Der Tag der Mobilmachung für den Ersten Weltkrieg war der 2. August 1914. Vor 110 Jahren war in Europa eine rund viereinhalb Jahrzehnte währende Zeit des Friedens zu Ende gegangen. Die Menschen umlagerten das Redaktionsgebäude des EICHSTÄTTER KURIER am Marktplatz in banger Sorge über jede Fernschreiber-Nachricht aus der Landeshauptstadt. Die Leute diskutierten bis tief in die Nacht hinein auf den Straßen.
Was die engere Heimat aufwühlte: In Eichstätt war das 21. Infanterie-Regiment des 3. Jäger-Bataillons stationiert. Die beiden Heimatzeitungen EICHSTÄTTER KURIER und „Eichstätter Volkszeitung“ kamen mit Sonderausgaben heraus. Hauptthemen: der Ausbruch des Ersten Weltkriegs, die Mobilisierung der Armee und der Fahrplan des Militär-Lokalzugs. Weitere Meldungen betrafen die Beschränkung des Alkoholgenusses in der Nähe der Bahnhöfe eine Stunde vor Abfahrt der Züge sowie die Öffnung der Läden bis nachts um 24 Uhr.
In den Wochen danach waren die Spalten der Zeitungen gefüllt mit Bekanntmachungen, ortspolizeilichen Vorschriften sowie Aufrufen der öffentlichen Stellen und natürlich mit Berichten zur Lage des Krieges. Bald kamen die ersten Siegesnachrichten dazu. Sie wurden teils euphorisch aufgenommen und es folgten Hurra-Rufe. Doch finden sich auch Nachrichten über Sorgen, was auf das Land, die Soldaten und auf die Bürger in der Heimat zukommen wird.
Denkmäler als Mahnung zum Frieden
Eine gewisse Verordnungs- und Regelwut war in der Kriegszeit ausgebrochen. Manchen Bürger erfasste ein „Heimatfrontdenken“. Zu lesen ist in den Zeitungen auch von „Gschaftlhubern“, die überall ihre Nasen hineinstecken und meinen, eine Art Staatsaufsicht treiben zu müssen. Eine sichtbare Erinnerung an die Kriege und Mahnung zugleich für Frieden einzustehen, ist das große Kriegerdenkmal auf dem Domplatz. Mahnmale stehen auch in den Dörfern und in den Kirchen. Das Eichstätter Denkmal mit dem Löwen auf hoher Säule am Domplatz wurde zum Gedenken der 22 Eichstätter Männer errichtet, die im Deutsch-Französischen Krieg 1870 und 1871 ihr Leben verloren haben. Die feierliche Enthüllung und Einweihung war am 28. Mai 1911. Mittlerweile sind in das ehrende Gedenken auch die Opfer des Ersten Weltkriegs (1914 bis 1918) und des Zweiten Weltkriegs (1939 bis 1945) einbezogen. Bei den alljährlichen Ehrentagen wird ebenso für die Getöteten durch Gewaltherrschaft, Terror und bei Flucht und Vertreibung gebetet.15 Jahre lang sammelten die Bürger eifrig Geld zur Errichtung des Kriegerdenkmals. Der Veteranenverein spielte sogar Theater, um mit den Eintrittsgeldern zur Finanzierung des Denkmals beizutragen.
Je länger der Krieg dauerte, umso öfter waren in den Zeitungen Nachrufe für gefallene Soldaten zu lesen. Darin stand beispielsweise: „Gefallen auf dem Felde der Ehre für Volk und Vaterland.“ Allein im „Heldenbuch der Stadt Eichstätt 1914 bis 1918“ stehen 302 Namen. 302 junge Männer, deren Leben zu früh zu Ende ging. Vor diesem Hintergrund ist es erschreckend, dass heute in Europa wieder Krieg herrscht.
EK
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