Aschbuch
Meister der Parodie entfacht humoristischen Großbrand

Gelungener Start des Feuerwehr-Jubiläums in Aschbuch: Comedian Chris Boettcher begeistert sein Publikum

19.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:11 Uhr

Bestens unterhalten hat Chris Boettcher das Publikum bei seinem Gastspiel in Aschbuch. Fotos: Nusko

Von Hans Nusko

Aschbuch – Mit einem Gastspiel von Chris Boettcher hat am Mittwochabend das dreitägige Programm der Feuerwehr Aschbuch/Kirchbuch anlässlich deren 140-jährigen Bestehens begonnen. Dabei entfachte der in Ingolstadt geborene Comedian im Festzelt einen humoristischen Großbrand.

Gezündet wurde das unter dem Motto „s‘Beste“ stehende verbale und musikalische Feuerwerk mit einer eigens zu Aschbuch getexteten Hymne. Darin hieß es zum Beispiel, statt Berliner Luft gebe es im Beilngrieser Ortsteil eher „Tönnies Abfallduft“. Jedoch mache das „Asam wieder wett mit eau de toilette“. Gleich danach präsentierte Boettcher den rund 200 Besuchern Oktoberfesthits mit auf Corona umgeschriebenen Textzeilen, von „Viva Coronia“ über „Resi, i hol di mit der Maske ab“ bis hin zu „Mit Atemnot durch die Nacht.“ Doch es ging nicht nur um die Pandemie. Zu Franz Beckenbauer, der per wahrem Kaiserschnitt geboren worden sei, passe „Gute Freunde, die kann man kaufen“, für Ex-Kanzler Gerhard Schröder treffe „Ich will Spaß, ich will Gas“ zu und im Umfeld der CSU heiße es im Zusammenhang mit Maskengeschäften: „Das ist die perfekte Welle, da kassiere ich auf die Schnelle.“ Den Vatikan betreffend sei „Es gibt Millionen Ministranten“ naheliegend.

Von Minute zu Minute wurde dann deutlicher, welch meisterhafter Parodist in Boettcher steckt. Als Paradefiguren dienten dabei Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg und Peter Maffay. Deren Gespräch in einer Wohngemeinschaft für Senioren, das mit Textteilen aus ihren Songs gespickt war, zählte zu den vielen Höhepunkten. Aber auch ein Howard Carpendale oder ein Oliver Kahn waren unter dem Zeltdach zu hören. Letzterem entfuhr wiederholt ein „Immer dieser Druck“. Genauso heißt das aktuelle Live-Programm von Boettcher. Teile davon flossen auch in Aschbuch in die „s‘Beste“-Version ein, die der Comedian offenbar speziell bei Vereinsfesten wie dem in Aschbuch darbietet. Dort ließ er sich auch über Fernsehgestalten wie den Bachelor oder die Shopping-Queen aus. Zudem ging er auf die Serie „Bauer sucht Frau“ ein: „Wir Bauern werden von der Politik ignoriert, wie schön, dass uns RTL sexuell noch stimuliert.“

Aber auch andere Auswüchse des Zeitgeists stellte der 58-Jährige an den Pranger. So demonstrierte er anhand verschiedener Liedtexte sprachliche Phänomene, die auf das Gendern zurückzuführen sind. Zudem sezierte er das „hulapalu“ eines „Großmeisters der alpenländischen Reimkunst“, der damit die „höchste Stufe inhaltlicher Sinnlosigkeit erreicht“ habe. Während des rund zweistündigen Bühnenprogramms wurde wiederholt auch das Sprachtalent von Boettcher deutlich. Für wahre Lachsalven beim Publikum sorgten ein Dialog zweier sächsischer Hausfrauen über das Impfen und vor allem die Schilderung des mit Hindernissen gespickten Versuchs eines hochbetagten Ehepaars, nochmals eine Liebesnacht anzubahnen. Natürlich durften auch das unverwechselbare Idiom des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger und daraus resultierende Missverständnisse nicht fehlen. Mit skurrilen Kostproben einer für Erwachsene nicht durchschaubaren Jugendsprache zeigte Boettcher ein Fortschreiten sprachlicher Dekadenz auf. Dazu passe, dass sich nun sogar Liedtexte nicht mehr reimen würden. Nicht zuletzt spielten auch gesellschaftspolitische Missstände eine Rolle. Boettcher prangerte die häufig unterschiedliche Bezahlung von Mann und Frau an und stellte fest: „Bist du als Frau geboren, hast du finanziell verloren.“

Nachdem der Comedian bei der zweiten Zugabe auch noch seinen Wiesnhit „Zehn Meter geh‘“ präsentiert hatte, gab es erneut tosenden Applaus. In Anlehnung an einen Refrain bei diesem wohl bekanntesten Lied Boettchers war sich das Publikum im Aschbucher Festzelt trotz einiger Tonprobleme zu Beginn der Vorstellung einig: „Mei war des schee.“

Einem Sprichwort zufolge kommt das Beste ja erst zum Schluss. Soll dies auch für das Feuerwehrfest in Aschbuch gelten, müssen sich die Organisatoren bei dessen Fortsetzung an diesem Freitag und am Samstag mächtig ins Zeug legen, um die sehr gelungene Veranstaltung am Mittwochabend noch zu übertreffen.

DK