Kösching
Lehrer im und nach dem Krieg

Köschinger Lehrkraft Hanns Kröner geriet in Gefangenschaft

16.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:20 Uhr
Friedrich Lenhardt

Anpflanzen von Bäumen im Ziegelsgrund: Lehrer Hanns Kröner und seine Frau Betty beim Arbeitseinsatz 1938 mit Schülern. Foto: Lenhardt,Archiv Kösching

Von Friedrich Lenhardt

Kösching – Die zentrale Gestalt der Erziehung in Kösching, leider auch der im Sinne des Nationalsozialismus, war Hanns Kröner, geboren in Freising am 10. Juni 1902. Er kam am 17. April 1934 aus Wettstetten an die Knabenschule Kösching, als mit Franzjosef Schnurer die Zentralfigur zwischen den Kriegen nach Ingolstadt mit Hilfe der Partei aufgestiegen war. Damit war seine gesellschaftliche Position gesichert. So konnten Lehrer Hanns Kröner und Batty Kröner, geb. Greiner aus Bayreuth, ihre Vermählung bekannt geben und die „Dienstwohnung I. Ordnung“ im Knabenschulhaus beziehen. Er trat in die Partei ein und war natürlich auch Mitglied im Nationalsozialistischen NS-Lehrerbund.

Mit einer solchen im Zeitgeist vorbildlichen Haltung wurde er zum 1. September 1935 Schulleiter, eine Position, die mit der Parteistellung als Amtsleiter für Erziehung und Führer des Jungzugs der Hitlerjugend verbunden war. Als Jugendführer achtete er mitunter mit sehr fraglichem Druck darauf, dass alle seine Schüler der HJ beitraten. Das war im April 1936 erreicht, und die Schule erhielt das Recht zum Hissen der HJ-Fahne, gleiches strebte er mit der Schulgemeinde und den Eltern an.

1936 wurde Kröner auch Schulleiter der zusammengelegten Knaben- und Mädchenschule und damit auch Dienstvorgesetzter der Klosterschwestern.

1939 wurde das mit der Ernennung zum Hauptlehrer und 1940 zum Rektor beantwortet. Anfang 1940 hielt er noch eine Ansprache an sämtliche Schüler und Mütter, Lehrer und Lehrerinnen: Schule und Krieg! Dann holte ihn selbst der Krieg ein.

Im Oktober 1940 erhielt er einen Gestellungsbefehl nach Düsseldorf und war nun für wenige Wochen „Kanonier Kröner“. Im Frühjahr 1943 wurde er zum Grenadier-Ersatzbattaillon nach Ingolstadt in die Friedenskaserne einberufen. Noch kam er an seine Schule zurück und wurde im Auftrag der Partei als Kreisschulbeauftragter im Juni 1944 an die Lehrerbildungsanstalt nach Polling geschickt. Ende August 1944, so berichtet die Klosterchronik, „wurde H. Schulleiter H. Kröner wieder zu den Waffen gerufen. Trotzdem er sehr schlecht sieht, mußte er nach Scherannitz in Oberkrain zum Landesschutz“. Hier geriet er in Kriegsgefangenschaft und in ein Arbeitslager, wo er „schwere Pakete und Kisten“ schleppen musste. Als seine letzte Adresse gab der Köschinger Bürgermeister Lorenz Mayerhofer bei der Spruchkammer Ingolstadt-Land das Lagerlazarett an: „Der Lehrer Hans Kröner, der früher als Rektor an der Volksschule in Kösching war, befindet sich noch in jugoslawischer Kriegsgefangenschaft. Seine Anschrift lautet: Hans Kröner 20/127780 Smed Palanka z. Zt. Lazarett rad. batl. 20 Zaroblij Jugoslawya. Kösching, den 7. 12. Mayerhofer.“ Das ersparte ihm bei der Entnazifizierung eine weitere Verfolgung wegen seines übermäßigen Engagements im NS-System, die er zu erwarten hatte. Man sah seine Schuld durch die jugoslawische Kriegsgefangenschaft als abgebüßt an.

Der Spruchkammerbescheid teilte unterm 21. Dezember 1948 mit: „Das Verfahren gegen Kröner Hans wir auf Grund der Heimkehreramnestie, verlautbart im Mitteilungsblatt des Bayerischen Staatsministerium für Sonderaufgaben vom 6. 4. 1948 eingestellt. Die Kosten des Verfahrens wurden auf die Staatskasse überbürdet.“

Nach dem Krieg geriet Betty Kröner in Streit mit der Gemeinde, weil sie die Lehrerwohnung nicht verlassen wollte. Wann Hanns Kröner aus der Gefangenschaft entlassen wurde und nach Kösching zurückkam, ist noch nicht bekannt. Er soll nach Münchsmünster gegangen sein und dort die Schulleitung übertragen bekommen haben. Auch das konnte nicht verifiziert werden. Ebensowenig ist hier bekannt, wann er gestorben ist.

DK