Böhmfeld
Lammkönigin Katja Geiger besteigt den Thron

Am Wochenende wird die Böhmfelderin in ihr Amt eingeführt

11.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:29 Uhr

Lämmer wie dieses wird Katja Geiger in den nächsten zwei Jahren als „Altmühltaler Lammkönigin“ oft in der Hand halten. Für das Amt hat die 23-Jährige, die mit ihrer Familie kurz nach ihrer Geburt nach Böhmfeld gekommen ist, drei Dirndl im Schrank hängen. „Die trage ich sonst nur auf Volksfesten“, sagt die Studentin und lacht. Fotos: Schönach

Von Lina Schönach

Vorsichtig steigt Katja Geiger über den roten Weidezaun. Die goldene Krone mit dem Lamm in der Mitte soll nicht verrutschen. Auf der Wiese stehen 100 braune und schwarze Schafe. Schafhalter Karl Strauß hat für die 23-Jährige ein Lamm eingefangen und legt es ihr in den Arm. „Die Katja“, sagt der 28-Jährige, „ist ein Naturtalent“. Katja lacht.

Das macht sie oft an diesem Nachmittag. Obwohl das Lamm nicht so will wie sie. Die junge Frau mit dem weiß-grün-rosanen Dirndl beruhigt das zwei Monate alte Tier. Bei ihrem ersten Besuch im Stall habe er gemerkt, wie selbstbewusst Katja sei und wie liebevoll sie mit den Ziegen und Lämmern umgehe. „Sie wird das Amt der Lammkönigin gut ausführen“, meint der 28-Jährige Böhmfelder. Katja lacht.



Im März hat sie einen Beitrag bei TV Ingolstadt gesehen und erfahren, dass der Naturpark Altmühltal eine neue Lammkönigin suchte. „Beim vergangenen Mal hatte ich überlegt, ob ich mich bewerbe. Ich hatte gedacht, die nehmen nur Schäferinnen.“ Diesmal wollte es die 23-Jährige versuchen – „sonst hätte ich es wahrscheinlich bereut“.

Der Lamm-Auftrieb ist der erste Termin

Lebenslauf, Motivationsschreiben und Foto schickte sie ab. Zwei Wochen später wusste sie, dass sie sich gegen vier Konkurrentinnen durchgesetzt hat. „Ich habe es sofort in die Familiengruppe geschickt“, erzählt die Studentin stolz. Alle hätten sich gefreut und sie sei froh gewesen.

Für die kommenden zwei Jahre repräsentiert die Böhmfelderin, die in Lörrach (Baden-Württemberg) geboren ist, das „Altmühltaler Lamm“ und die Schäferkultur in der Region. Der Lamm-Auftrieb in Mörnsheim am Wochenende wird ihr erster großer Termin sein.

Klaus Holetschek (CSU), der bayerische Gesundheitsminister, wird die Insignien überreichen und mit Katja eine Herde von 1000 Tieren anführen. „In diesem Amt kann ich nur dazulernen“, sagt sie. Nervös sei sie nicht. Eine Rede vor Menschen zu halten, traut sie sich zu. Die Böhmfelderin hat in der Eichstätter Garde und beim Rock-’n’-Roll-Tanzen Bühnenerfahrung gesammelt. Zahlreiche Pokale auf den drei weißen Brettern in ihrem Zimmer gegenüber der Tür zeugen davon. Ein kleines Holzschaf, das sie bei ihrer Vorstellung als Lammkönigin bekommen hat, steht daneben. Eine Trophäe ist so groß, dass sie zwischen zwei Brettern hindurchragt. Zweimal deutsche, einmal bayerische und sechsmal oberbayerische Meisterin ist Katja mit ihrem Bruder Sebastian geworden. „Aktivitäten im kulturellen Bereich haben wir gefördert“, sagt Mutter Beate. „Katja ist eine, die vorangeht“, erzählt die studierte Betriebswirtin und lacht. Genauso wie Katja.

Während eines Urlaubs auf Teneriffa habe die Familie einen Leguan aus der Ferne beobachtet. „Meine Tochter war die erste, die ihn gestreichelt hat.“ Man traue ihr sowas gar nicht zu, weil sie nicht extrovertiert wirke. „Aber Katja kann repräsentieren und liebt Tiere.“

Drei Hasen hat die 23-Jährige, die im vierten Semester Wirtschaftspsychologie in Hof studiert. Den Studienort hat sich Katja bewusst ausgesucht. Eine Großstadt wäre nichts für sie. Wenn sie nach Hof fahre, sehe sie die Wacholderheiden im Altmühltal. „Ohne unsere Schäfer gäbe es die nicht mehr. Und die sind wirklich toll.“ Über die Natur spricht sie gerne. Die grün-braunen Augen der zierlichen Frau leuchten. Sanft gestikuliert sie mit den Händen. Ihr silbernes Armband klackert leise, die Ohrringe in Brezenform wackeln hin und her.

Im Büro und mit Zahlen fühlt sich Katja wohl

Für Katja, die vor ihrem Studium eine Ausbildung zur Informatikkauffrau bei Audi gemacht hat und nach ihrem Abschluss wieder zurück möchte, ist die Natur der Ausgleich. „Ich wollte immer ins Büro und Zahlen gefallen mir.“ Das gebe Sicherheit. „Als Lammkönigin komme ich mit vielen Produktköniginnen in Kontakt und kann mich darüber austauschen. Meine Ausbildung hilft mir vielleicht.“ Das Amt sei eine Erfahrung, die nicht alle machen könnten.

Werben wird sie bei diesen Treffen, auf der Grünen Woche in Berlin oder dem Lamm-Auftrieb für die Produkte der Schäfer. Lamm isst die 23-Jährige gerne – „am liebsten Filet“, erzählt sie und lacht. „Das aus dem Altmühltal schmeckt durch unsere Kräuter einmalig.“ Die Familie kauft das Fleisch entweder beim Metzger in Böhmfeld oder beim Schafhalter Karl Strauß.

Den Stall des 28-Jährigen sieht Katja, wenn sie sich auf eine der beiden Bänke unter dem Kastanienbaum setzt – fünf Gehminuten von ihrem Elternhaus entfernt. Daneben liegt eine Wiese mit Klee, Löwenzahn und Gänseblümchen. Normalerweise grasen die Coburger Fuchsschafe von Strauß hier. Schafgeblöke ist gerade aus dem Stall zu hören; Traktoren fahren vorbei. „Der Ort passt gut zu mir“, sagt Katja, während ihre langen, dunkelbraunen Haare im Wind wehen.

EK