Eichstätt
Live aus dem Spiegelsaal

Die BR-Klassik-Sendung Tafel-Confect überträgt wieder ein Gesprächskonzert vom Musikfest Eichstätt

09.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:33 Uhr

Bei der BR-Klassik-Sendung Tafel-Confect waren so außergewöhnliche Instrumente wie ein Großbasspommer zu sehen und zu hören. Foto: Klenk

Von Katrin Poese

Eichstätt – Es ist einer der Höhepunkte des Musikfestes Eichstätt und ein Anziehungspunkt für Neugierige: Als am Sonntagmittag der Bayerische Rundfunk live vom Festival und aus dem Spiegelsaal der Residenz sendete, hatte sich viel Publikum eingefunden, um dabei zu sein. Zum ersten Mal seit 2019 war die BR-Klassik Sendung „Tafel-Confect“ wieder zu Gast – denn das Musikfest konnte erst heuer wieder mit Publikum und wenigen Einschränkungen stattfinden.

Nicht zum ersten Mal hatte das Technikteam des BR dafür die Residenz verkabelt und mikrofoniert – die Live-Sendung sonntags um 12.05 Uhr gehört seit Jahren als fester Bestandteil zum Festival. Doch nicht nur für das Publikum an den Radios lohnt sie. Auch für Interessierte an Ort und Stelle ist der Programmpunkt immer eine Gelegenheit, in kurzer Zeit viele Kuriositäten zu hören und näher kennenzulernen – und sie eben auch zu sehen.

Und die Zusammenstellung in diesem Jahr war auf jeden Fall sehenswert: Auf der Skala der Kuriosität ganz oben war sicherlich der Großbasspommer oder Bombardone, ein drei Meter langes Holzinstrument, das diagonal auf einem Ständer liegend gespielt werden muss. „Es erinnert mich ein bisschen an ein Alphorn“, sagte BR-Klassik-Moderator Christian Schuler im Gespräch mit Musiker Adrian Rovatkay. Der klärte gleich auf: „Es ist eigentlich eine Schalmei.“ Das sorgte im Publikum für erstauntes Gelächter, denn der Bombardone mit seinem tiefen, knarzenden, knatternden Klang hat mit einer Schalmei vom Charakter her wenig gemein, doch sie werden beide mit einem Doppelrohrblatt gespielt, wie man erfuhr.

Ähnliches Spezialwissen der Alten Musik erhielt man auch von Roland Wilson, der mit seinem Ensemble Musica Fiata auf dem Musikfest zu Gast war. In der Live-Sendung erfuhr man, dass sein gebogenes Instrument namens Zink trotz seines trompetenähnlichen Klangs eigentlich aus Holz gebaut ist und dass es früher von den Stadtpfeifern verwendet wurde, um die Stunde vom Turm zu blasen. Die Sopranistin María Cristina Kiehr plauderte mit Christian Schuler darüber, wie sie zu ihrem speziellen Repertoire, iberischer Musik aus dem 16. Jahrhundert, gefunden hat, ehe sie gemeinsam mit Lautenist Ariel Abramovich etwas davon live präsentierte. Eine historische Form der Harfe, wie man sie im 16. Jahrhundert in Italien verwendete, hatte Vincent Kibildis dabei. Er spielte sie im Stehen mit einem erstaunlich präzisen, kernigen und vollen Klang. Mit dem Moderator unterhielt er sich darüber, was an der Musik vergangener Jahrhunderte spannend ist: „Ich denke, ich bin nicht alleine damit, dass die Alte Musik eine Klangwelt ist, die man ganz neu entdeckt“, sagte er.

Die Sendung erlaubte auch einen Einblick hinter die Kulissen des Musikfestes. Christian Schuler wollte von Festivalleiterin Heidi Gröger wissen, ob sie während der Corona-Zeit Angst um ihr kleines Festival für Alte Musik gehabt habe. Die klärte auf: Nein, der Verein für Alte Musik Eichstätt habe das Musikfest während dieser schwierigen Zeit gut abgesichert. „Dort sind wundervolle Menschen Mitglied, die das Festival von hinten stützen und fördern.“ Trotzdem sei die Erleichterung groß, dass das Musikfest jetzt zurück ist, zum Teil mit neuen Formaten. Open-Air-Events wie das gut besuchte Samstagskonzert im Hofgarten soll es wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren wieder geben, sagte Gröger. Auch das Live-Publikum im Spiegelsaal hat es offensichtlich genossen, dass das kleine Festival für Alte Musik endlich wieder zurück ist in der Stadt.

EK