen von einem ‚kleinen Wunder‘, dass das Schiff durch die hohen Wellen gesteuert werden konnte. Ist das Musik-Netz nun in ruhigeren Gewässern?
Tyrakowski-Cebulla: Ich würde eher sagen, dass das Schiff nun sehr gut weitersegeln könnte, wenn es nicht immer wieder neue Herausforderungen gäbe. Die Corona-Pandemie ist nicht spurlos an uns vorübergegangen. Wir haben einen Einbruch der Schülerzahlen erlebt; der Elementarunterricht fiel lange aus und viele sind beim Online-Unterricht ausgestiegen. Die Neuanmeldungslage ist allerdings gut, nun fehlen jedoch Lehrkräfte. Die Neurekrutierung von pädagogisch zertifizierten Musiklehrkräften gestaltet sich sehr schwierig. Nachwuchssorgen innerhalb des Vereins und seiner Ehrenamtsarbeit kennen wir wie viele Vereine ebenfalls.

Wie resümieren Sie Ihre Erfahrungen der letzten 20 Jahre im Musik-Netz?
Tyrakowski-Cebulla: Ich bin sehr dankbar für den menschlichen Zusammenhalt, das immer wieder neue Zusammenfinden der im Musik-Netz tätigen Menschen und die Treue, die unzählige Schüler uns über Jahre gehalten haben. Jenseits aller Vorstandssorgen hat die Arbeit eine eigene Dynamik entwickelt und uns gezeigt, dass man gar nicht immer alles im Griff haben muss, sondern immer neue Türen aufgehen. Das Musik- und Konzertgeschehen, die Momente zu erleben, wenn jedes Kind, jeder Jugendliche beim Musizieren sein Bestes gibt, das liefert zudem unglaublich viel positive Energie, die das Schiff auch über die nächsten hohen Wellen tragen wird – davon bin ich überzeugt.
Köhnlein: Mir macht die Arbeit als Vereinsvorsitzende und Musiklehrerin sehr viel Freude, weil wir – trotz aller Herausforderungen – ein harmonisches und offenes Lehrerteam sind. Nach den Corona-bedingten Auflagen der letzten beiden Jahre freue ich mich sehr, dass wir beim Jubiläumskonzert endlich wieder in festlichem Rahmen unbeschwert musizieren können. Neben Beiträgen von Schülern und Lehrern wird es am kommenden Samstag einen Rückblick, wie es mit der ehemaligen Fahrradgarage weiterging, und eine Fotoausstellung geben.

EK


Das Gespräch führte Dagmar Kusche

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Das Jubiläumskonzert des Musik-Netz findet am Samstag, 9. Juli, um 18 Uhr im Festsaal des Alten Stadttheaters statt. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Bereits ab 17 Uhr ist im Treppenaufgang des Stadttheaters eine Fotoausstellung zu besichtigen.