„Diese Instrumente hört man vielleicht einmal im Leben“ – dieser Satz, aufgeschnappt im Vor-Konzert-Geplauder des Publikums, beschreibt das Erlebnis perfekt. Das Duo Bassonore hatte am Samstagmittag im Spiegelsaal der Residenz zum Wettstreit zweier ganz tiefer Instrumente eingeladen: Großbasspommer und Großbassviolone.
Das Duett aus dem fagottähnlichen, in der Form etwas an ein Alphorn erinnernden Blasinstrument und dem historischen Kontrabass mit seinen Darmsaiten, deren tiefste so dick wie ein Kinderfinger ist, war für Augen und Ohren kurios. Das Festival setzte hier auf Musikvermittlung: BR-Klassik-Moderatorin Stefanie Bilmayer-Frank förderte im Gespräch mit den beiden Musikern viele Geschichten zu den Besonderheiten der Klangkörper und der gespielten Werke zutage.
„Etwas größenwahnsinnig“ nannte Großbasspommer-Interpret Adrian Rovatkay das Konzertprogramm – nicht nur auf die Ausmaße der Instrumente bezogen, sondern auch auf die musikalischen Herausforderungen. Denn Großbasspommer und Großbassviolone sind eigentlich „reine Funktionsinstrumente“ – dazu gedacht, das tiefe Register eines Ensembles zu verstärken und nicht dazu, solistisch zu spielen. Rovatkay und sein Kollege Dane Roberts ignorierten diese Tatsache und spielten sich durch Duette von der Renaissance bis zur Moderne.
So zum Beispiel in der „Bassnachtigall“, einem Werk des tschechischen Komponisten Erwin Schulhoff aus den 1920er Jahren: Rovatkay und Roberts teilten sich die Phrasen wie Vorsänger und Echo auf, das Blasinstrument mit seinem knatternden, rauen Klang und das Streichinstrument mit seinem knarrenden, summenden Charakter. In alten Werken wie „Pleni sunt coeli“ aus einer Messe von Josquin Desprez entwickelte das dunkle Duett eine dramatische Wirkung.
Mit einem Ausflug zu ihren Paradeinstrumenten, dem etwas kleineren Dulzian, einem historischen Fagott, und dem etwas kleineren Achtfußviolone zeigten Adrian Rovatkay und Dane Roberts, wie virtuos, ausdrucksstark, warm und knarz-frei sich Bassinstrumente in der Tenorlage bewegen können. Doch die Sympathieträger des Konzerts blieben die knorrigen Großbassinstrumente, die in einer dunkel rumorenden Version von „Das alte Schloss“ aus Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ noch einen weiteren Star-Auftritt hinlegten.
DK
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