Kelsbach soll hochgestuft werden
Markt Pförring beantragt Änderung, um den Hochwasserschutz zur Aufgabe des Freistaats zu machen

12.07.2024 |

Im Januar 2011 zeigte sich die Kels von ihrer wilden Seite und trat beim Wehr der einstigen Tormühle über das Ufer. Das veranlasste den Gemeinderat, ein Hochwasserschutzkonzept in Auftrag zu geben.

Das Hochwasser im Juni 2024 hat erneut aufgezeigt, dass die Gefahr von flächendeckenden Überschwemmungen insbesondere von kleineren Gewässern, wie dem Kelsbach, ausgeht. Da der Hochwasserschutz auf Gemeindegebiet nicht möglich ist, sieht der Markt den Freistaat in der Pflicht und beantragt die Höherstufung des Gewässers.

Die Kels entspringt nordwestlich von Kasing und durchquert die Gemeindegebiete von Oberdolling und Pförring, bevor sie nordöstlich von Irnsing in die Donau mündet. Das unscheinbare Bächlein hat damit eine Länge von 22 Kilometern und ein Einzugsgebiet von 81 Quadratkilometern. Dennoch ist der Bach als Gewässer dritter Ordnung eingestuft. Damit sind die Gemeinden für Ausbau und Unterhalt verantwortlich.

Schon seit 2009 beschäftigt sich der Pförringer Gemeinderat mit der Hochwasserfreilegung. Unter dem Eindruck der Schmelzwasserflut im Januar 2011 wurde bereits im März desselben Jahres einstimmig beschlossen, ein „integrales Hochwasser- und Rückhaltekonzept“ erstellen zu lassen. Das Ergebnis, das im Juli 2013 vorgestellt wurde, war freilich ernüchternd: Neben technischem Hochwasserschutz, sprich Mauern, im Ortsbereich von Pförring wären dem Gutachten zufolge Rückhaltebecken auf Pförringer, Köschinger und Oberdollinger Flur auf einer Fläche von 70 Hektar und mit Stauhöhen bis zu neun Metern notwendig. Die Gesamtkosten wurden damals auf 7,7 Millionen Euro geschätzt.

Lokale Schutzmaßnahmen lassen sich nicht realisieren

Da Fördergelder nur fließen, wenn das gesamte Konzept umgesetzt wird, hoffte man zuletzt, lokale Schutzmaßnahmen mit dem Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) zu realisieren. Doch dem ALE fehlen Geld und Personal. Da sich der Markt Pförring weder rechtlich noch finanziell in der Lage sieht, den Hochwasserschutz zu realisieren, hat der Gemeinderat jetzt beschlossen, die Höherstufung des Kelsbachs zu einem Gewässer zweiter Ordnung zu beantragen. Damit wäre der Freistaat in der Pflicht.

Wenn früher der Bürgermeister seine Bürger schnell informieren wollte, dann schickte er den Gemeindediener mit Bekanntmachung und Glocke zum Ausläuten. Heutzutage funktioniert das bequem übers Internet. Doch auch hier gibt es große Unterschiede in der Reichweite. Während die Homepage einer Gemeinde im Durchschnitt pro Monat nur von drei bis fünf Prozent der Bürger besucht werde, habe eine Bürger-App eine Nutzerquote von 50 bis 80 Prozent, erklärte Dominik Schweiker. So bringe es die Altmannstein-App auf 75 Prozent, die Kelheim-App gar auf stolze 87 Prozent, sagte der Geschäftsführer der Firma Cosmema, zu deren Kunden inzwischen rund 500 Kommunen in 53 Landkreisen zählen.

Bürger per Push-Nachricht informieren

Der größte Vorteil: Während die Internetseite nur aufgerufen wird, wenn jemand konkrete Informationen sucht, versetzt eine Bürger-App die Gemeinde in die Lage , ihre Bürger über wichtige Ereignisse – wie zum Beispiel beim jüngsten Hochwasser – in Echtzeit per Push-Nachricht informieren. Darüber hinaus würden sämtliche Informationen aus dem Rathaus automatisch von der Gemeinde-Homepage übernommen.

Die hohe Akzeptanz erreiche die App auch deshalb, weil sie eine kostenfreie Plattform für alle gesellschaftlichen Bereiche sei, sagte Schweiker und nannte als Beispiele die Vereine und Institutionen wie Schule, Kindergarten oder Bücherei. „Wir wollen, dass der Bürger alles findet“, so Schweiker. Die Einrichtung der App kostet einmalig 4329 Euro, die fortlaufende Betreuung 355 Euro pro Monat. Eine Entscheidung soll laut Bürgermeister Dieter Müller (CSU) in Absprache mit den weiteren Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft, Oberdolling und Mindelstetten, getroffen werden.

Glasfaserausbau wird deutlich teurer

Wesentlich teurer als ursprünglich gedacht wird der Ausbau der Infrastruktur für das allgegenwärtige Internet. Da die Deutsche Glasfaser den Vertrag für den eigenwirtschaftlichen Ausbau im Februar gekündigt hat, und auch kein anderer Anbieter diesen übernehmen möchte, hat sich der von der Breitbandberatung Bayern (BBB) geschätzte Zuschussbedarf von 4,5 Millionen Euro auf 9 Millionen Euro verdoppelt. 10 Prozent oder 900000 Euro davon bleiben an der Gemeinde hängen. „Und das für eine Aufgabe des Bundes“, schimpfte Bürgermeister Dieter Müller (CSU).

Frühestens 2029 jede Adresse ans Glasfasernetz angeschlossen

Bis die 1567 Adressen in Pförring, Wackerstein und Dötting sowie Lobsing, Forchheim, Pirkenbrunn und Waidach ihren Glasfaseranschluss im Haus haben, wird es laut Walter Huber noch eine ganze Weile dauern. Huber rechnet mit einem Jahr für die Auswahl der Firma, einem weiteren für die Zuschussgenehmigung und mit drei Jahren für den Ausbau, so dass frühestens 2029 jede Pförringer Adresse ans Glasfasernetz angeschlossen sein wird. Mit einer Einschränkung: Die Gigabit-Richtlinie 2.0 fördert keine Erschließung von Adressen in Neubaugebieten, nur die Zuführung zum Neubaugebiet. Wenn die Gemeinde keinen regionalen Netzbetreiber für einen eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau findet, so ist auf Basis des DigiNetz-Gesetzes (Paragraf 77i) die Kommune verpflichtet, die notwendige passive Infrastruktur wie Rohrverbünde, Grundstücksanschlüsse und gegebenenfalls Verteilerschränke zu verlegen. Der Gemeinderat beschloss die weitere fachliche Begleitung für rund 21000 Euro an die Firma BBB zu vergeben.

Der Antrag von Anliegern, Pettenweg, Hadrianstraße und zum Teil auch die Max-Pollin-Straße für Lkw über 7,5 Tonnen zu sperren, wurde abgelehnt, da man eine Verlagerung zum Mittersteigweg befürchtet, an dem der Kindergarten liegt. Bürgermeister Müller wird an die Chefs der Gewerbebetriebe appellieren, die Zufahrt über die B 299 zu nutzen. Wenn das nicht fruchtet, sollen Tonnagebeschränkungen doch noch erfolgen.

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